Alte Muster

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"Ich hätte nicht gedacht, dass sie soweit gehen" sagt Ludmila, nachdem ich ihr von meinem Tag erzählt habe. Wir sind bei mir, da bei ihr Zuhause Fede und Vilu sind. Mein Kopf ruht auf ihrem Schoß, während sie mit ihren Händen durch meine Haare fährt.
"Ich hab die Schnauze voll. Warum muss man sich denn so kindisch verhalten?" brumme ich genervt.
"Du musst einfach mal zurückschlagen" 
"Ja und wie?" frage ich schnippisch zurück.
"Keine Ahnung, irgendwas wird es schon geben"
"Ich will mich nicht auf dieses Niveau runterlassen"
"Aber du kannst es dir doch nicht die ganze Zeit gefallen lassen"
"Ich muss wohl damit leben. Ludmila, ich habe keine Lust noch mehr Probleme zu bekommen, also muss ich mich gut stellen mit denen"
"Die werden dir aber noch mehr Probleme machen und das will ich nicht"
"Aww hat da etwa jemand ein Herz?" necke ich sie grinsend, ernte jedoch einen bösen Blick.
"War doch nur ein Spaß"
"Der war schlecht"
"Sorry?" sage ich mit unschuldigen Blick, der Ludmila weich werden lässt.
"Lass uns noch was unternehmen, mir fällt sonst die Decke auf den Kopf" wechsle ich das Thema.
"Und was?"
"Keine Ahnung, lass uns Pizza essen gehen oder so. Ich hab eh Hunger" schlage ich vor.
"Na schön, aber du lädst mich ein"
"Wieso?"
"Weil du gemein zu mir warst und weil ich deine Freundin bin" 
"Aber natürlich, du darfst die größte Pizza nehmen die sie haben"
Ich rappel mich auf, küsse sie kurz und dann verlassen wir mein Zimmer.
"Wir gehen jetzt Pizza essen, keine Ahnung wann wir wiederkommen" teile ich meinen Eltern mit, die im Wohnzimmer sitzen.
"Da kommen wir direkt mit, wir wollten euch sowieso fragen, ob ihr mit uns essen gehen wollt" erwidert meine Mutter daraufhin.
"Wir wollen aber nicht mit euch essen gehen"
"Diego!" ermahnt mich Lu und wirft mir einen bösen Blick zu.
"Na schön" sage ich, nachdem ich genervt aufgestöhnt habe.
"Sehr schön, wir ziehen uns nur noch schnell um" 
Als die beiden weg sind verdrehe ich die Augen.
"Was hast du denn dagegen?"
"Sie sind anstrengend" brumme ich und lehne mich an die Wand im Flur, den wir mittlerweile erreicht haben.
"Ich mag sie" erwidert Ludmila und zieht sich ihre Schuhe an, während ich schnell in meine hineinschlüpfe.
"Achja?"
"Ja, sie sind immer so freundlich und liebevoll zu Naty und dir"
"Deine doch auch zu dir oder etwa nicht?"
"Doch klar, aber seitdem meine Eltern getrennt sind und wir mit Vilu und so zusammenleben komme ich mir nicht mehr so wertgeschätzt vor, jedenfalls nicht bei meiner Mutter. Violetta steht im Vordergrund"
"Oh man, du hast nie gesagt das deine Mutter sich so verändert hat"
"Weil es eigentlich nicht wichtig ist"
"Doch natürlich. Alles was mit dir zutun hat ist wichtig" 
"Du bist süß. Kitschig, aber süß"  grinst sie und tätschelt meine Wange.
"Ich weiß doch das du drauf stehst" zwinker ich ihr zu.
"Allerdings. Ich liebe diese Mischung aus Badboy und Softie"
"Bad Boy und Softie? Ich bin weder das eine, noch das andere"
"Doch, in abgeschwächter Form bist du das" widerspricht sie mir.
"Na gut, wenn du meinst, dann werde ich dir mal glauben" 
Ich lehne mich nach vorn und drücke meine Lippen auf ihre. Meine Hände legen sich an ihren Rücken und ziehen sie näher mich heran.
"Und du bist ein verdammt guter Küsser" nuschelt sie gegen meine Lippen.
"Dito" erwidere ich und beiße ihr auf die Unterlippe. Langsam löst sie ihre Lippen von meinen.
"Heb dir das für später auf" 
"Ich heb mir noch so einiges für später auf"
"Wir wären dann soweit" unterbrechen meine Eltern unsere Unterhaltung.

---

Wir suchen uns in der Pizzeria einen freien Tisch und als erstes gehen wir die Karte durch.
"Wollen wir uns eine Pizza teilen? Ich schaff nie eine ganze" macht Ludmi den Vorschlag.
"Ja, aber dann bestellen wir uns eine große, ich hab Hunger"
"Salami mit Käserand und doppelt Käse?" 
"Gott, deshalb liebe ich dich" schwärme ich von ihr und küsse sie.
"Und ihr beiden, wie läuft es im Studio?"
Meine Mutter kann wirklich die Stimmung ruinieren.
"Es läuft sehr gut. Wir machen momentan viel neues, weswegen es auch ziemlich schwer ist, aber wir haben Spaß" antwortet Ludmila.
"Kommst du hinterher Diego?" fragt meine Mutter dann an mich gewandt.
"Ja na klar. Ich weiß du hast immer einen anderen Eindruck von mir, aber ich gebe mir wirklich Mühe" erwidere ich genervt.
"Ich will nur wissen, ob alles gut läuft. Du musst wissen Ludmila, in Spanien hat Diego sich mit allem beschäftigt, nur nicht mit der Schule"
"Mamá, es reicht. Ich bin alt genug und du musst jetzt auch nicht wieder mit den 'Spanien- Zeiten' anfangen"
Meine Mutter versucht wirklich immer mich zu blamieren. Naty hat mal wieder Glück. Sie ist bei Marco, ihr bleiben solche Dinge immer erspart.
"Ich würde gern ein bisschen was von Diego von früher erfahren" grinst Ludmi mich von der Seite an. 
Wir bestellen und nebenbei erzählt meiner Mutter wieder die peinlichsten Geschichten über mich. Auch von Lara ist die Rede. Ludmilas Blick wird kritisch, was auch meiner Mutter auffällt, weswegen sie wieder den Fokus auf Peinlichkeiten von mir legt. Ich bin froh, als endlich die Pizza da ist und wir essen können. Ich nehme mir gerade mein drittes Stück als ich meinen Blick durch die Pizzeria schweifen lassen. Ruckartig bleiben meine Augen am Eingang kleben. Vilu, Cami und Fran betreten den Laden. Bitte nicht. Bitte, bitte, bitte nicht. Gerade als ich meinen Blick wieder der Pizza widmen will, schnellen alle drei Köpfe in meine Richtung. Besonders Francesca sieht sauer aus. Wütend kommt sie angestapft. 
"Diego, sag mal willst du mich verarschen? Luca hat mir erzählt das du ihn beklauen wolltest!"  fährt sie mich an.
"Diego?" fragt mein Papá vorsichtig nach.
"Francesca, lass uns das woanders klären" versuche ich sie zu beruhigen.
"Es gibt nichts zu klären. Du kannst froh sein, das du nur Hausverbot hast!" brummt sie noch, ehe sie auf dem Absatz kehrt macht und zu ihren Freundinnen zurückkehrt. Nicht nur die Gäste sehen uns nach dieser Szene an, auch meine Eltern werfen mir irritierte Blicke zu.
"Du hast jemanden beklaut? Also verfällst du doch wieder in deine Muster!" regt sich Mamá auf. Jetzt sieht auch Lu verwirrt zu mir.
"Ich habe niemanden beklaut, ihr wisst gar nicht worum es geht!" verteidige ich mich.
"Ach nein? Warum sollte das Mädchen lügen?"
Ich stehe auf, schnappe mir zwei Stücken Pizza und verlasse einfach die Pizzeria. Mir reicht es langsam. Ständig zickt mich meine Mutter an und redet davon, das ich mich nicht gebessert habe. Und jetzt habe ich mit Francesca eine weitere Person, die mich nicht mehr leiden kann. Keine Ahnung, was ich noch machen soll.

Vielleicht verrät Ludmila jetzt alles Diegos Eltern, damit er nicht ganz so schlecht da steht? Diego hat keinen Tag Ruhe in seinem Leben, furchtbar :D

El Mismo SolWo Geschichten leben. Entdecke jetzt