El Mismo Sol

Verhör

Gott sei Dank sind meine Eltern nicht Zuhause. Ich habe keine Lust denen das zu erklären. Den ganzen Vormittag über langweile ich mich, bis mir einfällt das Marco ja krank ist. So schnell es geht mache ich mich auf den Weg zu ihm. Als ich klingel macht mir zunächst keiner auf. Nach etwa zwei Minuten öffnet sich dann doch die Tür.
"Hey, was machst du denn hier?"
"Gott siehst du scheiße aus" ist das erste was ich sage.
"Ja danke du auch. Komm rein" erwidert er und tritt einen Schritt zur Seite. 
"Was machst du schon hier?" will er wissen und wir gehen auf sein Zimmer.
"Ich wurde suspendiert" 
"Wen hast du geschlagen?" fragt er und legt sich wieder in sein Bett. Ich setze mich mit genug Abstand in den Sessel.
"Ich habe Fede und Leon minimal geschubst"
"Und warum? Lass dich doch nicht immer provozieren"
"Die hatten meine Klamotten geklaut. Ich musste die ganze Pause lang nur im Handtuch und Ludmilas Sportschuhen rumlaufen. Weißt du wie demütigend sowas ist?"
"Was echt? Oh man, das ist echt beschissen. Aber warum wurdest du dann suspendiert?"
"Meine Sachen waren wie von Zauberhand mit einmal wieder in der Umkleide. Angie muss mich für geisteskrank halten"
"Und die Jungs haben nichts dazu gesagt?"
"Die haben es abgestritten. Ich bin doch nicht bescheuert Marco. Natürlich waren es die beiden"
"Wie lang bist du suspendiert?"
"Donnerstag darf ich wieder gehen"
"Das ist echt scheiße. Tut mir leid das ich nicht da war"
"Schon gut, man kann es eh nicht mehr ändern"

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"Oh man, die Suspendierung ist wirklich mies. Pablo muss aber auch immer gleich übertreiben"
Es ist schon fast um fünf und Ludmi ist bei mir Zuhause. Ich rege mich bestimmt schon seit einer halben Stunde über Leon und Federico auf. Ludmila muss mich immer wieder beruhigen das ich nicht die Fassung verliere. Da sie mit ihrem Oberkörper auf mir liegt und ihre Hand wieder durch meine Haare fährt lenkt mich ziemlich ab.
"Ich muss mir irgendwas einfallen lassen. Ich kann die beiden nicht so davonkommen lassen"
"Ich weiß auch nicht warum die beiden jetzt so auf beste Freunde machen, immerhin wollen beide Violetta"
"Violetta. Sie ist der Schlüssel zu dem Ganzen"
"Sie hasst dich. Wer weiß, vielleicht war es ja ihre Idee"
"Meinst du?"
"Das liegt nahe finde ich. Bitte halte dich zurück, okay? Sonst muss ich mir wirklich noch Sorgen machen"
"Ich komm schon klar"
"Ich bitte dich sogar darum. Lass die Idioten ihr Ding machen. Du bist der klügere, also lass sie ihren Kindergarten machen, da stehst du wirklich drüber"
"Na schön, ich lass es bleiben. Aber ich laufe nie wieder nur im Handtuch durchs Studio, sonst flippe ich aus"
"Warum? Ich finde du hast eine gute Figur gemacht" sagt Lu und legt ihren Kopf etwas schräg.
"Warst du nicht eifersüchtig das mich so viele andere angesehen haben?" frage ich grinsend zurück.
"Solange ich die einzige bin die das hier machen darf..." erwidert sie und küsst mich.
"...und das hier..." nuschelt sie an meine Lippen, während eine Hand unter mein Shirt fährt.
"...ist alles gut. Die können ruhig neidisch darauf sein, dass ich den schönsten Typen des Studios habe"
"Klingt als sei ich eine Trophäe"
"Du bist meine Trophäe" korrigiert sie mich kichernd.
"Sind wir denn jetzt eigentlich ganz offiziell zusammen? Ich weiß wir haben eine mega verkorkste Vergangenheit, aber ich will dich trotzdem"
Sie zieht ihre Hand wieder unter meinem Shirt hervor und legt beide Hände an meine Wangen.
"Ich wäre gern deine feste Freundin"
"Diese Worte haben ich mir seit dem Ende des Urlaubs gewünscht" grinse ich und hebe meinen Kopf ein Stück an, damit meine Lippen auf ihre treffen.
"Das war jetzt selbst für dich zu kitschig"
"Ich kann dir noch was viel kitschigeres zeigen" lache ich und greife in meinen Nachttisch. Dann zeige ich ihr das Bild.
"Ich habs extra ausgedruckt. Bei meinem Pech, hätte ich nur mein Handy verloren oder die Speicherkarte wäre kaputt gegangen oder so"
Es ist das Bild vom Urlaub. Damals meine einzige Erinnerung an Ludmila.
"Bitte sag mir nicht das dort noch Taschentücher daneben liegen"
Kurz muss ich überlegen, bis ich weiß was sie meint.
"Gott nein! Wo denkst du denn hin?"
"Naja Männer haben doch auch Bedürfnisse und Fantasien"
"Aber doch nicht mit diesem Bild. Um Gottes Willen, Ludmila"
"Entschuldige, man kann doch mal fragen" lacht sie.
"Außerdem bist du jetzt für meine Bedürfnisse verantwortlich, das ist dir hoffentlich klar" erwidere ich ernst, muss nach ein paar Sekunden aber anfangen mit lachen.
"Diego!" werde ich gerufen.
"Oh nein, das ist mein Papá. Ich dachte Mamá kommt zuerst, dann hätte ich zuerst mit ihr über die Suspendierung reden können"
"Mach dich nicht verrückt. Sag das es dir leid tut und du weiß was du falsch gemacht hast und das es nie wieder vorkommt..das klappt meistens" grinst sie.
"Du warst schon öfters in solchen Situationen, hab ich recht?"
"Das spielt jetzt keine Rolle" schmunzelt Ludmila und ich stehe auf, denn ich will meinen Vater nicht noch länger warten lassen.
"Du schaffst das" ermutigt Lu mich mit einem Lächeln und ich verlasse das Zimmer.
"Papá, warum bist du schon hier?" frage ich, als ich ihn in der Küche finde.
"Pablo, der Direktor des Studios hat mich angerufen und-"
"Hör zu, ich kann das erklären-"
"Nein, du hörst mir zu. Wir hatten solche Probleme schon in Spanien und wenn Mamá das erfährt, dann wirst du in deinem Leben nicht mehr glücklich. Wir sagen deiner Mutter kein Wort, hast du verstanden?"
Wow, damit hab ich jetzt nicht gerechnet. Ich dachte er dreht mir den Hals rum.
"Verstanden" murmel ich nur.
"Und? Warum hast du die Jungs geschubst?"
"Wir sagen Mamá nichts, ja?"
"Erzähl schon"
"Die haben meine Sachen nach dem duschen geklaut. Und dann haben sie es abgestritten, da bin ich sauer geworden"
"Sind die beiden auch suspendiert worden?"
"Nein, plötzlich waren meine Klamotten wieder da. Ich kann mir das nicht erklären"
"Was haben sie denn für Gründe das zu machen? Ich denke mal es war kein Scherz, also was hast du gemacht" will er wissen.
"Muss ich dir das wirklich erzählen? Ich fühle mich dabei unwohl"
"Sei froh das ich diesen Verhör mit dir mache und nicht Mamá"
"Na gut. Die beiden stehen auf Vilu"
"Deine Freundin"
"Ex- Freundin"
"Warum das? Wann ist das denn passiert?"
"Papá, das ist so kompliziert. Wenn ich dir jetzt alles erzähle, dann sind wir morgen noch nicht fertig"
"Okay, ich lasse dich davonkommen..fürs erste"
"Dankeschön, wirklich"
Die größte Peinlichkeit bleibt mir also doch erspart.