Kapitel 3

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PoV Jeremie

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PoV Jeremie

Ich beobachtete den jungen Seher jetzt schon eine Weile und glücklicherweise war er nicht so aufmerksam, wie er es eigentlich sein müsste. Immerhin hatte ich gesehen, wie er einen Vampir getötet hatte, ohne Schaden davon zu tragen. Da gehörte schon einiges zu.
Aber es war ziemlich offensichtlich, dass er diese Gabe nicht wollte und demnach auch nicht kontrollieren konnte. Die Erinnerungen ströhmten ohne das er etwas tun konnte, durch seinen Kopf. Kein Wunder, dass er sie für einen Fluch hielt.
Ich wusste nicht, was er schon alles mitgemacht hatte, aber er schien verbittert von der Welt. Aber sonst konnte ich nichts besonderes an ihm ausmachen. Nichts was ihn von anderen Sehern abhob. Warum war gerade er für den Rat so wichtig?
Der Rat der Vampire hatte ausdrücklich verlangt, dass er lebend gefangen wurde. Jeder Kopfgeldjäger der Vampire war ab sofort hinter ihm her.
Er hatte keine Chance. Zumindest nicht alleine.
Ein quietschen zog meine Aufmerksamkeit auf sich.
Wo wir gerade von Kopfgeldjägern sprachen. Genau in diesen Moment machte sich einer von Jeroms Männer an der Tür am Balkon zu schaffen. Man erkannte ihn sofort an seinem Tattoo. Ein Kreis mit drei Strichen durch. Einen von ihnen hatte Evan bereits getötet.
Aber dieser war ein bitterer Anfänger. Er machte soviel Krach, da müsste man kein Vampir sein, um ihn zu hören. Amüsiert schüttelte ich den Kopf und sprang mit einem Satz vom Dach hinter den Jungvampir.
"Schickt mein Bruder jetzt schon Kinder?" fragte ich ironisch und drückte den Jungen an die Wand. Er konnte bei seiner Verwandlung nicht älter als neunzehn gewesen sein.
"Ich-ich wollte nicht-" keuschte er und ich unterbrach ihn, indem ich einen Finger auf seine Lippen legte.
"Keine Angst. Ich werde dich nicht töten, immerhin bist du keine Bedrohung. Aber ich will, dass du meinem Bruder eine Nachricht überbringst. Ist das klar?" Der Junge nickte hektisch mit dem Kopf und sah mich ängstlich an.
"Gut. Sag ihm, wenn er diesen Krieg provozieren will, werde ich alles dafür tun, um das zu verhindern." Ich packte den Vampir am Kragen und schleuderte ihn dann mit aller Kraft gegen einen Baum auf der anderen Straßenseite. Kurz blieb er regungslos liegen, bevor er sich schnell aus dem Weg machte.
"So ein Amateur." nuschelte ich und mit ein paar einfachen Handgriffen war die instabile Tür geöffnet.
Der Seher schlief noch, schien aber einen Albtraum zu haben, den er zuckte gelegentlich zusammen und verzog das Gesicht.
Die Nachricht würde meinen Bruder schnell erreichen, also mussten wir jetzt noch verschwinden, wenn ich den Seher beschützen wollte. Welche Rolle auch immer er in diesem Krieg spielte.

PoV Evan

Ich wurde wach, da ich einen Albtraum hatte. Wie jede Nacht.
Es war immer der selbe Traum, in dem ich nochmal die erste Erinnerung durchlebte, die ich von meinem Vater bekommen hatte.
Die Erinnerung daran, wie er meine Mutter so lange schlug und misshandelte, bis sie an ihren Verletztungen starb.
"Na endlich." hörte ich eine genervte Stimme sagen und instinktiv griff ich nach meiner Klinge, die ich immer unter dem Kissen liegen hatte, aber meine Hände wurden schon gepackt und über meinen Kopf festgehalten.
Reflexartig kniff ich die Augen zusammen und wartete entweder auf die Erinnerungen oder auf ein Messer, welches meine Kehle aufschnitt. Aber nichts davon passierte.
"Du musst keine Angst vor mir haben, Evan." redete die tiefe Stimme auf mich ein.
"Lass mich los, Blutsauger!" knurrte ich und versuchte mich aus seinem Griff zu winden.
"Also, Seher. Du hast jetzt zwei Möglichkeiten. Du lässt dir von mir helfen und wirst leben. Oder ich gehe jetzt und du wirst sterben, da jeder verdammte Kopfgeldjäger hinter dir her ist." Der Mann ließ meine Hände los und sofort setzte ich mich auf, die Klinge fest umklammert.
Wie weit konnte ich ihm glauben? Allerdings hätte er mich auch schon längst töten können. Er war anders als andere Vampire. Vorallem, warum hatte ich bei ihm nichts gesehen?
"Warum sollte ich dir glauben? Woher soll ich wissen, dass du nicht auch ein Kopfgeldjäger bist?" Der Mann verdrehte die Augen.
"Mein Name ist Jeremie. Und der Mann, der dich jagen lässt, ist mein Bruder. Er sucht schon Ewigkeiten nach einen Grund, einen Krieg anzuzetteln. Und jetzt hat er eine Möglichkeit. Noch einen Krieg wurde keine Rasse überleben. Also will ich das verhindern. Und darum muss ich dafür sorgen, dass du meinem Bruder und seinen Leuten nicht in die Hände fällst. Verstanden?"

Seher - Der FluchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt