PoV Evan
"Wusstest du, dass Jungvampire direkt nach der Verwandlung Blut brauchen? Ansonsten machen die Schmerzen sie wahnsinnig. Und sie fangen an besinnungslos zu töten. Alles was ihnen vor die Augen kommt. Und wenn sie es nicht können, so wie du, sterben sie." Kai umkreiste den Stuhl, an dem ich gefesselt war und grinste dabei dreckig. Aber er hatte recht.
Der Schmerz fraß sich durch jede Faser meines Körpers.
"Vielleicht stecke ich dich zu Ria in die Zelle." überlegte Kai weiter und ich erzitterte bei dem Gedanken.
Ich sah sogar das Blut an Kai Hals pulsieren. Die Angst, was ich Ria antun würde, war groß, aber es fiel mir schwer einen klaren Gedanken zu fassen.
"Töte mich endlich." brachte ich leise knurrend hervor und verzog das Gesicht, als ich die etwas geschärften Zähne an meiner Zunge spürte.
Ich war wirklich ein Vampir.
Und ich hasste mich dafür.
"Wie ist es, das zu sein, was man verabscheut?" Kai lachte wieder und ich verkniff mir ein Knurren.
"Keine Angst, Evan. Dein Leben neigt sich dem Ende zu. Es wird schneller gehen, wenn du uns sagst, was wir wissen wollen." Ich schüttelte den Kopf.
Wenn ich schon sterben würde, dann würde ich niemanden mit hinein ziehen.PoV Jeremie
Während Elias mit dem Werwolf redete, saß ich an der Theke und hatte eine Hand in meinen Haaren vergraben.
Selbst wenn es ihnen gelingen sollte Evan zu retten, würde ich ewig brauchen ihn wieder aufzubauen. Evan war mehr als gebrochen, sein Wille war so gut wie zerstört. Ich spürte, wie seine geistige Gesundheit immer weiter sank.
"Jeremie?" Ich sah hoch und Elias legte mir eine Hand auf die Schulter.
"Wir müssen jetzt los." Elias Blick war mitleidig, als ich mich träge erhob und hinter ihm her stiefelte. Der Werwolf führte uns in einen kleinen Hinterraum, mit einer Treppe nach unten.
"Die Treppe ist verhext. Ein Mensch würde hier nur in einen kleinen Abstellraum kommen. Wenn ihr durch die Tür unten geht, kommt ihr in die Unterwelt." Ohne ein weiteres Wort verließ der Wolf den Raum, warf mir vorher aber noch einen skeptischen Blick zu.
"Warst du schonmal in der Unterwelt?" fragte Elias und sah mich fragend an. Ich schüttelte nur den Kopf und Elias seufzte.
"Evan schafft das schon, Jeremie. Wir müssen jetzt den Rat finden, so leid es mir auch für dich tut."
Ich nickte nur und folgte Elias die Treppe hinunter. Egal, wie krass die Unterwelt sein sollte, mich würde nichts mehr schocken können.PoV Jerom
"Wo warst du so lange?" fuhr mich Kai an. Ich verdrehte nur die Augen und behielt eine gleichgültig Miene auf.
"Du sagtest doch, ich soll die Villa ausspionieren. Das tat ich." Skeptisch musterte Kai mich, bevor er nickte und mir einen Schlüssel in die Hand drückte.
"Schreib deine Ergebnisse auf und kümmer dich jetzt um Evan. Er hat noch nicht gesprochen, ist aber kurz davor zu brechen." Ich bekam sogar ein bisschen Mitleid mit Evan und Jeremie. Evan musste sich schrecklich fühlen. Aber morgen würden wir ihn befreien.
Ich ging in den Keller hinab und ging in Evans Zelle. Er hatte den Kopf gesenkt.
Aber er roch anders als sonst. Weniger menschlich. Mir einer gewissen Vorahnung trat ich vor seinen Stuhl und hob seinen Kopf an.
Ich behielt recht. Kai hatte Evan in einen Vampir verwandelt.
"Evan." flüsterte ich und beugte mich zu ihm runter.
"Deine Freunde planen deine Flucht. Morgen. Dann bist du frei." Evan hatte noch kein Blut zu sich genommen. Und konnte es auch gar nicht. Er war Jeremies Gefährte und konnte somit auch nur sein Blut trinken. Jeremie war weit weg. Es sah immer schlechter um Evan aus.
"Tue mir einen Gefallen." krächzte Evan und ich runzelte die Stirn.
"Was denn?" Evan atmete einige Male tief durch, ehe er seinen Wunsch äußerte. Ich verzog nicht das Gesicht, holte aber tief Luft.
"Wenn du willst, dass ich das tue." gab ich resigniert nach und Evan nickte.
"Dann werde ich dir diesen Gefallen tun."
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Seher - Der Fluch
VampireHalt den Kopf gesenkt. Sieh sie nicht an. Nicht starren. Einfach weiter gehen. Lass sie es nicht bemerken. Zeig keine Emotionen. Für nichts. Für niemanden. Als junger Mann sollte man eigentlich das Leben genießen, Freunde treffen, die Liebe sein...