Kapitel 7

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PoV Evan

Die ganze Nacht sind wir durch den riesigen Wald gelaufen und Jeremie hatte unterwegs noch zwei Vampire töten müssen, obwohl ich den einen auch alleine geschafft hätte. Jedoch musste ich leider zugeben, dass Jeremie, logischerweise, schneller war als ich und nach seiner Aussage her, waren uns immer noch Vampire auf den Fersen.
"Wir können doch nicht ewig wegrennen, verdammt!" beschwerte ich mich nach einer Weile. Jeremie drehte sich nicht mal um, sondern stiefelte einfach weiter durch den Wald.
"Beschwer dich nicht. Du könntest schon tot sein. Außerdem laufen wir nicht ewig weiter, sondern nur noch ein paar Minuten. Dann kommen wir an einen kleinen See. Da wohnt eine Bekannte von mir. Eine Hexe. Sie schuldet mir noch einen Gefallen und kann uns durch einen Zauber vor den anderen Vampiren verbergen." Ich sagte nichts, aber es gefiel mir nicht. Hexen hatten meistens sehr viele Erinnerungen zu teilen und oft waren selbst ihre Möbel so alt, dass die Erinnerungen der Besitzer enthielten.
Kurze Zeit später standen wir an der, von außen sehr alt aussehenden, Holzhütte, direkt neben einem kleinen See.
"Keine Sorge. Von innen sieht die Hütte ganz anders aus. Hexen verstecken sich gerne in abgelegenen Gegenden, damit sie nicht zwischen die Fronten geraten." Ich nickte nur, da es mir eigentlich egal war, wieso Hexen etwas taten. Meine Füße schmerzten, ich hatte hunger und war erschöpft. 
Jeremie klopfte an der alten Holztüre und keine Sekunde später öffnete uns ein Mädchen, von höchstens fünfzehn Jahren. Ich ging erst davon aus, dass das die Tochter der Hexe war, aber dann sah ich wie Jeremie respektvoll den Kopf neigte.
"Hallo Amanda. Ich hoffe du hast noch zwei Betten frei, für die Nacht. Leute des Rats sind uns auf der Spur." Amanda verdrehte kurz die Augen, bis ihr Blick auf mich fiel. Ihre Aura war erstaunlich.
Ich hatte noch nie eine so bunte und kraftvolle gesehen.
Die Hexe musterte mich mit dem selben Interesse, wie ich sie.
"Ich bin schon lange keinem Seher mehr begegnet." Ihr Stimme war so jung, wie ihr Aussehen, aber die Kraft, die sie ausstrahlte ließ keinen Zweifel an ihrer Macht.
"Vorallem nicht so einem." Kurz musterte sie mich.
"Ich wusste, dass sich unsere Wege wieder kreuzen würden, Evan." Ich sah sie erschrocken an.
Woher wusste sie meinen Namen? Und was meinte sie mit wieder?
Amanda lächelte.
"Sicher habt ihr beide Fragen. Kommt rein. Mein Schutzzauber wird jeden anderen Vampir von hier fernhalten, ihr habt mein Wort." Jeremie sah kurz zweifelnd zwischen uns hin und her, bevor er in der Hütte verschwand. Amanda winkte mich mit der Hand hinein.
Sobald sich die Tür hinter mir schloss, sah ich mich erstaunt um. Von innen war nichts mehr von der schäbigen Hütte zu sehen. Zwar bestand immer noch alles aus Holz, aber es von innen deutlich größer und sehr gemütlich und modern eingerichtet.
"Setzt euch. Ich koche uns einen Tee." Zögerlich setzte ich mich auf das Sofa und Jeremie setzt sich mir gegenüber in einen Sessel. Während sich Amanda sich zu uns gesellte, warf ich einen Blick in die Küche. Der Tee kochte sich von alleine, während das Geschirr durch den Raum flog.
"Also, ich bin neugierig. Wie habt ihr beide zueinander gefunden? Das Evan hier auftauchen würde, wusste ich, aber mit dir, Jeremie, habe ich nicht gerechnet. Du bist immer wieder für eine Überracht gut, was?" Jeremie schnaufte nur.
"Woher kennst du mich?" ergriff ich das Wort und Amanda lächlte mich warmherzig an.
"Du bist genau wie deine Mutter. Immer direkt auf den Punkt kommen." Ich riss ein Stück die Augen auf und setzte mich aufrecht hin. Der Schock musste mir ins Gesicht geschrieben sein.
Woher kannte sie meine Mutter? Nicht mal ich kannte meine Mutter. Ich wusste nicht mal, wie sie hieß. Ich war seid ich denken konnte in einem Waisenhaus gewesen, bis ich mit zehn Jahren abgehauen war. Und von da an mein eigenes Leben führte.
"Ich kannte deine Mutter gut. Sie war genau wie du und gott, du siehst genauso aus wie sie. Wenn ich dich nicht an deiner Ausstrahlung erkannt hätte, dann an deinem Gesicht. Ria war eine sehr begabte Seherin. Eine der mächtigsten, die es je gab. Mächtiger als jede Hexe, jeder Vampir, jeder Werwolf. Aber leider hat sie einen Fehler gemacht." Amanda senkte leicht angeschlagen den Blick. Gespannt hörte ich ihr zu. Ich spürte, dass sie die Wahrheit sprach und wollte mehr wissen.
"Dein Vater war ein Hexer. Aber er arbeitete für den Rat der Vampire. Er sollte deine Mutter verführen, was ihm auch gelang, damit sie sich ihnen anschloss. Aber du solltest dabei niemand entstehen. Keiner hat es kommen sehen. Als deine Mutter erfuhr, wer er wirklich war, rannte sie, als wäre der Teufel selbst hinter ihr her. Sie hat sich bis zu deiner Geburt bei mir versteckt. Der Rat wusste nichts von deiner Existenz. Und das sollte auch so bleiben. Ria hat sich selbst den Rat ausgeliefert, damit sie nicht weiter suchen würden und dich zufällig finden würden. Und da sie mich auch kannten, habe ich dich unter Menschen versteckt. Aber schon damals wusste ich, dass du uns alle übertreffen würdest. Das Kind einer mächtigen Seherin und eines Hexers." Amanda machte eine kurze Pause, während ich alles verdauen musste.
"Der Rat muss irgendwie von deiner Existenz erfahren haben. Aber ich weiß  du bist zu großem Bestimmt, Evan."

Wattpad hat eiskalt das ganze Buch zurückgezogen ._.

Seher - Der FluchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt