PoV Evan
Ich versuchte, den Blick von Saskia zu meiden. Sie wusste, dass ich etwas verheimlichte, nur wusste sie auch was? Ich hoffte nicht, den sonst könnte sie es Niclas und Jer erzählen. Und diese würden mich nicht mehr aus den Augen lassen. Sie warfen mir jetzt schon komische Blicke zu. Am besten ging ich ihnen erst mal aus dem Weg, auch wenn es mir mittlerweile wirklich schwer fiel. Jede Faser meines Körpers sehnte sich nach Jers Nähe, auch wenn ich wusste, dass es nicht echt war. Zumindest nicht für mich. Aber ich spürte, dass die Sehnsucht stärker wurde, zumindest für meinen Körper. Meine Gefühe hatten sich noch nicht verändert. Aber das kam wahrscheinlich erst später.
Noch ein Punkt, in dem ich diese Bindung kritisierte. Welche Bindung baute bitte auf körperliches Verlangen auf? War sowas nicht schon zum Scheitern verurteilt?
"Evan?" Saskia sah mich mit erhobener Augenbraue an und ich sah sie fragend an. Im Moment passierte es wirklich oft, dass ich in meinen Gedanken versank.
"Ich werde dir dein Zimmer zeigen." Sie ging vor und erwartete wohl, dass ich ihr folgte. Seufztend tat ich dies auch und ging zusammen mit ihr die Treppe hoch. Oben war alles ähnlich wie unten eingerichtet und durch die großen Fenster konnte man in einen schönen Garten sehen. In der Mitte war ein Brunnen und drum herum alle möglichen Blumen und andere Pflanzen.
"Der Tod wartet nicht unbedingt auf dich, Evan. Es ist nur eine mögliche Zukunft." Bei ihren Worten zuckte ich zusammen. Also wusste sie es doch.
"Sag es ihnen nicht." Trotz meiner inneren Unruhe, klang meine Stimme kalt wir immer, auch wenn ich mir sicher war, dass Saskia es durchschaute.
"Es ist nicht meine Aufgabe, ihnen davon zu berichten, sondern deine. Wenn du denkst, es wäre besser es zu verheimlichen, dann tue das." Ich nickte nur. Es war vielleicht nicht das Klügste, aber ich wollte nicht, dass Jer etwas davon erfuhr. Er machte sich auch so genug einen Kopf um alles.
"Hier ist dein Zimmer. Ich rate dir, an deinen Fähigkeiten zu arbeiten." Saskia wandte sich ab und wollte wieder zurück in die Eingangshalle gehen, als ich seufzte und sagte:
"Warte." Mit einem Lächeln im Gesicht, drehte Saskia sich wieder um und sah mich fragend an.
"Wie konnte ich etwas sehen, was noch nicht passiert ist?" Saskia zögerte einen Moment, als würde sie überlegen, was sie sagen sollte.
"Das hat nichts mit deiner Fähigkeiten zu tun. Zumindest nicht, mit denen eines Sehers. Hexen können sehr oft in die Zukunft sehen. Und dein Vater war ein Hexer." Einen kurzen Moment ließ ich die Information sacken. Ich hatte seit ich denken konnte, dass Übernatürliche gejagt. Und jetzt war ich zum Teil Hexer.
Mein Leben wurde von Zeit zu Zeit kurioser. Aber leider nicht im positiven Sinne.
"Evan, Amanda kann dir helfen, deine Fähigkeiten zu trainieren. Du musst sie nicht verwenden, wenn du nicht willst, aber du musst sie kontrollieren können. Sonst kann das ungeahnte Folgen haben. Und das möchte keiner." Mit diesen Worten verschwand Saskia endgültig und ließ mich in dem hellen Zimmer zurück. Ich hatte die selbe Aussicht, wie im Flur, druckt auf den Garten.
Ich seufzte leise und strich mit den Fingern über die Bettdecke. Dank Niclas Handschuhen, konnte ich wenigstens die Dinge hier berühren.
Wann hatte ich das letzte Mal in einem vernünftigen Bett geschlafen? Ich wusste es nicht mehr.
Gerade als ich die Schuhe auszog, um mich, müde wie ich war, und Bett zu legen, betraten Jer und Niclas den Raum.
"Wir wollten nur Bescheid sagen, dass ich das Zimmer gegenüber und Jer das neben dir hat. Falls etwas sein sollte.
Ich nickte nur abwesend und schlug die Bettdecke zurück.
"Und da ist noch etwas. Jer bräuchte mal wieder ein bisschen Blut." Genervt stöhnte ich auf und drehte mich um. Jer sah tatsächlich ein wenig blass aus.
"Kann das nicht bis morgen warten? Ich hab keine Lust." murrte ich und fuhr mir mit der Hand über die Stirn.
"Keine Sorge, auch dafür habe ich gesorgt." Ein wenig stolz, zog Niclas eine Nadel und einen Schlauch aus seiner Tasche. So etwas benutzten Ärzte auch immer zum Blut abnehmen. Das hieß, ich müsste nicht mehr meinen Hals hin halten.
Während ich leicht lächeln musste, über diese Idee, sah Jer eher verärgert aus. Ihn schien das nicht so gut zu gefallen.
Er sollte sich lieber freuen, dass ich ihm mein Blut gab. Er hatte eigentlich keinerlei Anspruch darauf.
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Seher - Der Fluch
VampireHalt den Kopf gesenkt. Sieh sie nicht an. Nicht starren. Einfach weiter gehen. Lass sie es nicht bemerken. Zeig keine Emotionen. Für nichts. Für niemanden. Als junger Mann sollte man eigentlich das Leben genießen, Freunde treffen, die Liebe sein...