Kapitel 10 Im verbotenen Wald

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Als Ginny am nächsten Morgen aufwachte, war sie noch todmüde. Kein Wunder, denn gestern Abend hatte sie noch lange mit Dean, Seamus und Neville im Gemeinschaftsraum gesessen. Harry und Hermine hatten sie zum Glück die in Ruhe gelassen.

Gähnend zog Ginny ihre Bettdecke beiseite und machte sich noch im Halbschlaf auf den Weg zum Badezimmer. Als sie ihre Morgenroutine beendete hatte, machte sie sich auf den weg zur grossen Halle, wo Malfoy und Blaise schon auf sie warteten.

„Guten Morgen Gin, gut geschlafen?", fragte Blaise. Sie nickte und rieb sich noch etwas verschlafen die Augen. Malfoy murmelte irgendwas, was mit viel Fantasie nach: „Morgen klein Weasley", klang. Sie lächelte die beiden schüchtern an und machte sich mit ihnen auf den Weg zum Frühstückstisch.

„Die ersten zwei Stunden haben wir Pflege Magischer Geschöpfe!", verkündete Blaise nach dem Frühstück. „Super", sagte Ginny erfreut. Die drei liefen zusammen zu Hagrids Hütte. Der Unterricht war sogar recht interessant und lehrreich, zumindest die erste Stunde. Hagrid den Schülern erzählte etwas über Testrale, aber nicht nur, er erzählte ihnen auch, dass der verbotene Wald eine sehr grosse „magische Quelle" sei, da darin so viele magische Tiere lebten. Deswegen sollte man besonders acht auf diesen Wald und seine Bewohner geben, denn was sehr magisch war, war auch sehr gefährlich. Danach, in der zweiten Stunde, mussten die Schüler in zweier Gruppen am Waldrand nach Testralen suchen und wenn sie welche gefunden hatten, konnten sie sie mit rohem Fleisch füttern.

Hagrid hatte von Professor McGonagall die Erlaubnis bekommen, dass sie den Wald betreten durften. Ein kalter Schauer lief Ginny den Rücken hinunter, als sie mit Malfoy an der Seite in den verbotenen Wald hineinging. Sie hatte das seltsame Gefühl, dass heute auf dem Wald ein dunkler Schleier lag. Aber das war doch nur Quatsch! Mit langsamen Schritten lief Ginny Malfoy hinterher, das ungute Gefühl, dass irgendwo da draussen Böses lauerte, liess sie einfach nicht mehr los. Schweigend liefen die beiden durch die Sträucher und Bäume des Waldes. Sie waren schon ziemlich tief in den Wald hineingegangen.

„Weisst du, ich bin schon mal auf einem Testral geritten, das war echt seltsam, weil ich ihn nicht sehen konnte!", durchbrach Ginny plötzlich die Stille, Malfoy erwiderte darauf jedoch nichts und so liefen sie einfach schweigend weiter. Umso tiefer sie in den Wald hineingingen desto schwächer fühlte sich Ginny.  Es war, als würde ihr jemand jegliche Energie abzapfen. Der Weg vor ihr wurde immer  verschwommener, nur noch mit Mühe konnte sie sich auf den Beinen halten. Immer wieder stolperte sie über Äste und fiel dabei fast hin. „Malfoy?" Er blieb stehen und schaute Ginny an, sein Gesicht konnte sie jedoch nur verschwommen wahrnehmen. „Ich... ich fühl mich nicht so gut!", sie schaute zu Boden. Kaum Sekunden nach dem sie das gesagt hatte, wurde es um die beiden kälter, als hätte eine böse Kreatur Ginnys Worte gehört und wollte sich nun, da sie fast keine Kraft mehr hatte, auf sie stürzen. „Wir müssen hier weg, Ginny!", leichte Panik schwang in Malfoys Stimme mit. Hektisch packte er Ginnys Hand und zog sie mit sich. Es war das erste Mal, dass er sie bei ihrem richtigen Namen genannt hatte. Sie rannten und rannten, so schnell sie konnten, immer weiter in Richtung Waldrand. Ginny schmeckte schon Blut im Mund und ihr Atem ging nur noch stossweise. „Ich kann nicht mehr!", keuchte sie nach einer Weile. „Wir müssen weiter!" Sie verzog das Gesicht und rannte weiter. Ihre Sicht wurde immer verschwommener, sie übersah einen Ast und stolperte. Mit einem lauten Schrei stürzte Ginny zu Boden. Sogleich umfing sie die wohlbekannte Schwärze.

Ginny war in einem dunkeln schwarz, grauen Gebäude. „Askaban", murmelte sie. Sie war in einer düsteren Zelle Askabans. Doch sie war nicht alleine, auf der anderen Seite der Zelle sass ein Mann. Er hatte langes, fettiges, blondes Haar, einen wilden Bart und zerrissene Kleider. Insgesamt wirkte er ziemlich verwahrlost. Erst bei genauerem hinsehen erkannte Ginny ihn, es war Lucius Malfoy. Der einst so gepflegte Mann, war kaum mehr wiederzukennen. Mit leise flüsternder Stimme sprach er zu sich selbst: „Bald... Bald werde ich hier weg sein, mir diese Prophezeiung beschaffen und dann... dann wird der Dunkle Lord endlich wieder zurückkehren!" Er liess sein bösartiges Lachen erklingen, dass an den unzähligen Wänden des Gefängnisses ins Tausendfache widerhallte. „Sie werden dafür bezahlen, sie werden alle dafür bezahlen, was sie getan haben!", schrie er mit heiserer Stimme.

Zur gleichen Zeit schaute sich Draco Malfoy panisch um. Er konnte doch nicht einfach wegrennen und die Kleine ihrem Schicksal überlassen, denn anscheinend meinte es das Schicksal nicht allzu gut mit ihr. Das knirschen im Unterholz und der Klang von zerbrechenden Ästen wurde immer lauter, was auch immer da auf sie zu kam wollte nichts Gutes! Panisch schaute er zu Ginny hinunter und nahm sie dann schliesslich in seine Arme, was auch gar kein Problem darstellte, da sie ein Federgewicht war. Er rannte wieder los. So schnell wie möglich aus diesem Wald, das war sein einziger Gedanke. Es schien schon eine halbe Ewigkeit vergangen zu sein, als er endlich den Waldrand erreichte und diesen unheimlichen Wald verlassen konnte. Schon bei seinem erste Betreten, war er ihm nicht geheuer gewesen und das hatte nur mal wieder bewiesen, dass man ihm lieber fern blieb. Draco Malfoy lief weiter, schnell auf Hargids Hütte zu, wo auch schon einige andere Schüler versammelt waren, bei ihnen konnte er auch Blaise erkennen. Entsetzt starrten die Schüler, die ihn schon entdeckt hatten, an. Blaise der ihn, wegen der anderen starrenden Schüler, mittlerweile auch bemerkt hatte, kam sofort auf ihn zu gestürmt und fragte panisch: „Draco, was ist passiert?"

„Hilf mir!", Draco deutete mit dem Kopf zu Ginny, die noch immer in seinen Armen lag. Blaise half ihm Ginny auf den Boden zu legen. Eine Traube starrender Schüler hatte sich bereits um sie gescharrt, nur mit Mühe konnte Blaise sie verscheuchen. Ginny, die bisher ganz ruhig dagelegen hatte, begann plötzlich am ganzen Körper zu zittern, stumme Tränen rollten über ihre Wangen, mit leiser, kaum verständlicher Stimme flüsterte sie: „Nein, nein, er darf nicht zurückkehren!" Blaise zuckte zusammen. Er hatte jedes einzelne Wort verstanden und wusste genau, wen sie damit meinte.

Verflucht Ginny Weasley Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt