Kapitel 12 Malfoy oder besser Draco

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Beim Mittagessen sass Ginny wie auch schon an den anderen Tagen mit Malfoy am Slytherin Tisch. Blaise hatte sich, wie zu erwarten, nicht zu ihnen gesetzt. Ginny hatte ein Teller voller Leckereien vor sich, stocherte aber bloss lustlos in ihrem Essen herum und schaute immer wieder zu Blaise. Malfoy, der wohl auch gemerkt hatte, dass zwischen den beiden etwas nicht stimmte, fragte Ginny neugierig: „Was ist denn mit dir und Blaise los?"

„Das kann ich dir nicht sagen, frag Blaise am Besten selbst!", sagte Ginny bloss und starrte bedrückt auf ihren Teller.

Malfoy betrachtete Ginny stirnrunzelnd, dieses Mädchen war ihm ein Rätsel. Nach dem Mittagessen hatten sie Doppelstunde Geschichte der Zauberei, was mal wieder todlangweilig war. Der arme Neville war sogar eingeschlafen und hatte dann plötzlich mitten im Unterricht begonnen laut zu schnarchen. Nach dieser Doppelstunde war der Unterricht zum Glück auch für diesen Tag beendet. Ginny und Malfoy gingen in die Bibliothek, da sie dort mit ihren Aufsätze für Geschichte der Zauberei zu schreiben beginnen wollten. Doch da keiner der beiden im Unterricht so richtig aufgepasst hatte, erwies sich das als äusserst schwierig und erst etwa nach einer Stunde, in der sie in mehreren Büchern der Bibliothek herumgestöbert hatte, wussten die beiden ungefähr, um was es sich bei diesem Thema handelte und konnten beginnen den Aufsatz zu schreiben.

„Weisst du, Klein Weasley, ich mochte dich noch nie!", erklang plötzlich Malfoys Stimme neben ihr.

Ginny schaute verwundert von ihrem Aufsatz auf und lauschte angespannt, wie er weiter fuhr: „Allerdings bist du garnicht mal so übel, wie ich immer gedacht habe. Naja, eigentlich habe ich nur wegen deiner Familie so über dich gedacht und weil du eine Gryffindor bist. Ich wurde erzogen, so zu denken, Muggle, Squibs und Mugglestämmige sind Abschaum und Blutsverräter sind nicht viel besser! Das hat man mir beigebracht. Mein Leben lang hat man es mir eingetrichtert. Von Kleinkind auf hat man mich gelehrt, solche Menschen zu hassen. Und ich, ich habe es getan. Ich wollte meinen Vater stolz machen und meine Familie, die wollte ich auch nicht in den Dreck ziehen. Aber vielleicht hatte ich auch nur Angst vor meinem Vater und dem Dunkeln Lord, aber jetzt, wo mein Vater in Askaban sitzt und der Dunkle Lord gefallen ist" Nach einer kleinen Pause, in der er sich die richtigen Worte zusammen legte, fuhr er weiter: „kann ich sein, wie ICH will und muss keine Angst mehr davor haben, was für Konsequenzen das für mich und alle anderen, die ich liebe, haben könnte! Blaise hatte Recht, als er sagte, dass die Welt sich verändert und wir uns mit ihr! Denn das tun wir, wir verändern uns, denn wir leben, wir tun Dinge, treffen Entscheidungen und lernen, lernen unser Leben lang."

Er schaute Ginny so schüchtern an, wie sie es bei ihm noch nie gesehen hatte, nach einigem Zögern fragte er schliesslich: „Und nun ja, jetzt ist mir endlich klar geworden, dass ich, naja, gerne mit dir befreundet wäre, natürlich nur wenn du willst. Willst du mit mir befreundet?"

Sie konnte es nicht fassen Draco Malfoy, blondes Frettchen und Slytherin Eisprinz, wollte mit ihr einer Blutsverräterin und Gryffindor befreundet sein?!

Malfoy beobachtete sie genaustens und als sie nach einer Weile noch immer nichts gesagt hatte, fügte er noch hinzu: „Ginny, ich kann natürlich verstehen, wenn du das nicht möchtest, schliesslich war ich mein Leben lang gemein zu dir!"

Sie schüttelte den Kopf und sagte nach einigem Zögern: „Jeder verdient eine zweite Chance!"

„Also Freunde?", er sah sie hoffnungsvoll an.

Sie nickte: „Freunde"

„Aber nur damit das klar ist, mit Potter, Granger und deinem Bruder, will ich trotzdem nichts zu tun haben!", meinte er wieder etwas ernst.

„Das musst du auch nicht, Draco!", meinte sie leicht grinsend.

Draco lächelte sie glücklich an. Sie hatte ihn das erste Mal bei seinem Vornamen genannt und er hatte sie wohl das erste Mal nicht schadenfreudig oder gehässig, sondern ehrlich und glücklich angelächelt.

Verflucht Ginny Weasley Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt