Kapitel 16 : Liz Sicht

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Autsch....mein Rücken.
Manchmal glaube ich wirklich, dass ich auf keiner Matratze sondern auf einer Granitplatte schlafe.
Naja...meine Zellengenossin Stacey glaubt ja auch an eine Toastinvasion im Jahr 2067. Manchmal, meint sie, kommunziert sie sogar mit dem Toast aus der Cafeteria...

Ich versuche sie weitgehend zu ignorieren.

Am schlimmsten sind die Nächte in denen ich aufwache und sie es wirklich hinbekommt eine noch grenzdebilere Irre zu sein als sonst.
Meistens hüpft sie durch unsere Zelle und macht einen Vodootanz oder sie sitzt einfach nur da und starrt mich an.
Und wenn ich sie dann frage was sie da mache, antwortet sie nur: "Ich beobachte deine Nasenlöcher".
In diesen Nächten würde ich am liebsten weinen.
Aber eigentlich war sie eine gute Seele.
Doch heute war sie irgendwie noch seltsamer und depressiver als sonst.
Normalerweise hätte ich sie darauf angesprochen...aber irgendwie machte sie so einen lauernden und pirschenden Eindruck.
Wie eine Raubkatze die darauf wartete über ihr ahnungsloses und dummes Opfer, in diesem Fall ich, herzufallen und es gnadenlos zu zerfleischen.

Also ging ich ihr aus dem Weg und gelangte somit nach draußen.
Ich fing an zu zeichnen. Das war eine der wenigen Beschäftigungen, die mir hier Spaß machten.

Ich beobachtete die vorbei fliegenden Vögel und genoss die Sonne als plötzlich ein großer Schatten auf mich herab fiel. Ich blickte zu diesem auf. Es war dieser Typ,den ich in letzter Zeit immer irgendwo in meiner Nähe ausmachen konnte.
Fast schon als ob er mich verfolgte. Er grinst mich immer auf so eine merkwürdige Art an, so wie wenn wir uns schon seit Jahren kennen würden.
Genau wie jetzt.
"Hey, ich bin Chase.", fing er an, "Wenn ich dir jetzt sagen würde, dass du ein wundervolles Lächeln hast, würdest du denken, dass ich dich anmachen will. Und damit hättest du recht."
Oh gott!!! Was soll DAS denn?!
"Und dein Name ist?", fragte er.
"Ich wüsste nicht,warum der dich was  angehen sollte!",meinte ich möglichst selbstbewusst.
"Na gut, dann überleg ich mir eben einen Namen für dich. Wie wärs?
Soll ich dich meine Prinzessin nennen?"
Bitte nicht... o_o
"Ähhm...eh..ich..."
"Nicht so verlegen meine Schöne", grinste er mich an, "aber weißt du was mich wundert...was macht ein so schönes und unschuldiges Prinzesschen wie du, hier in einem der bestgesichersten Hochsicherheitsgefänginisse der Welt?"
Unschuldig...wenn er wüsste.
"Also mal Erstens,
HÖR AUF MICH PRINZESSIN ZU NENNEN !!!!
und zweitens,
wenn ich dir erzählen müsste warum ich hier bin, dann würden wir hier noch bis heute Nacht sitzen."
"Naja...ich bin zwar kein Mann für eine Nacht, aber ein paar Stunden hätte ich schon Zeit" ;-)
Genervt verdrehte ich die Augen.
Was wollte dieser Spacko eigentlich  von mir?!
Okay...man muss sagen, dass er nicht gerade hässlich war, aber trotzdem..es ging ums Prinzip.
Verdammt..jetzt hat er sich auch noch neben mich auf die Bank gesetzt.
Langsam legte er einen Arm um mich, mit dem er mich nah, wirklich seeehr nah zu sich zog.
Er roch gut. Leicht benebelt ließ ich den eigentlichlich ungewollten Körperkontakt zu. Ich drehte meinen Kopf zu ihm und schaute ihn lange an. Dann nahm er mein Gesicht, zog es zu sich heran und küsste mich.
Mein Verstand riet mir es sein zu lassen. Doch mein Körper gab da einen Fuck drauf.
Nun gibt es aber wirklich seltenene  Momente, in denen mein Verstand im Kampf gegen Gefühle und Herz siegt.

Genauso jetzt.

Mit einem Schlag war ich wieder bei Sinnen. Was war da grad in mich gefahren?!?!

Sofort löste ich mich aus Chases Umklammerung und sprang von der Bank auf.
Sein liebevoller Blick war einem kaltem und aggressivem gewichen.

"Hey was soll das?!
Ich dachte du willst das auch!!!"

"N..N..Nein. Lass mich einfach in Ruhe, Chase."

Gott!!!Leiser und ängstlicher hätte ich nicht sprechen können.

"Ohh, und wie ich dich in Ruhe lassen werde!", raunte er bedrohlich.

Ich hätte wegrennen sollen. Ganz weit weg. Doch ich konnte nicht.
Er kam auf mich zu, packte mich fest an den Handgelenken und zischte :
"Du gehörst mir!! Ganz allein!!
Hast du jetzt Angst vor mir?
Solltest du lieber...
Ich hasse es nämlich wenn ich abgewiesen werde."

Ich fing an zu schluchzen.
"Chase, du tust mir weh! Lass mich los!! Bitte!!!

"Hör auf zu heulen und halt den Mund!", fuhr er mich an.
Als ich nicht reagierte holte er aus und schlug mir fest ins Gesicht.
Ich schrie auf und weinte noch mehr.
Er warf mich zu Boden und brüllte mich an. Ich hatte das Gefühl, dass ich Stunden in diesem Zustand verbracht hatte, bis mir endlich jemand zu Hilfe kam.
Zwei Polizisten drückten Chase zu Boden und legten ihm Handschellen an.
Eine Hand wurde mir gereicht.
Ich wurde auf die Füße gezogen und erkannte das Jack vor mir stand.
Besorgnis zierte seinen Blick.
"Ist alles in Ordnung, Liz?"
"Ehhmm....j..ja..ja...mir geht es gut."
Er musterte mich noch kurz um sich  zu vergewissern, dass es mir auch wirklich gut geht und drehte sich dann zu Chase um.
Er sagte was von wegen  Körperverletzung und Nötigung und noch mehr solchen Sachen.
Schließlich schickte er die beiden anderen Polizisten inklusive Chase weg.
Dieser schaute mich an und sagte: "Das war es noch nicht mit uns.
Wir gehören zusammen!
Träum von mir Prinzessin!"

Geschockt blickte ich Chase hinterher.
Wie krank er nur war...
Und mit einer Sache hatte er Recht.
Ich hatte Angst vor ihm.

"Du brauchst dir wegen dem nicht den Kopf zu zerbrechen", meinte Jack.
"Wir passen schon auf dich auf..."
Ich konnte nur nicken.
Eine einzelne Träne löste sich von meiner Wange. Dann wurden es immer mehr.
Tränen voller Schock, Angst und Erleichterung.

Jack wirkte leicht überfordert,was er tun sollte. Doch nahm er mich schließlich und zog mich in eine Umarmung.
Wie gut das tat.
Er war so liebevoll und fürsorglich.
Für ein Mädchen, dass er nicht mal richtig kannte.

Ich war ihm dankbar dafür.

Hunted  *(pausiert)*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt