Kapitel 14 : Blairs Sicht

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Es war zweiundzwanzig Uhr. Die Nachtschicht hatte bereits ihre Kontrollrunde fertig und saß im Büro. Ich hatte mich bereits mit meinen Klamotten ins Bett gelegt und die Decke bis zum Kinn hochgezogen.
Schnell schlug ich die Decke zur Seite und sprang aus dem Bett.
Ich eilte zum Fenster und schaute nach unten. Wie abgemacht wartete dort Roman. Er lehnte gegen die Gebäudewand und summe eine Melodie vor sich hin. Ein paar Sekunden beobachtete ich ihn, erinnerte mich jedoch sofort, warum er dort unten auf mich wartete.

Schnell packte ich die Tasche aus meinem Schrank und schmiss sie Roman vor die Füße. Dieser schreckte auf und sah mich alarmiert an. Ich kicherte nur und er lächelte zurück.
Ich war wieder bereit und konzentrierte mich. Mich durfte niemand hören oder auch nur einen Hauch von Luft wahr nehmen. Manche Patienten waren so gestört, dass sie den einzigen Lufthauch vor ihrer Zimmertür spürten.

Komplett in schwarz gekleidet schlich ich aus meinem Zimmer und schaute mich um. Die Luft war rein. Auf Zehenspitzen huschte ich lautlos zu der Sitzecke.
Ich lauschte, konnte aber niemanden hören. Außer mein herz, das schon die ganze Zeit am lautesten war. Ich hatte das Gefühl, dass irgendjemand mein Herz pochen hörte und somit alles aufgeflogen wäre.
Jetzt noch den gang entlang und am Büro vorbei. Dann wäre ich bei der Tür.
Wie ein Schatten huschte ich von einem Türrahmen zum nächsten. Ich wollte gerade zum nächsten Sprint, der zur letzten Tür gehen wurde, als ich Schritte hörte.
Ich hielt den Atmen an und presste mich fest an die Zimmertür, deren Schatten mich hoffentlich verbarg.
Im nächsten Moment öffnete sich die gegenüberliegende Zimmertür und eine ältere Frau kam heraus.
Sie war schon viele Jahre hier trug wie jede Nacht ihre bunten Lockenwickler in den Haaren. Ehrlich gesagt wusste ich nicht, weshalb sie hier war, aber ich fand sie immer sehr nett.
Die Frau schaute rechts und links den Gang hinauf und ich presste mich umso mehr an die Tür, die sich bestimmt nur dachte: „Kind, geh weg von mir!“
Nach gefühlten Jahren, drehte sich die alte Frau um und verschwand in ihrem Zimmer.
Erleichtert stieß ich die Luft aus, sog sie jedoch im nächsten Moment sofort wieder ein, als die Nachtschicht auf einmal um die Ecke kam.
Ich drückte mich wieder fest gegen die Wand und hoffte, dass sie kein verräterisches Quietschen von sich geben würde.
Die Nachtschicht schlurfte in ihren viel zu großen Latschen an mir vorbei zu der kleinen Sitzecke im nächsten Gang.
Und warum? Da dort meine Gehilfen eben laut rumgeschrien hat.
Mina, meine Zimmernachbarin, war immer ein bisschen komisch, aber meine einzige richtige „Freundin“ hier. Sie hatte gemerkt, dass ich abhauen wollte und bot an, mir zu helfen. „Mir hatte früher nie jemand geholfen. Ich wurde imemr erwischt. Deshalb weiß ich auch, wie schlimm die Bestrafungen sind. Und aus diesem Grund helfe ich dir. Ob du willst oder nicht!“, hatte sie gestern gesagt.
Danach hatte sie weiter mit ihrem Schal gespielt und auf ihn gesabbert.
Und genau diese sabbernde Mina, die mit gerne mit ihrem Schal spielt, half mir gerade, indem sie so tat, als wäre sie schlafgewandelt und hätte einen schlimmen Alptraum, auszubrechen.
Sobald die Nachtschicht um die Ecke war, sprintete ich los.
Mir blieben ungefähr zwei Minuten, bis die Frau wiederkam und in ihrem Büro fast einschlief.
Ich drückte schnell die Tür, des kleinen Raums auf und suchte blitzschnell nach dem Eingangsschlüssel.
Wo ist der denn? Eilig kramte ich alle Schubladen durch und verwüstete den ganzen Schreibtisch.
Nach ungefähr einer Minute wurde mir bewusst, dass ich keine Zeit mehr hatte.
Verärgert, dass mein Plan anscheinend doch nicht ganz ausgeklügelt war, dachte ich schnell über eine Lösung nach.
„Mist, Mist, Mist!“, fluchte ich leise.
Ich brauchte mehr Zeit!
Mein Blick fiel auf die Kaffeetasse auf dem Schreibtisch.
Schnell packte ich diese und schleuderte sie den Gang nach hinten.
Vielleicht brachte mir das ja ein wenig mehr Überlegungszeit ein.
Da ich nicht darauf geachtete hatte, dass die Tasse nicht leer gewesen ist, konnte man jetzt eine genaue Kaffeespur auf den weißen Fliesen bis hin zum Büro zurück sehen.
Ich lief schnell wieder ins Büro und dachte fieberhaft nach.
Das laute Aufschlagen der Kaffeetasse am Ende des Ganges hatte ein paar Patienten geweckt, die sich jetzt lautstark in ihren Zimmern aufregten.
Mein Blick wanderte nervös im Zimmer herum.
Irgendwas musste mir doch einfallen!
Irgendwann, nach gefühlten Jahren, fiel mein Blick auf eine Krankenkarte, die auf dem Schreibtisch lag.
Schnell griff ich nach ihr und rannte zur Eingangstür. Würde jetzt die Nachtschicht den Flur entlangkommen, würde sie mich direkt sehen.
Ich versuchte das Schloss mit Hilfe der Krankenkarte zu knacken und hoffte, dass es genauso gut wie in den Filmen funktionieren würde.
Immer wieder schob ich die Karte hoch und runter und hoffte ein Klicken zu hören.
„Hey! Was machen Sie da?“, rief eine laute Stimme hinter mir.
Blitzschnell drehte ich mich um und sah die Nachtschicht am Ende des Ganges auf mich zueilen.
Panisch versuchte ich weiter das Schloss noch zu knacken, aber nichts tat sich.
„Jetzt mach doch!“, schrie ich die Karte an und, oh Wunder!, ich hörte ein leises Knacken.
Schnell schmiss ich die Karte auf den Boden und riss die Tür auf.
Die kalte Nachtluft ließ mich kurz inne halten. Es war kälter als erwartet.
Ich spürte eine feste Hand auf meiner Schulter.
Ein Blick über nach hinten sagte mir, dass die Nachtschicht mich festhielt und schwer nach Atmen rang.
Ihr Gesicht war ganz rot und ihre Arbeitsklamotten schweißdurchnässt.
„Es tut mir leid!“, sagte ich noch, bevor ich der armen Nachtschicht mit meiner freien Hand ins Gesicht schlug.
Sofort löste sie ihre Hand von meiner Schulter und hielt sich ihre blutende Nase.
Und ich, ich rannte. Ich rannte um mein Leben. Ich rannte so lange bis meine Beine mich nicht mehr tragen konnten und mein Atem streikte.
Nach Luft schnappend ließ ich mich auf das feuchte Gras fallen. Ich war anscheinend über eine Wiese gerannt.
Zitternd schlang ich die Arme um meinen gebrechlichen Körper und rollte mich wie ein Igel zusammen.
Entweder schleif ich dann ein oder fiel in Ohnmacht.
Im Nachhinein vermutete ich letzteres, da ich irgendwann kurz aufwachte und in einem Auto auf der Rückbank lag.
Roman grinste mich und strich mir mit seiner Hand über das Gesicht.
Mein Kopf war auf seinem Schoß gebettet.
„Wir sind jetzt frei!“, war das einzige, was ich noch mitbekam, bevor ich wieder wegdämmerte und nur noch schwarz wahrnahm.

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Großes Entschuldigung!!!!
Ich weiß....kam lange kein Kapitel mehr. Lag an Schule und man hat halt auch vor allem manchmal einfach null Lust.
(Vor allem ich hehe😕)
Trotzdem danke für die weiteren Reads. Und wenn mal länger nichts kommt, dann nich traurig sein, es geht auf jeden Fall weiter😋

Also...hmm...gibt nichts mehr zu sagen Adios!💓💓💓

Hunted  *(pausiert)*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt