Hin und her.
Mein kleiner Körper flog förmlich durch die Luft und ich hatte die Augen geschlossen, um mir besser vorstellen zu können, wie es wäre zu fliegen. Wie die Vögel über uns. Raben, schwarze Engel der Nacht.
Entzückte Schreie bahnten sich aus meiner Kehle und ich feuerte ich Logan an, mich noch hoher schaukeln zu lassen. Sein warmes, kindliches Lachen drang an mein Ohr und vibrierte unter meiner Haut wie ein Echo. Es war, als könnte ich ihn atmen hören und beinahe durch seine Augen sehen.
Hin und her.
„Ich fliege, Logan! Schau her.“, rief ich mit einer hohen Stimme uns öffnete wieder die Augen. Überall um mich herum schien nur noch der Himmel zu sein. Ich war frei von all der Angst. Und dann ließ ich die Ketten los und breitete die Armen aus. Erfüllt von dem Wunsch, mich zu erheben und zu fliegen.
Anstatt das sich mein irrealer Wunsch erfüllte, wurde ich aus der Schaukel geschleudert und krachte wenige Meter weiter auf die Wiese. Ich schmeckte Blut und ich konnte meine eigenen Schreie hören, vermischt mit denen von Logan. Doch all der Schmerz und die Panik waren für mich unwichtig. Alles, was zählte war, dass ich nicht geflogen war. Ich war nicht abgehoben von der Welt unter mir. Ich war gefallen und es kam mir so vor, als wäre ich so noch fester an sie gekettet worden.
Mit einem Keuchen fuhr ich hoch. Ich hatte mich so ruckartig bewegt, dass ich mit voller Wucht gegen das obere Bettgestell geschlagen war, in dem Scar schlief. Laut fluchend griff ich mir an die Stirn und war erleichtert, kein Blut zu ertasten, sondern nur eine riesige Beule.
„Was ist los?“, kam eine panische Stimme vom Bett über mir und ich musste erst ein paarmal blinzeln, bis ich Scars blonden Schopf erkennen konnte, der neugierig von oben auf mich herab blickte. Ihre dunklen Augen waren fast nicht zu erkennen und doch wusste ich genau, dass sie amüsiert funkelten.
„Aua.“, gab ich nur gequält von mir. Gleich darauf kam ein genervtes Psst! Drei Betten weiter. Es gehörte wahrscheinlich zu Rain. „Ich hatte einen beschissenen Traum.“
Reichte es denn nicht, dass mir Prof mein Leben zur Hölle machte, während ich wach war? Mussten mich ihre Geschichten denn wirklich auch bis in die Träume folgen?! Ich seufzte.
„Und deswegen hat mein ganzes Bett gebebt?“, fragte Scar ungläubig und kletterte dann zu mir nach unten. Grinsend und doch sehr erschöpft ließ sie sich neben mir auf der Matratze nieder und starrte auf meine Umrisse. Es war Nacht und mehr konnte man beim schwachen Mondlicht nicht erkennen.
„Ich habe mir den Kopf angehauen.“, gab ich wiederstrebend im Flüsterton zu. Mir war das alles ein wenig peinlich. So aus der Bahn geworfen zu werden, nur wegen eines Traums. Doch wenn ich mir hier jemanden anvertrauen könnte, dann war das Scar.
Sie lachte leise und kam dann etwas näher mit ihrem Kopf an meinen. „Man, das war dann aber ein ordentlicher Bums. Blutet´s?“
Ich schüttelte den Kopf und ließ zu, dass sie vorsichtig mit den Fingern meine Stirn abtastete. Als sie die verletzte Stelle streifte, zuckte ich zusammen.
„Oh man. Mit dir hat man wirklich Probleme, Rattle.“, sagte sie nach einer Weile und ließ sich wieder zurücksinken. Ihr Lächeln konnte ich selbst in der Dunkelheit sehen.
„Das Komische ist, dass du nicht die Einzige bist, von der ich das höre.“
Sie lachte. „Das war mir klar. Aber ich glaube, dass es irgendwie gute Probleme sind, die du anziehst. Probleme, die verändern und zu etwas sinnvollem werden können.“
„War das ein Kompliment?“, fragte ich ironischer Weise und schlüpfte wieder unter die Decke. Scar und ich würden jede Minute Schlaf brauchen, die wir bekommen konnten. Ich wollte sie nicht darum bringen. „Geh schlafen.“

DU LIEST GERADE
Bootcamp (Arbeitstitel)
AventuraLanie führte ein ganz anderes Leben als so viel Mädchen in ihrem Alter. Schon seid ihrer Geburt nimmt sie die Welt anders war und gerät schnell auf die schiefe Bahn. Doch all die Fehler, die sie eben gemacht oder nicht gemacht hat führen sie in das...