Kapitel 13

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„Ich freue mich wirklich, dass du dich doch noch um entschieden hast.“, sagte Jonah und seine Augen funkelten mich freundlich an. Schon seid zwanzig Minuten, als er mich vor meiner Haustür abgeholt und in seinen Wagen verfrachtet hatte, lag dieses nervige Grinsen auf seinem Gesicht. Ich hatte schon ganz am Anfang dieses Dates eingesehen, dass es ein Fehler gewesen war, mich von Sarah überreden zu lassen. Sie war der Meinung gewesen, dass nach dem Vorfall im Wald ein bisschen Aktion in meinem Privatleben mich von allem ablenken würde. Und da ich ohnehin diese und die darauf folgende Woche noch zwanghaft beurlaubt war, um mich richtig von meinen Verletzungen zu erholen, hatte ich eindeutig viel zu viel Zeit mir den Kopf zu zerbrechen und mich mit wilden Theorien hinter den Computer zu klemmen, um irgendetwas herauszufinden.

Außerdem war Jonah nun wirklich kein schlechter Kerl. Er hatte sich wirklich herausgeputzt und schien richtig nervös zu sein. Sogar das Lokal in dem wir saßen war astrein und das Essen schmeckte himmlisch.

Wieso ich dann immer noch so missmutig war lag wohl an den schlechten Erfahrungen, die ich mit netten Männern gemacht hatte. Waren sie von Anfang an schlecht, wusste ich wenigstens worauf ich mich einließ. Doch nach längeren Beobachtungen konnte ich ziemlich sicher sagen, dass Jonah ein wirklich feiner Kerl war, der nur die besten Absichten hatte und mit mir einen schönen Abend verbringen wollte.

Ich steckte mir den letzten Bissen des Pilzrisottos in den Mund. Nachdem ich runtergeschluckt hatte, schaute ich meine Verabredung an und stellte erschrocken fest, dass er wirklich verdammt gut aussah, wenn er verträumt zur Seite schaute. Er hatte ein sehr schönes Profil und ohne dieses Lächeln wirkte er natürlicher.

„Ich muss zugeben, bis jetzt war es wirklich ein schöner Abend.“

Er schaute mich mit großen Augen an. „Hattest du denn wirklich etwas so schlimmes erwartet? So grausam langweilig sehe ich doch nicht aus.“

Ich lachte kurz auf und schüttelte den Kopf. Der teure Rotwein hatte meine Stimmung um einiges angeheitert, was mich lockerer machte. „Nein, gar nicht. Aber ich dachte, ich kenne Männer wie dich schon zur Genüge.“

„Und da hast du dich geirrt?“

„Hm, das verrate ich dir noch nicht. Aber versuch mich doch zu überzeugen.“

Die Herausforderung nahm er gerne an. Mit einem freundlichen Kopfnicken machte er den Kellner auf uns aufmerksam und bat um die Rechnung. Wenige Minuten später hatte er bezahlt, mir in meine schwarze Lederjacke geholfen, da es sonst sehr kalt in dem grauen Kurzen werden konnte, und machte sich mit mir im Schlepptau auf den Weg nach draußen.

„Und jetzt?“, fragte ich und vergrub mein Gesicht soweit es ging im Kragen der Jacke, kalt war mir trotzdem noch. Mit einem aufmerksamen Blick nahm Jonah dies zur Kenntnis und nahm seinen Schal ab, um ihn mir um den Hals zu legen. Zuerst wollte ich mich beschweren, doch er meinte es ja nur gut, daher lächelte ich ihn dankbar an.

„Jetzt werde ich dich überzeugen.“

Ich lachte, ließ mich seit sehr langer Zeit gehen und war froh, dass ich mich hinter der Fassade der Elena verstecken konnte, die keine Probleme hatte und sich nur mal ein wenig amüsieren wollte.

Wir stiegen in seinen Wagen, führen eine knappe halbe Stunde durch die verschneiten Straßen New Yorks und lauschten der gedämpften Radiomusik, die die neusten Charts herunter trällerte.

Immer wieder fragte ich ihn was er vorhatte, doch er wimmelte mich immer mit einem witzigen Spruch ab oder zwinkerte mir einfach nur zu.

Klar gab es vielleicht eine minimale Chance, dass er nicht nur gute Sachen im Sinn hatte und jede andere Frau hätte sich vielleicht darüber Gedanken machen sollen, doch ich hatte ein langes Messer, einen Elektroschocker und Pfefferspray in meiner Tasche. War also bestens ausgerüstet für den Notfall.

Als Jonah an einem kleinen Parkplatz vorbeifuhr und einer Seitenstraße folgte, wurde ich ein wenig aufmerksamer und überzeugte mich davon, wo wir waren und ob ich notfalls den Weg alleine nachhause finden würde. Da führen wir schon auf einen riesigen Parkplatz vor einem Möbelzentrum, dessen Wand von einem großen Beamer bestrahlt wurde.

Den Film, der im Autokino lief war mir bekannt. Natürlich, denn wer hatte noch nicht den ersten Teil von James Bond gesehen. Ich konnte nicht lange an mich halten und brach lauthals in Gelächter aus. „Du schleppst eine Frau mit in einen der typischsten Männerfilme, die jemals produziert wurden? Okay, du hast mich wirklich überrascht!“

Er grinste mich an. „Du bist aber keine typische Frau.“

Ja, da hatte er allerdings recht. Und als ich ihn so ansah von der Seite, musste ich eingestehen, dass ich froh war ihn kennen gelernt zu haben.

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