Huch, was war denn das? Pochte da etwa das Herz in meiner Brust ein Stück schneller?
„Du siehst etwas erschrocken aus. Wenn es dir hier nicht gefällt ist das in Ordnung. Wir können auch woanders hingehen.“
Ich schüttelte entschieden den Kopf. „Quatsch. Mir geht es bestens.“
Er schien erleichtert und stieg aus dem Auto, um mir die Tür zu öffnen. Ich nahm lächelnd seine Hand an, die er mir entgegenstreckte und ließ mir aufs Autodach helfen. Er setzte sich direkt neben mich und legte etwas ungestüm seinen Arm um meine Schulter. Ich musste grinsen, ließ es aber zu. Sein Körper war zu warm um ihn in dieser kalten, einsamen Nacht wegzustoßen. Stattdessen legte ich meinen Kopf an seine Halsbeuge und atmete den Duft seines Rasierwassers ein. Herb und etwas bitter.
Fallen lassen… nur eine Nacht an etwas anderes denken. Nichts wünsche ich mir mehr.
Ich stieß die Luft ruckartig aus meinen Lungen und richte mich wie in Trance auf. Griff ohne zu fragen Jonah in den Nacken und zog ihn an mein Gesicht heran. Ich brauchte diese Nähe und nur er konnte sie mir heute geben. Und ich würde sie mir nehmen.
Seine heißen Lippen berührten meine. Geöffnet vor Erstaunen, doch binnen weniger Sekunden warf er alle Zweifel fort und küsste mich mit all seiner Leidenschaft zurück. Vergrub seine Hände in meinem dunklen Haar. Ich bohrte ihm die Nägel in die Haut und er zuckte kurz zusammen, fing dann jedoch an, mich noch fester an sich zu ziehen.
Ich verlor mich in diesem Gefühl von warmen Händen berührt zu werden. Fühlte mich nicht mehr so kalt von innen. Doch als ich einige Stunden später an eine harte Brust gepresst war, die regelmäßig ein und aus atmete, lief mir eine Träne übers Gesicht und verlor sich aus seiner nackten Haut.
Sonnenstrahlen kitzelten mich in meinem Gesicht und ich kniff brummend die Augen zu. Ich hasste die Morgensonne! Daher ließ ich jedes Mal vorm Schlafengehen die Rollladen herunter. Nur, war hatte ich heute gar nicht in meinem eigenen Bett geschlafen.
Erschrocken fuhr ich hoch und riss die Augen so weit auf, wie es nur ging. Blickte an eine grüne Wand, dessen Farbe mich sehr gewaltig am frühen Morgen störte. Wie konnte man nur so geschmacksverirrt sein und sein Zimmer in Minz streichen?!
Ich rieb mir über die Lieder und wagte es kaum, mich nach rechts zu drehen. Wohl wissend, was ich dort vorfinden würde. Ich fühlte mich dem noch nicht gewachsen. Daher schlüpfte ich aus dem Bett und dessen weiche Umarmung und zog mir schnell meine Sachen über, die wild auf dem Boden verstreut lagen.
Mit knallrotem Kopf eilte ich aus dem Raum und fand mich in einem Flur wieder, dessen Wände zwar nicht minzfarben waren, jedoch mit lauter High-School-Fotos tapeziert. Ich entschied mich, sie mir auf dem Rückweg noch einmal genauer anzusehen, da meine Blase fordernd drückte.
Natürlich hatte ich gestern nicht nach der Toilette gefragt, dazu war gar keine Zeit. Wir sind ja wie zwei Raubkatzen aufeinander hergefallen. Erneut stieg mir das Blut zu Kopf und ich tapste mit festen Schritten auf die nächste Tür zu. Öffnete sie voller Erwartens und – ein Haufen an Wäsche blickte mir entgegen. Okay, ich war nicht im Badezimmer, sondern in der Wäschekammer gelandet.
Ich schnaufte genervt. Sonst war ich doch auch nicht so verwirrt.
Okay. Sammle deine Gedanken. Wo befindet sich normalerweise das Badezimmer in einer Singelwohnung?
Es machte klick und ich lief einmal quer durch ein vollgestelltes Wohnzimmer, das ich kaum wahr nahm und eilte in den kleinen Raum neben der Eingangstür. Gerade noch rechtzeitig.
Nach einer ausgiebigen Katzenwäsche unterm Wasserhahn betrachtete ich mein rotes Gesicht im Spiegel. Mit der Röte auf den Wangen sah ich nicht mehr ganz so bleich aus. Außerdem waren meine Haare schrecklich zerzaust, bis ich sie mit einem Notfallhaargummi bändigte.
Ein nervöses Kribbeln in meinem Bauch schrie nach meiner Aufmerksamkeit und ich legte andächtig eine Hand darauf.
Was, in Gottes Namen, hatte ich nur angestellt?!
Ich schloss verzweifelt die Augen. Es war zwar nicht das erste Mal passiert, jedoch auch nicht so oft, dass es bei mir reine Routine wäre. Ich fühlte mich gewiss nicht schlecht. Eher ein bisschen aufgekratzt.
Erneut wagte ich einen Blick in den Spiegel. Wirklich, dieser aufgeweckte Ausdruck stand mir ganz gut. Ohne es zu merken, grinste ich mich an. Strich mir mit einem Finger über die Lippen, die ganz geschwollen waren und genoss den leichten Schmerz meiner Glieder.
Auch wenn ich es nicht wollte, ich musste zugeben, dass ich mich gut fühlte.

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Bootcamp (Arbeitstitel)
AventuraLanie führte ein ganz anderes Leben als so viel Mädchen in ihrem Alter. Schon seid ihrer Geburt nimmt sie die Welt anders war und gerät schnell auf die schiefe Bahn. Doch all die Fehler, die sie eben gemacht oder nicht gemacht hat führen sie in das...