Bootcamp (Arbeitstitel)

Kapitel 4

Ich kreischte erschrocken auf, als mich etwas Kaltes und Nasses aus den klebrigen Händen der Ohnmacht riss und ich mich vor Schreck laut keuchend nach vorne beugte. Völlig perplex wischte ich mir mit den Händen übers Gesicht und rieb sie dann an meiner Hose trocken. Verwirrt schaute ich auf und zuckte prompt wieder zurück. Drei Köpfe hatten sich nah über meinen gebeugt und sahen mich nun mit großen Augen an.

„Hey, was sollte das?“, fragte ich und bedauerte schon, dass in weniger als fünf Minuten alles Wasser wieder verdunstet sein würde. Ich erwartete nicht wirklich eine Antwort auf meine Frage, vor allem, da ich ja schon wusste was genau passiert war: Ich war ohnmächtig geworden. Während Hunter mich auf seinem Rücken trug wurde mir von Minute zu Minute mulmiger. Und dann war alles schwarz um mich geworden.

Und doch konnte sich einer eine Antwort nicht unterdrücken. Genau die Person, bei der ich es am wenigsten erwartet hatte. „Hitzekrampf.“

Gerne hätte ich ein lautes „Hä?“ von mir gegeben, doch erstens war mir noch immer übel und alles tat mir weh. Noch dazu kam der Umstand, das gerade mein geheimnisvoller Beobachter gesprochen hatte. Mit einer Stimme so dunkel und warm wie ein Becher purer geschmolzener Schokolade. Man wurde schon allein beim zuhören dick. Außerdem war die Sonne nun gänzlich aufgegangen. Und Gnade mir Gott, er hatte nicht nur eine verboten schöne Stimme, er sah auch noch dreimal so gut aus. Männlich geschnittenes Gesicht, markante Wangenknochen, einen hübschen, gebräunten Taint und diese Augen, bei denen man auf den ersten Blick nicht sah, ob sie nun schwarz oder dunkelblau waren.

„Hitzekrämpfe treten bei Flüssigkeitsmangel und zu hohen Temperaturen ein. Die meisten Leute, die daran leiden, haben ein schwaches Immunsystem.“

Diesmal blickte ich Chokolate verständnislos an.

„Danke Lexikon.“, meinte der Stalker.

Ich lächelte Chokolate noch einmal kurz zu und betrachtete dann meine Umgebung. Wir befanden uns am Rand des Jungels. Genau zwischen Trainingsplatz und Unterkunft. Ich hatte mir wirklich den ungelegensten Ort ausgesucht, um aus den Latschen zu kippen. „Was machst du eigentlich hier und wo ist Hunter?“

„Der liegt ein paar Meter weiter und kommt wahrscheinlich ebenfalls grade wieder zu sich. Und was mich angeht, ich bin hier weil… naja. Ich dachte du würdest nicht so gerne bewusstlos mit einem fremden Mann auf dem Boden liegen. Zufälligerweise war ich gerade auf den Weg aufs Klo und da hab euch gesehen.“

Ich nickte, bis mir dann doch das Verkehrte an dem auffiel, was Chokolate gesagt hatte. „Warum ist Hunter bewusstlos?!“

Der fremde Typ rappelte sich wieder auf und stand nun in voller Größe über mir und schüttelte den Kopf. Seine braunen Haare flogen hin und her und ich glaubte ein Grinsen auf seinem Gesicht gesehen zu haben. Vielleicht aber war es auch nur die Sonne, die mich geblendet hatte.

„Mensch Rattle. Du wiegst wohl doch nicht so wenig, wie wir alle gedacht haben. Der Schwächling hat schon nach fünf Runden mit dir schlapp gemacht. Glaub mir, ich hätte länger gekonnt.“ Mein dunkelhäutiger Freund lachte herzlich und ließ sich nach hinten auf seinen Hintern fallen. Klar, er genoss das alles hier. Solange er schließlich hier war, musste er nicht bei den Einheiten teilnehmen. Ich jedoch war nun gänzlich verwirrt.

„Aber warum liege ich dann hier und er irgendwo da hinten?“, fragte ich daher noch einmal nach.

Chokolate deutete mit dem Zeigefinger in die Richtung, wo wohl Hunter gerade verarztet wurde. „Du wurdest bewusstlos und er wollte jemanden holen. Naja. Wirklich weit ist er ja nicht gekommen, wie man sieht.“

„Oh man. Er wollte mir doch nur helfen.“

„Alles halb so schlimm. Lorain ist bei ihm und ich glaube auch Rain. Alles was er davontragen wird, sind wohl ein paar blaue Flecken und eine fetten Sonnenbrand.“