Die Fahrt zum Flughafen war alles andere als angenehm. Genau wie beim ersten Tag im Camp, gab es keine eigentliche Straße, sondern nur Hügel, Sand und Stein. Der Wagen holperte über den unebenen Boden und ich wurde auf meinem Sitz ordentlich durchgeschüttelt. Mich, mit meinem schwachen Magen, ließ mich das ganz und gar nicht entspannen. Die meiste Zeit war ich damit beschäftigt die Sterne über uns zu beobachten und Hannibals lautem Schnarchen zu lauschen.
Als ich vor knappen zwei Stunden die Namen der beiden anderen erfahren hatte, wäre ich beinahe aus den Latschen gekippt, als sich mir Hannibal mit einem freundlichen Grinsen und einem festen Händedruck vorgestellt hatte. Wirklich, jedem der drei hätte dieser Name besser gestanden. Adam wäre praktisch dafür gemacht gewesen und bei Roland, von mir auch gerne Blondie genannt, hätte man sich auch nicht groß gewundert. Aber der eher kleine, dünne mit dem zausiegen roten Haaren und den Grübchen in den Wangen wollte einfach nicht mit dem Namen Hannibal übereinstimmen.
„Im Ernst?!“, hatte ich ihm nach einer kurzen Lachattacke gefragt. Doch Hannibal hatte nur mit einem frechen Grinsen erwidert.
„Schließ nicht zu schnell auf andere.“, hatte Adam vom Beifahrersitz aus gemeint und mir einem strengen Blick durch den Rückspiegel zugeworfen. Ich war keine halbe Stunde mit ihm unterwegs gewesen und schon fing er mit seiner Erziehung an. Und hörte auch nicht damit auf. Selbst, als ich schon fast weggedämmert war, holte er mich mit irgendeinem klugen Spruch wieder zurück und ich war weiterhin meinem wütenden Magen ausgesetzt.
Ich seufzte laut und legte die Stirn an die Scheibe. Hoffentlich würden wir bald die Zivilisation erreichen und ich könnte diesen Mietwagen endlich verlassen. Doch daran war noch gar nicht zu denken.
„Hör auf die ständig zu beschweren.“, kam erneut die Stimme von vorne, die meine Nerven bis zum zerreißen gespannt hatte. Ich hatte mich wirklich bemüht mich zurück zu halten, doch jeder hatte nun mal seine Grenzen und meine kamen eben etwas früher als bei manchem andern.
Ich richtete meinen Blick auf ihn und funkelte Adam an. „Ich beschwere mich nicht.“, sagte ich gereizt und versuchte dabei Hannibal, der noch immer neben mir schlief, nicht aufzuwecken.
„Wo liegt dann dein Problem?“, fragte er genauso garstig zurück.
Du bist mein Problem, hätte ich gerne gesagt, wusste aber, dass das nicht so gut ankommen würde und sagte stattdessen: „Roland kann einfach kein Auto fahren. Von dieser Holperei wird einem ja ganz übel.“
Ich wusste zwar, dass Roland eigentlich nichts für diese Höllenfahrt und auch nicht für meine Magenprobleme konnte, doch ich brauchte einfach irgendeinen Grund, über den ich mich aufregen konnte. „Außerdem stinken meine Klamotten nach Schweiß. Nicht einmal umziehen durfte ich mich!“
Adam stieß zischend die Luft aus. Ich kannte seine Reaktionen bereits so gut, dass ich mir denken konnte, was das zu bedeuten hatte. Er war genervt und mit seiner Geduld am Ende. Zwei Dinge, die zusammen sehr unangenehm werden konnten. „Roland, hältst du mal bitte eben an?“
Verwirrt starrte Blondie erst Adam und dann mich durch den Rückspiegel an, trat jedoch wie von Adam gewünscht auf die Bremse. Der Wagen hielt mitten im Nirgendwo und es war stock finster. Schlagartig legte sich Stille über uns und ich fühlte mich nicht besonders wohl in meiner Haut.
„Was sollte das jetzt?“, fragte ich eher vorsichtig als provokant. Wer weiß?, vielleicht würde Adam mich hier ja aussetzten.
Er drehte sich zu mir um und warf mir meinen Rucksack zu und deutete dann mit einem Nicken nach draußen. „Zieh dich um und schnapp frische Luft. Wir warten hier.“
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Bootcamp (Arbeitstitel)
AdventureLanie führte ein ganz anderes Leben als so viel Mädchen in ihrem Alter. Schon seid ihrer Geburt nimmt sie die Welt anders war und gerät schnell auf die schiefe Bahn. Doch all die Fehler, die sie eben gemacht oder nicht gemacht hat führen sie in das...