Kapitel 14

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Owen

Völlig abwesend kaut sie auf ihrem letzten Stück Fleisch. An was sie wohl denkt? Vielleicht würde sie es vorziehen alleine zu sein? Oder mag sie das Essen nicht? Warum mache ich mir überhaupt solche Gedanken?! Seit Cor... ich unterbreche meine eigenen Gedanken. Seit Cor habe ich nicht so über eine Frau gedacht? War es das, was ich denken wollte? Nein, ich bin wahrscheinlich zu müde, um zu denken.

Am Morgen weckt mich Amaliyas Stimme.

„Verdammter Mist!" Langsam öffne ich meine Augen und sehe, wie sie vergeblich versucht mit dem Bogen den Pfeil in das Ziel schiessen.

„Guten Morgen.", sage ich, ohne den Blick von ihr zu wenden. Erschrocken dreht sie sich um und lässt den Pfeil los. Schnell weiche ich zur Seite. Der Pfeil sticht nur wenige Zentimeter vor mir in den Boden.

„Oh Gott! Das tut mir leid! Das wollte ich nicht!" Sie presst die Hand auf ihren Mund.

Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen.

„Ist ja noch einmal gut gegangen. Aber mich musst du nicht jagen, weisst du?"

„Ha Ha Ha... du bist so lustig." Ich kann genau erkennen, wie sie sich ein Grinsen verkneift, nur um zu zeigen, dass es ihr wirklich leid tut.

Die Sonne liegt schon hoch im Himmel, als wir aufbrechen. Es ist heiss und die Insekten summen um unsere Köpfe. Nervtötend. Bald kommen wir an einen See. Das Sonnenlicht lässt ihn in einem hellen Blau leuchten. Die Bäume rundherum scheinen noch viel grüner zu sein, als sie sonst schon sind. Wir befinden uns auf einem grossen mit Gras bewachsenen Felsen. Mein Blick schweift über das Blau und das Grün bis zu dem kleinen felsigen Hügel dahinter. Es ist so wunderschön. Auch Amaliya lässt ihre Augen über die Pracht der Natur gleiten.

„Zeit für eine Pause", durchbricht sie nach einer Weile die Stille. Ich stelle meinen Rucksack auf den Boden und öffne ihn, um die Beeren herauszunehmen, die wir auf unserem Weg gefunden hatten. Als ich mich wieder zu Amaliya umdrehe, sehe ich, wie sie zum Wasser herunter läuft. Plötzlich beginnt sie sich auszuziehen. Schnell wende ich meinen Blick ab, doch meine Neugier lässt es nur einen kleinen Moment zu. Langsam verschwindet immer mehr von ihrem Körper im klaren Wasser, bis sie ganz unter Wasser ist und weiter schwimmt. Sie dreht sich auf den Rücken und grinst in meine Richtung.

„Es ist erfrischend, du solltest auch ins Wasser kommen."

In schnellen Schritten laufe ich zum Ufer und ziehe mich ebenfalls aus. Das Wasser umringt angenehm kühl meine Füsse. Die Erfrischung reicht mir bis zum Bauchnabel, als ich in das erfrischende Nass tauche. Neben Steinen zieren weisse Muscheln den Grund. Hier und Da spriesst ein kleines Pflänzchen aus dem Boden und bewegt sich langsam im Wasser. Mein Körper gleitet schwerelos in die Tiefe des Sees. Schon nach kurzer Zeit ziehen sich meine Lungen zusammen und ich schwimme an die Oberfläche. Ich hole tief Luft und streiche meine Haare aus meiner Stirn. Es ist so wunderschön.

Auch Amaliya scheint es zu geniessen. Sie liegt im Wasser und lässt sich an der Oberfläche treiben. Ihre Augen sind geschlossen. Schnell aber möglichst leise schwimme ich zu ihr und drücke ihren Kopf in das Wasser. Wenige Sekunden später kommt sie prustend nach oben und drückt auch mich lachend in die Tiefe. Ein Kribbeln durchläuft meine Haut. Wie jede ihrer Berührungen.

Amaliya

Das war ein Fehler mein Bursch. Grinsend löse ich meine Hand von seinen Schultern und lasse ihn nach oben gleiten. Schnell beginne ich ans Ufer zu schwimmen. Weg von Owen, der bestimmt auf Rache aus ist. Doch unter meinem Lachkrampf und um das viele Wasser kann ich kaum noch Luft holen. Er hat mich schnell eingeholt und schön spüre ich seine Hand um meinen Knöchel. Strampelnd versuche ich vergebens an der Oberfläche zu bleiben. Unter Wasser beschliesse ich ihm einen kleinen Streich zu spielen und bleibe unten. Schon bald spüre ich seine kräftigen Hände unter meinen Armen und er zieht mich nach oben. Lachend hole ich Luft. Er schaut besorgt in meine Augen.

„Amaliya, ich dachte schon, ich müsse dich wiederbeleben!"

Ich kann mich kaum mehr erholen von meinem Lachanfall. Er hält mich noch immer fest. Sein Blick wird weich. Seine Augen durchbohren meine, bis sein Blick auf meine Lippen wandert. Nein! Schnell spritze ich ihm Wasser ins Gesicht und schwimme lachend davon. Dieses Mal lässt er mich bis ans Ufer schwimmen. Ich verdränge die Stimmen in meinem Kopf, die mir sagen, dass er mich soeben küssen wollte.

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