16 - Jetzt oder nie

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Das mit uns war niemals Schicksal – das mit uns ist eine Bestimmung.

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Elliot

»Hey, Elliot.«
Abrupt schaute ich auf und zuckte zusammen. »Cathlyn.«
Sie lächelte verlegen und zupfte an einer ihrer Locken. »Darf ich dich was fragen, El?«
Etwas unbehaglich nickte ich.
»Ist es wahr, dass du ... äh ... mit Phoebe ... zusammen bist?«
Stumm sah ich Cathlyn an und nickte erneut. »Ja ...«
»Oh.« Sie schaute auf den Boden, während ich ratlos neben ihr stand. »Ich dachte ihr seid nur Freunde?«, sagte sie dann leise und schaute wieder auf.
»Hmm, ja«, murmelte ich und kratzte mich am Hinterkopf. Gott, ich fühlte mich in ihrer Gegenwart immer ein bisschen unwohl. »Das waren wir auch.«
Plötzlich sammelten sich Tränen in ihren Augen, sodass ich mich nervös umsah. Fuck, wo waren eigentlich die anderen, wenn man sie mal brauchte?
»Ach so.« Cathlyn schniefte und lächelte mich danach verweint an. Ich schluckte schwer. »He, Cathyln, ist alles okay?«
»Ich dachte eigentlich, dass du mich mögen würdest«, schluchzte sie, wobei sie die Achseln zuckte.
Oh Mann. War das jetzt ihr ernst?
»Ähh ... du bist ja auch nett«, meinte ich hilflos. »Aber ich liebe Phoebe.« Vorsichtig musterte ich sie und hoffte, dass keine Sicherung bei ihr durchknallen würde. Aber Cathlyn lächelte. Schon wieder. Herrgott, das war immer so gruselig, verdammt!
»Na ja, wenn du mich magst, könnte ich ja auf dich warten. Unser Herr würde mir bestimmt die Geduld dafür schenken.«
Mit offenem Mund starrte ich sie an, während ein leiser Schauer über meinen Rücken huschte. »Cathlyn, du verstehst das falsch - ich habe nicht vor mich von Phoebe zu trennen.« Als sie wieder in Tränen ausbrechen wollte, machte ich hastig kehrt und lief zur Kantine, in der Hoffnung, dass dort die anderen wären.
»Warte doch mal, Elliot!«
Panisch blickte ich zurück und erkannte Cathlyn, die mir folgte. Mist. Ich lief schneller und suchte nach Shane, der mir den Arsch retten könnte. Oder Dawn. Oder Hayley. Ja, Hayley! Sie wäre das perfekte Biest, um Cathlyn loszuwerden.
»Elliot!«
Mein Herz klopfte und ich rannte schon fast durch die Gänge, als ich endlich Hayley fand. »Gott sei Dank, Hayley!«
Sie wandte sich verwirrt zu mir und runzelte die Stirn.
»Du musst mir Cathlyn vom Hals schaffen! Sie hat das mit Phoebe erfahren!«, flehte ich mit einem Blick zurück, wo die Pfarrerstochter immer näher kam. »Bitte«, fügte ich hinzu.
Hayley grinste schadenfroh. »Wie kannst du nur von mir verlangen, dass ich dieser zarten Seele Gottes das Herz breche?«
Finster sah ich sie an. »Du bist die Brut Satans, das ist dein Job!«
Beleidigt verschränkte sie die Arme und genoss es, wie ich um ihre Hilfe flehte. »Oh, komm schon, Hayley.«
Sie stieß ein dramatisches Seufzen aus, ehe sie mich zur Seite schob. »Cathlyn!«, rief sie fröhlich, als diese vor uns stehen blieb. Mit feuchten Augen schaute sie zu mir, und ich fragte mich unwillkürlich, ob ich für diese Tat in die Hölle käme.
»Wieso denn so traurig?«, fragte Hayley, die einen Arm um Cathlyn legte. Sie schniefte. »Ich hatte gedacht, dass Elliot auf mich warten würde, so wie ich auch auf ihn warten wollte.«
Hilfe! Da war wieder dieser unangenehmer Schauer.
Hayley starrte sie argwöhnisch an, hatte sich aber schnell wieder im Griff. »Cathy, Süße, er ist es doch gar nicht wert, dass du auf ihn wartest. Seine Seele ist beschmutzt und deine ist noch so rein. Vergeude das doch nicht.«
Miststück. Verärgert sah ich ihren Hinterkopf an.
»Aber ich habe immer für uns gebetet – all die Monate -, und unser Herr würde ihm eine zweite Chance geben«, entgegnete Cathlyn, womit sie eindeutig bewiesen hatte, dass sie in eine Klapse gehörte!
»Äh.« Einen Moment lang stutzte Hayley. »Vielleicht gibt er ja nur dir die Chance und nicht Elliot.«
Das verwirrte die Pfarrerstochter, weshalb sie mehrere Male blinzelte. »Wie meinst du das?«
Nun grinste Hayley ihr diabolisches Grinsen. »Du hast dich mit dem Bösen eingelassen, Cathy, du hast dich verloren! Aber jetzt will ... Gott ... dir eine Chance geben, weil er an dich glaubt – verärgere ihn nicht wegen einer Verlockung!«
Halleluja! Wenn Hayley so weitermacht, würde selbst ich noch zu beten anfangen, damit sie die Klappe hält.
Entsetzt sah Cathlyn zu mir und Angst stand in ihren Augen. »Elliot, du musst dich erst reinigen lassen. Du musst den Herren um Vergebung bitten. Sonst ... sonst führst du uns alle in Versuchung! Himmel, ich hätte mich fast verloren!« Sie sah zu Hayley. »Danke. Hilfe ihm, wenn ich es nicht kann, ja?«
»Natürlich«, versicherte Hayley ihr, wobei sie unschuldig lächelte.
»Elliot, ich glaube an dich – du schaffst das«, sagte Cathyln zu mir, ehe sie davonging, und ich sprachlos zu Hayley schaute. Sie zuckte kichernd die Achseln. »Amen.«
»Scheiße«, stieß ich hervor und schüttelte mich. »Das war zu abgefahren.« Ich lehnte mich an die Wand hinter mir und sah immer noch zu Hayley, die sich prächtig amüsierte. »Die bist du erst mal los – du schuldest mir was.«
»Von mir aus. Versprich mir nur, dass du niemals eine Sekte beitrittst.«
»Hmm.« Sie legte den Kopf schief. »Wieso eigentlich nicht? Es ist bestimmt toll so vergöttert zu werden.«
Ich verdrehte die Augen und entdeckte Phoebe mit Dawn und Shane auf uns zukommen. Sofort lief ich zu ihr und riss sie in meine Arme, küsste sie stürmisch und drückte sie ganz fest an mich. »Verlass mich niemals, Babe. Schwöre es mir!«
Lachend, wenngleich etwas irritiert, sah Phoebe mich an. »Okay, aber wieso nicht?«
Hayley erzählte den anderen von meiner Begegnung mit Cathlyn, wobei sie nicht darauf verzichtete, ihnen von meiner beschmutzten Seele zu erzählen sowie dem Bösen, das in mir ruhte.
»Das Mädchen ist echt krank«, murmelte Shane kopfschüttelnd. Ich brummte zustimmend.

till the Death - gemeinsam krank, gemeinsam sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt