9 - stehen gelassen

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Es sind Wünsche, an die wir uns so oft klammern, bis sie uns real vorkommen.

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Elliot

»Hey.«
Als die Stimme durch all meine Gedanken durchdrang und ich sie erkannte, hätte ich beinahe entnervt aufgestöhnt. Jedoch hielt ich es zurück, drehte mich stattdessen langsam um und dachte ein einziges Mal an Shanes Worte: Fick dir das Hirn raus, bring es wieder in Ordnung.
»Willst du mir vielleicht jetzt deine Tattoos zeigen?«, gurrte sie mit einem schiefen Lächeln. Ich hob einen Mundwinkel an und ging auf sie zu. Sie kam mir willig entgegen, fixierte meinen Schritt und erkannte, wie hart ich war. Scheiße, und wie hart ich war.
Ich packte sie abrupt, presste meine Lippen auf ihre, schmeckte den Alkohol auf ihrer Zunge und stieß uns gegen die Wand. Plötzlich brach alles über mir ein – jeden Tag, den ich vor purer Lust zerging, beinahe platzte, all die Tage, die ich mich zurückhielt und all die Vernunft, die jetzt in einer Bombe hochging. Zusätzlich machte es der Alkohol um das zehnfache schlimmer. Ich war wie ausgehungert und überfiel das Mädchen, knurrte ungeduldig, als ich ihr Kleid hochschob und ihr Höschen fast zerriss. Sie keuchte auf und hielt sich an mir fest, während ich sie so hart küsste, bis ich Blut schmeckte.
»Um Himmelswillen«, ächzte sie überwältigt.
Ich beachtete es kaum, war wie in einem Rausch gefangen und konnte nichts mehr um mich herum wahrnehmen. Alles war wie mechanisch – ich öffnete meine Hose, stülpte das Kondom über und packte sie an den Schenkeln, bevor ich mich mit einem Stoß in ihr versenkte.
Sie schrie heiser auf, was ein Laut war, der nur gedämmt in meinen Ohren ankam, da das Blut so heftig darin rauschte. Es fiel mir schwer, mich zu orientieren und zu verstehen was ich überhaupt tat. Ich war betrunken und brannte vor Sehnsucht, wollte sie so sehr und stöhnte, als mir Phoebe vor dem inneren Auge erschien. Sie presste ihren warmen Körper an mich, bohrte ihre Nägel in meine Schulter und wimmerte meinen Namen. Gott, es war ein so wunderbares Geräusch, dass es mich fast um den Verstand brachte. Sie war so süß, roch so herrlich und ihre Schenkel fühlte sich so gut um meinen Hüften an. Mir entkam ein Brummen vor Wonne, während ich mich noch tiefer in sie stieß und von dem feuchten Fleisch umschlungen wurde. Sie war so unfassbar weich, sie war alles an was ich dachte und was ich wollte.
»Phoebe, verdammt, Phoebe«, keuchte ich und hatte die Lider geschlossen, stieß tiefer zu und stöhnte kehlig, als sie zusammenzuckte.
»Wie bitte?!«, rief jemand schrill, und ich blinzelte. Plötzlich verrauchte der Nebel um mich herum und ein Schmerz durchzog mein Gesicht, als das Mädchen vor mir ausgeholt hatte.
Abrupt hielt ich inne und musste einen Moment lang realisieren, was gerade eben geschehen war.
»Ich heiße nicht Phoebe, du Arschloch!«, kreischte das Mädchen, das mich von sich schubste und von meinen Hüften krabbelte. Wütend sah sie mich an, wobei sie ihr Kleid richtete, und ich völlig verwirrt an der Wand stand. Einmal fuhr ich mir durchs Haar und sah sie entschuldigend an, und auch verlegen, weil mir der falsche Name rausgerutscht war. »Sorry«, murmelte ich und kratzte mich am Hinterkopf. Sie sah mich giftig aus zusammengezogenen Augen an. »Demnächst solltest du dich besser nach dem Namen deiner Fickgenossinnen erkundigen, bevor du sie mit irgendeiner Phoebe vergleichst!«, fauchte sie und stöckelte davon. Seufzend schloss ich meine Hose wieder und fuhr mir erneut durchs Haar. Verdammt, das war echt scheiße gelaufen. Wie konnte mir das bloß passieren?
Ich seufzte abermals und lief aus der Hütte, wovor Phoebe plötzlich stand und mich mit großen Augen anstarrte. Ich schluckte hart. »Phoebe ...«
Abrupt machte sie auf ihrem Absatz kehrt und stürmte durch den Garten, sodass ich einen wütenden Fluch herausließ und schreiend gegen die Hüttentür schlug. »Fuck!« Verzweifelt und mit zitternden Fingern fuhr ich mir durchs Gesicht, ehe ich ihr hinterherrannte und sie irgendwann auf der Straße einholte. Schnell griff ich nach ihrer Hand, die Phoebe mir sofort entzog und sich wütend zu mir drehte. »Weißt du was, Elliot? Eigentlich sollte ich längst daran gewohnt sein, dass du mich immer wieder für das nächstbeste Mädchen fallen lässt und ich nur gut für eine dumme Ausrede bin, wenn du diese Mädchen wieder loswerden willst ... aber ... das bin ich nicht. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass ich wirklich geglaubt habe, dass du dich irgendwann mal ändern würdest«, schrie sie mich an, wobei ihr Tränen in die Augen traten.
»Babe«, murmelte ich schmerzlich und machte einen kleinen Schritt auf sie zu, woraufhin Phoebe gleich zurücktrat und abwehrend die Hände hob. »Lass es, Elliot!«
Prompt hielt ich inne und nickte. »Es tut mir leid.«
»Spar dir deine scheiß Entschuldigungen für das nächste Mädchen auf – bei mir zieht das nämlich schon lange nicht mehr«, zischte sie. Sie drehte sich um und lief auf ein Taxi am Straßenrand zu, in das sie einstieg, und ich fluchend zurückblieb.

till the Death - gemeinsam krank, gemeinsam sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt