Kapitel 6 - Guter Rat ist teuer

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Erschöpft hievte Snape sich am nächsten Morgen um die gewohnte Uhrzeit aus dem Bett. Er hatte vielleicht drei bis vier Stunden geschlafen, was sich durch seine tiefen Augenringe bemerkbar machte. Nachdem er sich ausgiebig gestreckt hatte, suchte er seine Sachen zusammen und ging duschen. Das kalte Wasser verschaffte ihm einen halbwegs klaren Kopf. In Gedanken ging er noch einmal den heutigen Unterrichtsplan durch. Heute waren die Fünftklässler dran. Er musste sie auf die ZAG's vorbereiten. Und das, obwohl er ihre Fähigkeiten gar nicht einschätzen konnte. Also entschied er für den Einstieg einen nicht zu bewertenden Test schreiben zu lassen. Damit würde er sich zwar gleich wieder unbeliebt machen, aber was sollte das schon? Er war eh schon als Schülerschreck bekannt. Schließlich stellte er das Wasser ab, trocknete seinen Körper und kleidete sich dann frisch ein. Er Beschloss, vor dem Unterricht noch einmal nach seinem besten Freund zu sehen. Michael schlief noch zusammengerollt in seinem Krankenbett. Snape grübelte. „Guten Morgen“, grüßte Madam Pomfrey. Snape nickte nur während seine Augen weiterhin auf Michael fixiert waren. „Na immer noch verschossen?“, fragte die Medihexe lächelnd. Irritiert drehte Snape sich zu ihr um. „Wie darf ich das verstehen, Madam?“, fragte er mit einem scharfen Unterton. „Sie waren doch während ihrer Schulzeit zusammen.“, sagte Madam Pomfrey. Fassungslos starrte Snape zu Michael rüber. Wann waren sie zusammen gewesen?

Völlig durch den Wind rannte er aus dem Krankenzimmer und eilte die Korridore entlang. Seine Gefühle waren doch immer für Lily bestimmt gewesen. Nie hatte er etwas Stärkeres empfunden und nie hatte er stärker gelitten, als nach ihrem Tod. Natürlich war Michael sein bester Freund doch er hatte nie auch nur irgendwelche Gefühle gezeigt, die über die Freundschaft hinausgingen. Oder? Je mehr er darüber nachdachte, desto mehr zweifelte er an seinen Erinnerungen. Also beschloss er nach dem Unterricht Madam Hooch aufzusuchen. Sie würde ihm sicher zuhören. Doch jetzt musste er sich erst einmal auf den Unterricht konzentrieren.

Der Unterricht verlief ohne weitere Komplikationen. Zu Snapes Überraschung blieb sogar das Murren über den Test aus. Es war, als hätten die Schülergemerkt, das mit ihm etwas nicht stimmte. Dabei verhielt er sich wie immer. Doch heute musste niemand nachsitzen. Snape erhoffte sich von dem Kurs einige Bestnoten, denn es waren viele interessierte Schüler dabei. Zu seinem Glück waren dies an dem Tag seine einzigen Stunden. Er räumte noch die neuen Bestände in sein Lager und verbrachte so die Freistunde. Als es zum Schulschluss klingelte rauschte Snape wie gewohnt durch die überfüllten Korridore. Und wie immer machten die Schüler seiner imposanten Gestalt Platz.

Bei Rolanda Hoochs Büro angekommen, klopfte er sanft gegen die Tür. „Herein“, erklang die energische Stimme. Vorsichtig  öffnete er die Tür und erstarrte. Vor ihn stand nicht die grauhaarige Lehrerin, die er aus seinem früheren Leben kannte sondern eher die Madam Hooch aus den Jahren, in denen er selbst noch  Schule gegangen war. Sie sah aus wie Mitte dreißig und hatte blonde Haare. Einzig ihre gelben Augen und das markante Gesicht ließen ihn noch erkennen, wer da vor ihm stand. „Gut sehen Sie aus.“, sagte Snape leicht perplex. „Ich bin ja auch Hoochs Tochter, Rolanda Hooch jr., Severus“, erwiderte Madam Hooch nur. Snape nickte. Jetzt wusste er, warum er erst dachte, dass sie nicht bei der Feier nicht anwesend gewesen war. Er hatte sie nicht erkannt. „Wollen Sie hier Wurzeln schlagen, oder erzählen sie mir jetzt, was sie auf dem Herzen haben?“, fragte sie mit einem Lächeln auf den Lippen. Sie war wirklich die Tochter ihrer Mutter. Noch etwas unschlüssig setze er sich auf die schwarze Couch welche an der Wand des Büros stand. „War ich wirklich mit Michael zusammen?“, fragte er gerade heraus, auch wenn er sich nicht sicher war, wie die Lehrerin reagieren würde. Madam Hooch hielt einen Moment inne, ehe sie nickte. „Und warum weiß ich als einziger nichts davon?!“, fragte Snape aufgebracht. Die blonde Hexe zuckte ratlos mit den Schultern. Sie konnte sich wirklich nicht erklären, warum Snape sich daran nicht erinnerte, hatte er doch unglaublich lange für Michael geschwärmt. Da fiel ihm noch etwas ein. „Wenn in einem Buch steht: ‚Es muss jemand gefunden werden, der etwas opfert. Das ihm wichtigste auf der Welt.‘. Was könnte das bedeuten?“, fragte er und hoffte auf eine eindeutige Antwort. Doch auch hier schien Madam Hooch so ratlos, wie er selbst zu sein. Also richtete er sich auf, bedankte sich für das Gespräch und verließ das Büro. Er rauschte wie gewohnt durch den Korridor, während er überlegte, wen er noch um Hilfe bitten könnte. Irgendwie musste es doch zu schaffen sein, das Mal verschwinden zu lassen. Doch warum Hatte er es überhaupt noch? Voldemort war doch besiegt.

Da begann das Mal zu brennen. Krampfhaft krallte er sich in die Wand während sein Gesicht sich zu einer schmerzerfüllten Grimasse verzog. Da erschrak er. Hatte das wohlmöglich etwas mit Michael zu tun? Schnell setzte er die Maske auf, um den unangenehmen Fragen derer, denen er noch begegnen würde, zu umgehen und eilte zum Krankenzimmer. Ein ungutes Gefühl machte sich in ihm breit. Er beschleunigte seinen Schritt. Mit einem Schwung riss er die Tür auf. Michael lag da schlafend. Vorsichtig ging Snape auf ihn zu. Unter den Schmerzen verschwamm seine Sicht, so dass er nicht mehr erkennen konnte, ob Michael noch atmete. Vorsichtig senkte er seinen Kopf auf die Brust seines besten Freundes und ließ ihn erleichtert dort liegen, als er spürte, wie sein Brustkorb sich leichte hob und wieder senkte. Blinzelnd schlug Michael die Augen auf. „Sev…?“, murmelte er müde. Nun ließen auch die Schmerzen nach. Langsam hob er den Kopf und lächelte Michael unter Tränen der Erleichterung an. „Hey, ist alles in Ordnung?“, fragte Michael während er sich aufsetzte. Snape nickte nur und wischte sich die Tränen weg. Er wollte nicht, dass Michael sich Sorgen machte. Er sollte fröhlich sein. So wie immer. Langsam zog Michael den jüngeren Lehrer in seinen Arm. Snape genoss die Zuneigung, die von Michael ausging. Sie gab ihm Sicherheit. Da fasste Michael einen Entschluss. Sanft hob er Snapes Kinn an und küsste ihn. Erschrocken zuckte dieser zurück. „Ich muss noch Aufsätze korrigieren.“, sagte er scheinbar gefasst und verließ die Krankenstation.

Snape zog sich in die letzte Ecke der Bibliothek zurück wo er sich erst einmal gegen das Regal lehnen musste. Langsam strich er sich über die Lippen welche immer noch kribbelten. Seine Wangen glühten und seine Knie waren weich. Da kam Dumbledore um die Ecke. „Guten Abend Severus. was verschlägt Sie denn um diese Zeit in die Bibliothek?“, fragte er überrascht. „Wie bitte?“, fragte Snape, der mit den Gedanken immer noch ganz bei Michael war. „Was machen Sie hier?“, formulierte Dumbledore seine Frage um. „Ich brauche Ihre Hilfe.“, sagte Snape und ignorierte somit die Frage des Älteren. Dieser nahm es ihm jedoch nicht übel und hörte Snape zu. „Ich muss das Mal loswerden. Wenn ich das nicht schaffe, wird Michael bald sterben. aber alles was ich dazu gefunden habe ist dieser Satz.“ Mit diesen Worten zeigte er Dumbledore die Passage, die er vor zwei Tagen in dem Buch gefunden hatte. „Ich könnte Ihnen helfen.“, sagte Dumbledore nach einigen Überlegungen, „Aber es wird ihnen nicht gefallen, was sie dazu tun müssen.“ „Das ist mir gleich. Ich mache alles für Micheal.“, sagte Snape ernst. „Sie müssen sich an Lucius wenden.“, erklärte Dumbledore. „Was?!“ Snapes Gesichtszüge entgleisten. Alles nur das nicht.

Das Bild zeigt die jüngere Version von Madam Hooch. Ja das Kapi ist viel zu spät... Schande über mich >.< ich hoffe, es gefällt euch trotzdem.
Liebe Grüße
Sayori

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