Kapitel 8 -Alices Geheimnis

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Es war Montag. Ausgiebig streckte sich das junge Mädchen, als der Wecker klingelte. Sie war wieder einmal über ihrem Buch eingeschlafen. Sie liebte es nun einmal zu lesen. Die Bücher führten sie in eine andere Welt. Weit weg von allem Leid, dass sie schon erfahren hatte. Vorsichtig legte sie das Buch über Zaubertränke auf ihren Nachttisch. Das Thema faszinierte sie. Eine Woche war nun schon vergangen und Alice konnte immer noch nicht glauben, dass sie eine Hexe war. Sie hatte schon früh aufgehört, an Wunder zu glauben. Doch nun schien es als gäbe es sie doch noch. Komplett in Gedanken versunken suchte sie sich die Slytherin-Uniform zusammen und zog sich an. Ihre Mitbewohnerinnen schliefen noch. Verwundert warf Alice einen schnellen Blick auf ihren Wecker. Es war 5:10. Das erklärte alles. Leise schnappte sie sich das Buch über Zaubertränke und begab sich in den Gemeinschaftsraum. Alles hier war so prunkvoll, dass sie jedes Mal wieder ins Staunen kam.
Sie setzte sich auf das Sofa und schlug das Buch auf. „Guten Morgen“, ertönte da eine Stimme von hinten. Verwundert blickte sie nach hinten. Wer war denn um diese Zeit noch wach? Vor ihr stand ein Zweitklässler. Sein zurückgekämmtes Haar war rabenschwarz und seine Augen funkelten in einem Smaragdgrün. „Guten Morgen“, erwiderte Alice, nachdem sie sich von seinen Augen losreißen konnte. Er setzte sich zu ihr. „Was machst schon so früh im Gemeinschaftsraum?“, fragte er. „Lesen“, sagte sie grinsend, „Und du?“ „konnte nicht mehr schlafen“, antwortete der Junge und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Wie heißt du eigentlich?“, fragte er nachdem er die rothaarige eine Weile beobachtet hatte. „Alice Jaden.“, antwortete sie. „Loki Lavaetein. Du bist also die erste Jaden, die nach Slytherin kam. Wie dein Vater das wohl findet“, sagte Loki und blickte aus dem Fenster. „Keine Ahnung“, sagte ich und sah Loki nun direkt an, „ich kenne ihn nicht.“ Einen Moment war es still. „Hä?“, kam es dann äußerst geistreich von Loki. Man merkte eben, dass es noch früh war. „Ach egal“, sagte Alice und ging. Sie wollte kein Mitleid oder so. Momentan wollte sie Ruhe. Verwirrt sah Loki ihr hinterher während er sich fragte, was er falsch gemacht hatte.
Ohne weiter darüber nachzudenken, machte sie sich auf den Weg in die Bibliothek. Sie mochte es dort. Es war ruhig, es gab viele Bücher und der Ort strahlte für sie eine gewisse Sicherheit aus. Bedächtig setzte sie sich auf den Stuhl und versuchte möglichst kein Geräusch zu machen. Dann schlug sie ihr Buch auf und las weiter. Inzwischen kannte sie 12 Rezepte auswendig. Es faszinierte sie, was man mit Tränken alles anstellen konnte. Insbesondere der Vielsafttrank hatte es ihr angetan. Sie würde gerne mal jemand anders sein. Und wenn es nur für eine Stunde war. Aber diesen Trank zu brauen war ungemein aufwendig. „Was machen Sie hier?“, fragte eine tiefe kalte Stimme, die sie aus dem Zaubertrankunterricht nur allzu gut kannte. Langsam drehte sie sich um und sah ihrem Hauslehrer direkt in die Augen. „Lesen, sehen Sie doch“, entgegnete sie trocken und wandte sich wieder ihrem Buch zu. Warum musste sie überall irgendjemand stören? Snape, der immer noch hinter ihr stand zog verwundert die Augenbrauen zusammen. Kein Schüler hatte es bis jetzt getraut, ihn so anzupatzen und schon gar keine Schülerin. Doch Snape überspielte dies und fragte möglichst interessiert: „Was lesen Sie denn da?“ „Höchst potente Zaubertränke“, murmelte sie, ohne ihre wunderschönen Schwarzblauen Augen von dem Buch abzuwenden. Natürlich hatte jeder eine Schwarze Pupille. Aber die Besonderheit bei Alice war, dass ihre Augen um die Pupille herum blau waren und erst im äußeren Bereich der Iris schwarz wurden. „Das ist ein ziemlich schwieriges Buch für eine Erstklässlerin.“, bemerkte Snape skeptisch. „Die Lehrbücher für dieses Jahr habe ich schon durchgelesen. Außerdem faszinieren mich Zaubertränke.“, sagte sie und blätterte die Seite um.
Erstaunt stellte Snape fest, dass sie es tatsächlich schaffte gleichzeitig zu lesen und mit ihm zu reden. Nahm er ein Buch in die Hand, konnte man davon ausgehen, dass er mindestens die nächste Stunde nicht mehr ansprechbar war. Schaffte man es doch, legte er das Buch zumeist mit einem genervten aufseufzen bei Seite. „Haben Sie nicht gelernt, dass man jemanden ansieht, wenn man mit ihm redet?“, fragte er nun. Sorgfältig legte das kleine Mädchen das Lesezeichen in das Buch und schlug es zu. Als sie den Professor ansah schienen ihre Augen kurzzeitig rot aufzuglühen. „Ich habe im Waisenhaus einiges gelernt, vor allem aber wie man überlebt. Und wenn Sie mich nicht endlich in Ruhe lesen lassen, kann ich für nichts mehr garantieren.“, erklärte das Mädchen kühl. „Wollen Sie mir drohen?“, fragte Snape nun mit zusammen gezogenen Augenbrauen. Wie konnte dieses Mädchen es wagen? „Nein, ich will sie schützen“, antwortete Alice und ging. Snape, der sich schon auf eine Strafpredigt vorbereitet hatte, stutzte. Ihn schützen? Aber wovor? Irgendetwas stimmte mit dem Mädchen nicht. Auch der Rotschimmer in ihren Augen kam ihm verdächtig vor. Er beschloss, Michael später zu fragen und machte sich auf den Weg in die große Halle, um zu frühstücken. Eigentlich wollte er ihn momentan nicht sehen, aber er hatte keine Wahl.
Immer noch in Gedanken bei Snape, ließ Alice sich auf der Bank des Slytherin-Tisches in der großen Halle nieder. Im Nachhinein bereute sie, dass sie für diesen Moment die Kontrolle verloren hatte. ‚Aber warum denn? ‘, fragte eine Stimme. Sie schüttelte den Kopf. Sie durfte die Kontrolle nicht verlieren. Nicht jetzt und nicht hier. Und vor allem nicht vor ihm. Sie wollte Snape nicht verletzen. Er erinnerte sie an jemanden. Jemanden, den sie vor langer Zeit verloren hatte. Dann schüttelte die kleine Hexe energisch ihren Kopf als könne sie so diese nostalgischen Gedanken loswerden. Sie hasste ihren Vater und sie hatte geschworen, sich für das zu rächen, was er ihr angetan hatte. Allerdings wusste sie immer noch nicht, wie sie das anstellen sollte. Denn sie kannte weder seinen Namen, noch wusste sie, wie er aussah. Sie war eben ein Waisenkind. Zehn Jahre lang hatte sie nie länger als zwei Monate an einem Ort gelebt. Vielleicht war ihr Vater schon gestorben. Nein, er war am Leben, das spürte sie. Und er war irgendwo hier in Hogwarts.
Ein Klingeln riss sie aus den Gedanken. Die Schulglocke. Obwohl sie Zaubertrankkunde mochte, hatte sie keine Lust auf Snape. Wahrscheinlich war er noch immer sauer auf sie und würde sie ausquetschen, in der Hoffnung, dass sie sich blamierte. Dann schulterte Alice ihre Tasche und raffte sich auf. Sie hatte sowieso keine Wahl. Wenn sie schwänzte, würde Snape seinem eigenen Haus Punktabzug geben müssen, was ihr Verhältnis sicher nicht verbessern würde. Gemäßigten Schrittes begab sie sich durch die Korridore zurück zu den Kerkern. Schon von fern konnte sie eine kreischende Mädchengruppe. Entnervt rollte sie die Augen. Das war heute wirklich nicht ihr Tag. Vorsichtig schlängelte sie sich durch die Masse, als ihr Blick auf einen Jungen fiel. Er hatte schwarze Haare, die Bis zum Kinn gingen, war etwa einen Kopf größer, als sie selbst, was aber auch nicht allzu schwer war und braune Augen, in denen sie einen leicht rötlichen Stich zu sehen glaubte. Sie vermutete, dass dies der Schulprinz war, denn von Gryffindor bis Hufflepuff waren hier aus jedem Haus und vor allem aus jedem Jahrgang Schülerinnen vertreten. Und ganz vornean himmelte natürlich ihre Adoptivschwester den Ravenclaw an. Warte, was?! Kurzerhand zog sie Luna aus der Menge „Hey!“, rief Luna verständnislos, als sie von Alice um die nächste Ecke zog. Die Meute ließ sich davon nicht weiter stören. nur der Junge sah den Beiden verwundert hinterher.
„Hast du sie noch alle?!“, fragte Alice bevor Luna sich in Rage reden konnte, wofür sie einen perplexen Blick von der jüngeren zu spüren bekam. „Hast du eine Ahnung, wen… nein, WAS du da anhimmelst?“, fragte Alice weiter. „Das kann dir doch egal sein!“, rief Luna nun wütend. „Du weißt genau, dass da nichts laufen darf. Das hast du Michael versprochen.“ „Was ist falsch mit dir, ich will doch gar nichts von ihm! Und nur zu deiner Erinnerung.“, sagte Luna und strafte die rothaarige Hexe mit einem vernichtenden Blick, „Ich kann gut auf mich alleine aufpassen.“ Dann drehte sich auf dem Absatz um und machte sich auf den Weg in die Kerker. Einen Moment blieb Alice fassungslos stehen. Dann machte sie sich auch auf den Weg. In Gedanken war sie immer noch bei dem Jungen. Er war wie sie. Er war ein Monster. 

So auf Drängen meiner besten Freundin habe ich beschlossen heute das 8. Kapitel hochzuladen. Ich hoffe, es gefällt euch und würde mich sehr über Feedback freuen
*Keske und Kakao hinstellen*
Viel Spaß beim Lesen wünscht
Sayori

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