Kapitel 10

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Kapitel 10

Den nächsten Tag wachte ich, ganz ohne persönlichen Horrorwegdienst, auf. Zuerst wollte ich nicht aufstehen, denn heute musste ich mich wiedermals meiner Mutter entgegen stellen, doch letzten endes stand ich auf und zog mich an. Dabei bemerkte ich das mein blaues Kleid von der Zeremonie nicht mehr in der Kommode lag und sonst wo auch nicht. Jetzt hatte ich nichts mehr was mich, außer meinen Nachnamen, als eine Ken auszeichnete. In diesen Raum, mit dieser Kleidung, meinem Tattoo und meinen neuen Freunden, da war ich frei. Frei von meiner Mutter und meinen Pflichten. Als ich meine Trainingssachen übergezogen und mir einen Pferdeschwanz gemacht hatte, klopfte es an meiner Tür. Diesmal musste Max mich nicht mit einem Krug voll Wasser wecken. Ich ging auf die Tür zu und bevor ich sie öffnen konnte, stand nicht Max sondern Eric mit einer Hand am Türgrif vor mir. In dieser einen Schocksekunde, hörte mein Herz auf zu schlagen. Er schaute auf mich herab und sagte schließlich mit steifer Stimme:" Zieh dich um du hast fünf Minuten." Die Tür ging zu, bevor ich überhaupt etwas erwiedern konnte. Das einzige was ich noch in meiner Kommode hatte war ein schwarzes Kleid und ein paar schwarze Shorts. Da das Kleid zu abendlich war entschied ich mich schnell für die Shorts. Genau in dem Moment als ich meinen Reisverschluss zugezogen hatte, ging die Tür wieder auf und Eric stürmte regelrecht ohne einen Ton auf mich zu. Er nahm mit seiner starken Hand meinen Arm und schob mich halb mit sich. "Wohin gehen wir? Ich habe Training!", anstatt entschlossen zu klingen, klang ich wie ein aufgescheuchtes Reh. Eric würdigte mich keinen Blickes als er anfing zu reden:" Dein Training fällt aus, Jeanine möchte dich sofort sehen. Pieps gefälligst nicht so rum, du erweckst zu viel Aufsehen." Er klang genauso wie gestern und ich gab von da an die Hoffnung, das er wieder wie früher klingen konnte, auf. Je stärker ich versuchte mich von seinem Grif etwas zu lockern, so stärker und schmerzvoller wurde er. Wir kamen gerade rechtzeitig an um auf den Zug springen zu können. Doch anstatt das ich selber drauf springen konnte, nahm Eric meinen ganzen Körper und sprang so mit mir auf den Armen auf den Zug. Keine Ahnung wie er das schaffen konnte, aber er wackelte nichtmal ein bisschen als wir auf den Zug waren. Für einen kurzen Moment schaute er mir in die Augen und auch wenn er es vielleicht gar nicht bemerkte sah ich wie seine Augen einen Blick der Sehnsucht ausstrahlten. Die ganze Zugfahrt schaute er mich nicht mehr an und auch runter lassen wollte er mich nicht. Es fühlte sich an als ob ein kalter Roboter mich in den Armen halten würde, nichts als Kälte war zu spüren. Möglicherweise hatte er ja auch einen Knopf, mitdem er varriieren konnte ob er gerade Lust auf Wärme oder Kälte hatte. Mich würde es jedenfalls nicht wundern, wenn meine Mutter bei ihm sowas eingebaut hätte. Ich spürte wie der Zug nach einigen Minuten langsamer wurde und Eric endlich anfing sich wieder zu bewegen. Davor hätte man meinen können er sei versteinert worden. Ehe der Zug wieder schneller werden konnte, sprang Eric ab und ließ mich dann auf meine Beine, wieder mit seiner Hand fest an meinem Arm. Wir wurden von einigen Ken blöd und auch ein wenig ängstlich angestarrt, als wir kurz vorm Hauptquatier der Ken ankamen. Obwohl mir alles so bekannt vorkam, war es so als ob ich in eine fremde Welt eintauchte. Mit den neuen Initianten veränderte sich auch die Umgebung. Ich spürte wie Eric immer schneller ging, er dachte wohl das selbe. "Kann ich helfen?", die Stimme eines Jungen hinter dem Pult auf der linken Seite von uns ertönte. Eric aber machte sich nicht die Mühe ihn zu antworten, sondern ging sofort in Jeanines Büro. Welcher Mensch hat schon zwei Büros? Sie wechselte jede zwei Tage ihre Büros, einmal bei uns zu Hause und einmal im Hauptquatier. Der Junge hinter dem Pult schaute nicht hoch sondern blieb mit seinen Augen immernoch gefesselt am Computer, so als wäre niemand rein gekommen. Eric riss die Tür auf, doch meine Mutter war nicht dort. Ihr Büro war leer und das laute Türöffnen hatte der Junge wohl doch wahrgenommen, den seine Stimme klang, besserwisserhafter als jede andere, hinter uns:" Miss Matthews ist zurzeit nicht hier. Ich würde sie bitten für ihr kontraproduktives Verhalten jetzt mit mir zu kommen. Wenn Miss Matthews da ist wird sie ihr unverschämtes Verhalten begutachten." Egal wie sehr ich es versucht hatte, aber genau wegen sowas konnte kein Lebewesen, das nicht mindestens genauso war, mit so jemanden reden. Trotzallem war der Junge aber etwas nervös, immerhin waren wir volltätowiet und schwarz gekleidet. Unerwarteterweise lief Eric ihm nach. Er brachte uns in einen komplett weißen Raum, mit nichtmal einem Tisch oder einen Stuhl drinnen, und ließ uns ohne ein weiteres Wort dort stehen. Das einzige was wir von ihm noch hörten, war der Ton wie er die Tür verschloss. Super, ich sitze hier mit einem Geisteskranken in einem weißen Raum, indem man verrückt werden könnte, fest, war das einzigste was ich denken konnte. Da ich wusste, dass wir etwas länger hier bleiben mussten setzte ich mich an eine der Wände und vergrub mein Gesicht in meinen Knien. Ich hörte wie Eric versuchte die Tür aufzubekommen. Sehr schlau war das nicht, denn was erhoffte er sich dabei? Das die Tür plötzlich keine Lust mehr hat die ganze Zeit genervt zu werden und dann von selber aufging? Super Plan! Die Theorie mit den Hart wie Stein stimmte wohl, denn dumm wie ein Stein konnten die Ferox auch manchmal sein. Es dauerte etwas bis auch Eric endlich begriff das die Tür so nicht aufgehen konnte und als er es begriffen hatte spürte ich wie er einige Meter entfernt von mir sich ebenfalls auf den Boden setzte. Ich konnte einfach nicht anders als ihm seine Dummheit unter die Nase zu reiben:" Dein Plan klappt bis jetzt wirklich super, muss ich schon sagen. Du hättest dir auch selber denken können das meine Mutter mich so früh noch nicht sehen wollte." Erst dachte ich er würde still bleiben, doch dann sprach er:" Wenn du es genau wissen willst, Jeanine hat es mir persönlich gestern Abend gesagt." "Dann glaub ihr eben nicht, sie ist eine Hexe!" "Wow, da kommt die Mutter-Tochterliebe echt zum Vorschein", als er dazu noch kalt auflachte kam mir eine Gänsehaut. Ich sagte nichts, denn er hatte Recht mit seinem Sarkasmus. "Man es tut mir leid. Ich will das alles gar nicht, sie zwingt mich dazu!", ich hob meinen Kopf und schaute überrascht auf ihn. Hatte er sich gerade wirklich bei mir entschuldigt? Bevor ich ihn fragen wollte was er meinte, stand er auf und schlug mit voller Kraft auf die Wand. Ich zuckte unwilkürlich zusammen. Zum ersten Mal hatte ich ehrliche Angst vor Eric. "Verdammt Jilian, wieso machst du mir es so schwer? Kannst du nicht wie jedes andere Mädchen sein? Deine Mutter bringt mich um!", wieder schlug er auf die Wand und ich hatte Angst das sie so noch kaputt ginge. Mit zitternder Stimme fing ich an zu sprechen:" Ich mach doch nichts. Jeanine hat mich zu den Ferox geschickt, es war nicht meine Entscheidung." Erschrocken starrte ich auf den Boden, ich hatte erstmals nicht 'meine Mutter' sonder Jeanine gesagt. Eric beachtete dieses winzige Detial, das mir nicht aus den Kopf ging, aber nicht. "Du musst nichtmal in meiner Nähe sein. Ich denke die ganze Zeit an dich! Jeanine droht mir schon deswegen, wenn sie erfährt das ich das alles gerade zu dir sage", er kam langsam auf mich zu," sie wird mich dafür umbringen. Doch ich kann dich doch nicht einfach ignorieren. Sie provoziert mich! Wartet nur darauf bis ich endlich aufgebe. Wenn du wüsstest was sie gleich mit dir versuchen will." Er stockte und hob mich leichtfertig hoch, damit nur noch wenige Zentimeter uns von einander entfernten. Mein Herz pochte tausend Schläge schneller. Was tat ich nur da? Ich verliebte mich in ein Monster. "Tu es nicht Jilian. Du wirst mich früher oder später hassen. Es gibt keinen Ausweg mehr." "Gab es den je?",ich konnte es nicht mehr. In diesem Zeitpunkt war mir alles egal. Ich spürte seinen schnellen Atem wie meinen eigenen. Meine Augen fixierten erst Erics Augen, die verletzlicher denn je wirkten, doch langsam glitten sie zu seinen Lippen und dann tat ich es endlich. Ich fing an ihn leidenschaftlich zu küssen und ohne zu zögern ließ er es zu. Es war als ob ich nur auf diesen Moment gewartet hatte. Alle Gefühle die sich in letzter Zeit in mir aufstauten, waren plötzlich wie weg gewischt. Erics Küsse wurden immer verlangender und schließlich drückte er mich gegen die Wand. Als er sich von mir löste, sah ich wie seine Augen wie nie zuvor strahlten. "Ich liebe dich", er hatte es gesagt. Mein Gesicht strahlte nur so vor Verwirrung und er fing an zu lachen:" Ja du hast richitg gehört." Ehe ich nachgedacht hatte was ich sagen sollte, kamen wie immer schon Wörter aus meinen Mund:" Ich liebe dich auch." Erst gestern dachte ich er wäre wie ein Bruder für mich, wollte ich meine Gefühle nur unterdrücken? Ich wusste es nicht, das einzige was ich wussste, war das ich das Monster küssen wollte. Wir lösten uns nach einigen Küssen endlich von einander und genau in den Augenblick ging auch die Tür auf. Schnell bildeten Eric und ich eine Lücke zwischen uns und sahen wie meine Mutter rein kam. "Mitkommen alle beide", war das einzige was sie sagte. Steif gingen wir in ihr Büro rein, wo sie schon in ihrem Sessel saß. "Tut mir wirklich schrecklich leid, aber ich musste euch noch vorher belauschen bevor du das Serum testen kannst", sie sagte das mit so einem gefälschten lächeln, dass ich ihr am liebsten mit einem Messer an die Kehle gegangen wäre. "Jetzt wissen wir aber was deine Schwächen sind, danke dafür Eric", er hatte es die ganze Zeit gewusst? Ich schaute auf Eric und das einzigste was er tat, war steif auf den Boden zu starren. Nun wusste ich wie sich ein gebrochenes Herz anfühlte. "Eric gib ihr das Serum", immernoch sagte sie alles mit so einer Hinterhältigkeit. Eric kam mit einer großen Spritze auf mich zu und ohne einen Ton stich er sie perfekt in meinen Nacken. Keine Sekunde und das Serum wirkte. Ich wusste das ich noch lebte, nur ich war wie in Trance. Ich konnte mich selber nicht bewegen und auch nichts sagen. Alle außer mir im Raum waren davon aber begeistert:" Gib ihr einen Befehl!" Was Jeanine sagte, wurde auch getan. Ich began mich auf Eric zu zubewegen. Mein Inneres versuchte sich zu währen, doch es klappte nicht, ich wurde kontrolliert. Plötzlich blieb mein Körper direkt vor ihm stehen. Ich sah wie Jeanine immernoch vor Begeisterung strahlte:" Perfekt. Sie soll die Pistole nehmen und damit auf Eric zielen." Mein Arm streckte sich aus und ergrif die Pistole in Erics Grütel und zielte zu gleich auf ihn. Mein Inneres zitterte wie wild, doch Eric ließ sich nichts anmerken und sah wie immer gefühlslos aus. Ich wollte schreien, doch mein Mund öffnete sich nicht. "Okay, sie soll jetzt den Hund töten", tatsächlich  stand neben Jeanines Tisch ein Hundekäfig mit einen ängstlichen kleinen Hund drinnen. Mein Körper drehte sich in die Richtung des Käfigs und egal wie sehr ich schrie, es kam nichts nach draußen. Wie in Zeitluppe drückte ich ungewollt die Pistolle ab und traf damit perfekt auf den Bauch des Hundes. Ein letztes schreckliches quicken, kam von ihm und gleich darauf  zeichneten seine Auge die Leblosigkeit in ihm aus. "Hervorragend! Dann lass sie mal wieder frei!", es war als ob ich wieder erwachte und ich schrie wie eine Verrückte los. Jeanine kam auf mich zu und blickte lächelnd auf mich:" Ach Jilian, hast du wirklich geglaubt er würde dich lieben? Ich dachte ich hätte dich etwas besser erzogen", mein Schrei wurde noch lauter und mein ganzer Körper fing an zu zittern," Die Wände hier sind Schalldicht, versuch es erst gar nicht. Gibt ihr das Beruhigungsserum. Davon bekommt man ja noch Kopfschmerzen." Ein anderer Ferox, der mich vorhin wohl gesteuert hatte, kam auf mich zu und spritze wieder etwas in meinen Hals. "Nun zu dir Eric. Gute Arbeit! Ich hätte dir das ja fast abgekauft", sie lachte schlimmer als Eric es bei den Ferox tat. "Bring sie wenn sie eingeschlafen ist wieder zurück. Sie wird früh genug erfahren das die Altruan sterben müssen", ich spürte wie plötzliche Müdigkeit anstatt der Angst kam und ich langsam einschlief. 

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Dam dam daaaaaam, hoffentlich war das ein guter Cliffhänger :D Also wie ihr schon wisst wird ein paar Tage kein Kapitel raus kommen. Leider kann ich mich selbst nicht wirklich entscheiden was im nächsten Kapitel kommen soll. Drama oder lieber nicht? Naja, das ist jetzt auch egal. Bis zum nächsten Kapitel und Frohe Weihnachten!:)

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