Kapitel 14
Ich starrte, seit dem ich mich ins Bett gelegt hatte, auf die Decke. Zwar wollte mein Körper dringend schlafen und meine Augen fielen auch oft mehrere Sekunden zu, aber ich schlief einfach nicht ein. Heute war Besuchstag. Das hieß, ich würde ab heute meine Freunde verratten. Es gab dann kein zurück mehr. Ich hob meinen rechten Arm und schaute auf meine Tättowierung. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, seit ich es mir stechen ließ. Konnten besondere Momente, so einfach verfliegen? Als ob du sie nicht selber erlebt hättest, nur von jemand anderen gehört. Eine Geschichte, die man dir erzählt. Doch wenn ich so darüber nachdachte, war auch dieser Moment wie aus einem Buch erzählt. Ich hatte leider keine Ahnung, ob es eine Geschichte mit einem Happy End war, oder doch ein Ende mit toten Altruan und einer zerstörten Stadt. Wäre ich dann einer der Gewinner oder einer der Verlierer? Theorätisch war ich dann doch eine Gewinnerin, denn ich kämpfte auf der Seite meiner Mutter. Doch ich würde durch so einem Sieg alles verlieren was mich am Leben hält. Mein Kopf war ein einziges Wirrwar aus Geschehnissen, Träumen, Gedanken und Hoffnung. Die Hoffnung das dieser Tag niemals kommen würde. Er war aber da. Meine innere Uhr sagte mir, dass wir schon morgens hatten und ich bald anfangen musste zu suchen.
Nach einigen falschen Gängen, fand ich schließlich den Gemeinschaftsschlafraum der Fraktionswechsler. Leider zu früh. Kurz vor der Tür blieb ich stehen, drückte mich an die Wand, denn ich hörte Erics Stimme:" Womöglich habe ich dich unterschätzt, Stiff. Du hast dich gut geschlagen gestern." Keine Frage er redete mit Tris, aber das komische an der Sache war, dass er ihr ein Kompliment machte. Ob er sie wohl gerade festhielt?, schnell verbannte ich diesen Gedanken wieder. Ich hörte ein 'Danke' von Tris und sah wie ihre Gestalt in mein Blickfeld geriet. Ich drückte mich noch stärker an die Wand und stellte erleichtert fest, dass sie in eine andere Richtung ging. Einige Fraktionswechsler folgten, bis Eric auch rausging, mich als einziger sah und mir mit seinem Blick verständigte, dass die Luft rein war. Trotz dessen wartete ich noch einige Minuten, um auf Nummersicher zu gehen. Der Raum war voll mit Betten, manche auch ungemacht. Nicht mehr lange und die Auswertungen der ersten Trainingsstuffe würden enden und die Ergebnisse würden aushängen. Ich fragte mich ob Tris gut war. Zwar kannte ich sie nicht einmal wirklich, trotzdem wollte ich das es ihr gut ging. Sie sollte nicht behandelt werden, als sei sie immer noch bei den Altruan. Ich wurde nämlich genauso wenig behandelt, als sei ich eine Ken. Eigentlich war ich das nicht, aber eine Ferox war ich dadurch auch nicht. Meine Entscheidung bei der Zeremonie war nicht meine eigene. Dennoch hätte ich mich auch nicht für die Ferox entschieden. Ich war das Mädchen ohne Fraktion, dass deshalb aber keine Fraktionslose war. Als ich mich wieder erinnerte, weshalb ich hier war, hörte ich auf an das Alles zu denken und konzentrierte mich darauf, irgendwas zu finden. Mit schneller Vorsicht durchforstete ich die Betten, Schränke und schaute auch in den kleinsten Ecken nach. Nachdem ich die Hälfte durch hatte, fand ich nur ein Buttermesser (da hatte jemand wohl nachts hunger?), Kleidung und einige unnützte Zeitungen. Naja, ganz unnütz waren sie dann doch nicht. Ich fand Artikel über Jeanines 'bewundernswerte Intelligenz', Spekulationen wieso ich den wirklich gegangen war, langweilige neue Erkentnisse und wie immer haufenweise Lügen über die Altruan. Jeanine wollte die Altruan schlecht machen, aber auch nicht ohne Grund. Denk nach! Welchen Grund hat sie?, sagte ich, hoffentlich nicht laut, zu mir selbst. "Schnüffelst du etwa hier rum, Ken?", ruckartig drehte ich mich zur Gestalt, die im Türrahmen stand, um. Irgendein Fraktionswechsler, der auch bei Capture the Flag in meinem Team war. Leider war er so unwichtig, dass ich seinen Namen vergessen hatte. Er schaute mit komischen Blick auf mich. Nein, er sah belustigt aus. "Lass mich raten...", er machte einen falschen nachdenklichen Blick, "... du bist hier, weil du Informationen für deine Mutter brauchst, nicht? Ich bin zwar kein Ken, aber sogar ich weiß, dass es nicht wirklich schlau ist. So mitten am Tag. Mit offener Tür. " Mehr als diese Sätze brauchte ich nicht, um zu wissen das er von den Candor kam. Da ich hier wohl sowieso nichts mehr finden würde, ließ ich die Zeitungen wieder unter dem Bett verschwinden und ging aus dem Zimmer. Bevor ich an dem Fraktionswechsler vorbei ging, raunte ich ihm noch leise ins Ohr:" Sieht aus als ob du ganz scharf auf meinen Posten bist. Jilian, freut mich Bekanntschaft mit dir zu machen. Candor." Eine noch verwirrte Stimme halte, einige Minuten nachdem ich gegangen war, den Gang entlang:" Peter." Jetzt wusste ich wieder wer er war. Damit ich nicht durch die Grube, in der alle mit ihren Familien standen, gehen musste, lief ich verschiedene Gänge willkürlich entlang. Vielleicht musste es nicht Ty sein, dem ich Informationen entlockte. Dieser Peter war viel einfacher zu knacken und würde wie es aussah alles tun um ein Gewinner zu sein.
Nach unzähligen Gängen erreichte ich trotzdem die Schlucht. Es waren von jeder Fraktion Familienmitglieder dabei, sogar eine Altruan war unter den anderen zu erkennen. Wie es aussah musste es wohl die Mutter von Tris sein. "Jilian!", eine bekannte Stimme rief und ich schaute durch die ganze Schlucht bis ich eine blau bekleidete Familie sah. Es waren alte "Freunde" meiner Mutter, wenn man "Freunde" überhaupt sagen konnte. Jeder der Aufsehen bei den Ken haben mochte, freundete sich mit meiner Mutter an. Eine Art Schoßhündchen. Ich ging mit zunehmenden, gefälschten Lächeln auf sie zu. "Ach Jilian, so eine Tragödie das du hier sein musst und deine Initiation nicht schon jetzt bei uns machen kannst. Eine Verschwendung deiner Intelligenz, wenn du mich fragst", egal wie sehr sie sich auch bei meiner Mutter einschleimten, ich mochte Wills Familie trotzdem. Seine Schwester, Cara, war nur manchmal etwas zickig. Bevor ich was erwidern konnte, redete Wills Mutter auch schon weiter:" Hast du denn auch Zeit mit Will verbracht? Wo ist der Junge denn schon wieder?" Mit Will war das so eine Sache. Früher hatten wir uns abgrundtief gehasst und als wir anfingen uns anzufreunden schmiedete seine Mutter auch schon Hochzeitspläne. Aus diesem Grund wurden Will und ich nicht wirklich mehr als selten mit einander sprechende, alte Freunde. Es könnte auch daran gelegen haben, dass er Eric nicht ausstehen konnte, aber das war eine andere Geschichte. "Es tut mir wirklich Leid, doch ich muss gehen meine Freundin hat mich gerufen. Richten sie Will einen Gruß von mir aus. Bis dann", natürlich hatte mich keiner gerufen, anders müsste ich mir aber wieder ihre Pläne für unsere Hochzeit anhören. Mit schnellen Schritten ging ich irgendeinen willkürlichen Gang entlang, denn ich hatte auch nicht Lust Uriah, Ty oder Marlene zu begegnen. Eigentlich könnte ich noch zu den Schlafsaal der Feroxinitianten gehen, doch ich entschied das es genug war für heute. Wenn Jeanine es so sehr interessierte was Jugendliche unter ihren Betten versteckten, sollte sie das doch selber machen. Das einzige was man finden könne und das irgendeine Spur auf Unbestimmtheit aufweisen würde, wäre ein Zettel wo fett gedruckt mit großen Buchstaben "UNBESTIMMT" draufsteht. Da das eher unwahrscheinlich war, ließ ich es einfach bleiben. Gerade als ich wieder in mein Zimmer laufen wollte hörte ich leise Stimmen und daraufhin auch zwei Gestalten. Eine Frau ganz in grau gekleidet und ein blondes Mädchen. Es war Tris mit ihrer Mutter. "Sagst du das, weil ich eine...", setzte Tris an, wurde aber von ihrer Mutter unterbrochen. "Sprich dieses Wort nicht aus. Niemals", zischte sie. Es war eindeutig was sie meinte. Es war klar was ich jetzt zu tun hatte. Ich musste es sofort Eric melden. Tris war eine Unbestimmte. Sie war gefährlich. Ich spürte einen scharfen Blick auf mir und rannte schnell wieder in die Richtung von der ich kam. Mrs. Prior hatte mich gesehen, da war ich mir sicher. Nachdem ich einige Sekunden gerannt war, wurde ich etwas langsamer und konzentrierte mich drauf mein Zimmer zu finden. Eigentlich unnötig, denn meine Zimmertür war nur Zentimeter, links von mir, entfernt. Ich schloss schnell aber leise die Tür, um ja keinen Mucks zu machen. Nicht einmal von der Tür zu gehen schaffte ich es, als es auch schon klopfte. Da es kein aggressives Klopfen war, musste es wohl Ty sein. Ich lag sowas von daneben, denn hätte ich gewusst wer dort stand, hätte ich die Tür niemals auf gemacht. Meinem Gesicht war der Schock deutlich anzusehen.
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Ich entschuldige mich das ich seit ungefähr 3Wochen nicht gepostet habe. Leider hatte ich an einer Stelle eine richtige Schreibblockade und dazu kam noch mein 2 wöchiges Praktikum, wo ich bis zum Abend arbeiten musste. Ich versuche am Sonntag noch ein Kapitel als Entschuldigung zu posten. Ein Dank an alle die meine Fanfiction mit verfolgen! Bis zum nächsten Kapitel:)
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Escape [Divergent Ff]
FanfictionIn ferner Zukunft werden die Menschen, nach einem großen Krieg, in unterschiedliche Gruppen (Fraktionen) eingeteilt. Jeder darf dennoch entscheiden in welche der fünf Fraktionen er möchte und macht auch davor einen Eignungstest. Dieser Aufgabe muss...