Kapitel 15

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Kapitel 15

Mrs. Prior stand mit ernstem Gesicht vor mir und betrachtete mich. Ich wusste zwar das sie mich gesehen hatte, aber sie konnte mich doch unmöglich erkannt haben. Oder etwa doch? "Jilian ich weiß das du mich kennst und ich kenne deine Mutter. Lass mich rein", sie sprach leise, doch es fehlte das altruanartige Reden und die Selbstlosigkeit in ihrer Stimme. Auch wenn es nur so leise wie ein kleiner Windstoß war, ich konnte die Strenge in ihr erkennen. Ich trat einige Schritte von der Tür zurück und Mrs. Prior kam rein. Nachdem sie die Tür geschlossen und sich noch mal überall umgesehen hatte, fing sie an zu reden:" Du weißt das ich dich gesehen habe und ich weiß das du das Gespräch mit meiner Tochter belauscht hast." Immer noch stand ich geschockt und wie angewurzelt da, denn hätte sie schwarze Kleidung an, könnte sie glatt von den Ferox stammen. "Auch das du für deine Mutter arbeitest weiß ich, doch nicht freiwillig, dass sieht man deinem erschöpften Gesicht an. Ich kenne Jeanine und ich kannte auch deinen Vater", sie sagte kannte nicht kenne. Meine Hände spannten sich zu Fäusten an, um zu verhindern das meine Augen tränten. Mrs. Priors Gesicht war immer noch wie vorher, als ob sie nicht gerade von meinem Vater in der Vergangenheit sprach:" Du bist nicht deine Mutter, Jilian. Vielleicht interessiert sich Jeanine für nichts und niemanden, aber dein Vater tat es. Auch ich sorge mich um meine Tochter. Ich bitte dich, sag es ihr nicht und beweise damit das du nicht eine Kopie Jeanines bist." "Was ist mit meinem Vater passiert? Wer ist dieser Mann überhaupt?", Fragen die ich mir seit klein auf schon gestellt hatte und diese Frau konnte sie mir beantworten. Ihr Gesicht wurde etwas weicher, wie auch ihre Stimme, als sie anfing zu antworten:" Das muss dir deine Mutter schon sagen. Ich verlasse mich darauf das meiner Tochter nichts geschieht", sie kam näher auf mich zu und legte ihre rechte Hand auf meine Backe," Es tut mir so leid für dich. Niemand sollte so ein Ende haben." Nicht lange und ich hörte schon die Tür, die ins Schloss fiel, hinter mir. Ich wusste was sie meinte, nur ich wollte es zu dieser Zeit einfach nicht begreifen. Sie wusste, dass ich Tris nicht verraten konnte. Ich musste aber, denn ich war ein Lakai meiner eigenen Mutter. Geboren um Jeanine zu gehorchen, geboren um ihr zum Sieg zu verhelfen. Was aber noch wichtiger war, mein Vater war tot. Komisch wie einem das Herz aus Stein schmerzen kann und das noch bei einer Person, deren Gesicht man niemals gesehen hatte. Vorher war es mir egal wer er war und wieso er nicht da war, doch jetzt war es anders. Ich wusste jetzt das er tot ist und auch wenn ich früher gedacht hatte es wäre mir egal ob er tot ist, konnte ich den Schmerz nicht unterdrücken. Ob es wohl ein schrecklicher Tod war und Mrs. Prior es deshalb nicht sagen wollte? Es reicht! Du hast eine Mission jetzt erledige sie auch! Mit einem Kopfrütteln, vertrieb ich all diese schmerzenden Gedanken und konzentrierte mich auf meine nächste Aufgabe. Ich musste meiner Mutter erzählen das Tris eine Unbestimmte war. Ich musste es einfach. Ohne es wirklich wahrzunehmen, ging ich mit schnellen Schritten den Gang entlang. Links, dann wieder rechts und gerade aus bis zur letzten Tür. Ich stand vor ihr. Eine ganz normale Metalltür. Doch hinter ihr verborgen in einem Raum, ungreifbar, schwebten alle unausgesprochenen Geheimnisse und Gedanken der Person, der ich früher mein Leben anvertrauen konnte, drin. Die nächsten Sekunden geschahen zu schnell, als das ich mich stoppen konnte. Ich machte die Tür einfach auf. Ein verwirrter Eric saß auf seinem ungemachten Bett und erblickte mich. "Deine Eltern sind tot. Aber sie sind nicht wegen irgendwas sondern wegen irgendwem gestorben. Was war mit deinen Eltern?", noch bevor man seine eigentliche Emotion sehen konnte, schob er wieder sein kaltes, angstmachendes Gesicht vor. " Du solltest gehen, Jilian." "Meine Mutter hat sie auch umgebracht oder?" "GEH! Jilian, verdammt nochmal geh!", er hatte mich angeschrien. Sowas hatte er noch nie getan. Das hieß ich hatte recht. "Nein das werde ich nicht! Sie hat sie umgebracht und deswegen bist du so! Vielleicht hat sie dir noch tausende von Serums reingespritzt damit du ihr wie ein Hündchen gehorchst!", mit wütendem Gesicht stand er auf. Seine Hände waren in Fäuste gespannt. Man sah ihm an, dass es ihm viel Kraft kostete, nicht auszurasten:" Es geht dich nichts an was mit meinem Eltern geschehen ist. Ich sage es zum letzten Mal. Geh in dein Zimmer, Jilian." Eigentlich sollte ich angst vor seiner bedrohlichen Stimme haben, doch es bewirkte das Gegenteil. Es spurte mich an ihn weiter zu reizen, bis er endlich die Wahrheit sagte:" Du hast mir gar nichts zu sagen! Bist du es etwa auch? Ein Unbestimmter? Hat sie deshalb deine Eltern umgebracht und dich dann zu den Ferox verpflichtet?", seine Gesichtszüge spannten sich immer mehr an," Oder bist du einfach schon immer so ein Psycho gewesen?" Ich hatte wohl erreicht was ich wollte. Er hielt seine Pistole unter meinem Kinn und hatte mich dazu noch an die Wand gezogen. "Willst du wirklich erreichen das ich dir eine Kugel unter dein Kinn schieße?", ja! Ja! , mein Inneres schrie so viele Ja's raus, als ob ich sie dadurch laut sagen könnte, was ich aber nicht tat. "Wenn ich vorher noch erfahren darf was mit deinen Eltern geschehen ist, gerne", er ließ seine Waffe wieder in seine Hosentasche gleiten und löste gleichzeitig seinen Griff an meinem Bauch. Er hielt mich davon ab in jegliche Richtung zu laufen, indem er seine Arme links und rechts von mir an die Wand drücke. In diesem Moment sah er trotz tausender schwarzer Piercings schön aus. Er war alles andere als liebevoll und fürsorglich, trotzdem hatte er was an seiner Art die mich anzog. Auch wenn er mich in diesem Moment am liebsten köpfen würde und ich ihm das mit Jeanine nie verzeihen könnte, wünschte ich es gebe nur uns auf dieser Welt. Ich wusste es war noch keine Liebe, eher Hass, der seit seiner Entscheidung zu den Ferox zu gehen, bestand, aber was war schon Liebe in einer Welt voller Hass und Verrat? "Sag mir ob es stimmt was ich vermute."  "Nein, es stimmt nicht. Geh jetzt, es ist spät", etwas an seiner Art, wie er das sagte, verriet mir das seine Antwort nicht ganz der Wahrheit entsprach. Er nahm meinen Arm um mich rauszuschieben, doch ich schüttelte ihn ab." Wann?", fragte ich ihn mit einer gebrochenen Stimme, während ich ihn direkt in seine Augen schaute. Sie waren dunkler als früher, verloren in ihrem eigenen Verdammen. Ich merkte wie schwer es für ihn war mir für längere Zeit in die Augen zu sehen, als fände er was zerbrochenes, dass er nicht wieder zusammen flicken konnte, wieder. Denn es konnte schließlich niemand. Es dauerte eine Weile bis er antwortete, aber wenigstens tat er das:" Solange keiner was von dem Angriff erfährt, bist du sicher.", er schaute zwingend auf den Boden herunter," Vorerst." Ich konnte nicht mehr zusehen wie er verzweifelt versuchte mir nicht in die Augen zu sehen. "Du brauchst nicht immer so wütend auf alles zu sein. Es ist keiner mehr da, denn du liebst und der verletzt werden könnte", mit diesen letzten Sätzen ging ich aus seinem Zimmer und lief so direkt in Tys Arme. "Hey, pass auf sonst stößt du noch gegen irgendwas", sagte er, mit einer gewohnt fröhlichen Art. "Dafür hab ich ja dich, damit ich gegen dich knallen kann", antwortete ich mit einem ehrlichen Lächeln im Gesicht. Er lachte auf, wurde aber dann ernst, als er weiter sprach:" Hast du mal Lust aus diesem dunklem Loch zu fliehen?" "Nichts auf der Welt wünsche ich mir mehr!", lächelte ich, denn es war die Wahrheit. Er nahm grinsend meinen Arm und zog mich in schnellen Schritten mit sich. Man konnte durch seine flüssigen Richtungswechseln merken, dass er hier schon lange wohnte und so wohl auch alle Geheimgänge kannte. Am Ende standen wir zusammen auf einem Dach, auf einem hohen Gebäude. Es war wunderschön, nicht nur das ich endlich was anderes als die drückende Dunkelheit im Feroxhauptquatier sah, sondern auch den Himmel. In diesen Augenblick ging die Sonne gerade unter. Es würde in weniger als fünfzehn Minuten dunkel werden und ich wollte diese Minuten alle samt genießen. Das Farbspiel aus orange, gelb, lila und auch etwas dunkel blau war schöner als ich es in Erinnerung hatte. Zwar waren einige fast schwarze Wolken oben zu sehen, dass hieß wohl es würde in kürze regnen, aber das störte mich nicht. Nachdem Ty mir etwas Zeit gegeben hatte die schöne Aussicht zu bewundern, fing er an zu sprechen:" Ich denke du würdest mir zustimmen, wenn ich sage, dass das mal das zweit Schönste ist was ich je gesehen habe." "Und was ist das schönste?", fragte ich neugierig. Ich spürte seinen Blick auf mir, als er antwortete:" Der Amite Garten." Mein Kopf drehte sich in sekundenschnelle zu ihm um. "Woher weißt du wie der Garten von ihnen aussieht?" "Ich war mal dort. Nicht alleine. Mit einigen anderen Ferox. Ich weiß was du denkst", er kam näher zu mir, " Natürlich kenne ich die Regeln, aber die Ferox war noch nie die Fraktion die sich wirklich an Regeln hielt." Nun stand er direkt vor mir und nur einige Zentimeter trennten uns. " Wenn du den Garten nur sehen könntest. Er ist wunderschön. Jede Farbe des Regenbogens gibt es dort. Jede Blume ist ein Unikat, keins ist gleich wie das andere. Die Blumen sind so, wie wir mal waren, als es die Fraktionen noch nicht gab. Wir hatten Eigenschaften von allen Fraktionen in uns und es störte keinen. Also wieso jetzt schon?", seine Augen strahlten wie noch nie und ich wusste das er es zuvor noch keinem erzählt hatte. "Weißt du ich liebe es total verrückte Aktionen zu unternehmen und dieses Adrenalin zu verspüren. Ich könnte mir auch nicht vorstellen, nicht jeden Tag zu trainieren und gegen jemanden zu kämpfen. Einfach mutig sein, trotzdem gibt es Tage an denen ich einen Drang habe, einfach was zu tun, was keiner von mir erwartet." Ich verstand ihn, besser als er dachte, aber ich durfte es nicht verraten. Das einzige was ich in diesen Moment machen konnte, ist ihn anzulächeln. Wie erwartet lächelte er zurück, sagte aber was völlig unerwartetes:" Du bist wunderschön, Jilian. Hat dir das schon mal einer gesagt? Denn das sollte man." Ich wusste keine Antwort darauf, deshalb schauten wir uns beide eine Zeit lang einfach nur an. Es wurde immer dunkler und die Kälte kam auch schnell. Wir sahen uns immer noch, im fast stockdunklem, an, bis er die Bombe platzen ließ. "Darf ich dich küssen?"

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Ba Dum Tssssss......Ja ich weiß komische Frage :D Hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Würde mich auf Kommentare freuen! Bis zum nächsten Kapitel:)

Escape [Divergent Ff]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt