7. Kapitel/Jason/Ein unerwarteter Besuch

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Sorgfältig betrachtete ich den fast fertigen Schokoladenteig in der Schüssel. Der Geruch nach Schokolade schlug mir entgegen und ich stellte lächelnd den Handmixer neben mir auf den Tisch ab. Schnell tauchte ich einen Finger in die Masse, bevor es meine Mom sehen konnte, und steckte ihn in den Mund. Mmmmh ... Der Teig war perfekt.

„Und wann ist der Kuchen fertig?", fragte Mom an der Küchentheke auf einen der Barhocker hockend und korrigierte angestrengt die Hausaufgaben ihrer Schüler. Ja, meine Mom ist Lehrerin in einem Gymnasium, und?

Ich nahm schnell den Finger aus dem Mund und wischte ihn an meiner schwarzen Kochschürze ab. Mit geübten Handgriffen verteilte ich den Schokoladenteig in der hergerichteten Form und verteilte noch schnell ein paar Schokostreuseln. Jetzt nur noch in das Backrohr, dann hatte ich es endlich geschaffte, dachte ich und wollte gerade zum Backofen gehen.

Die Türklingel erschallte.

Hatte Mom etwa schon wieder etwas per Internet bestellt?

„Ich muss den Teig nur noch für 30 min in das Backrohr geben, dann ist er fertig.", meinte ich und blickte verwirrt zur Tür. Ich strich mir mein Haar nachhinten und ging ich durch den Eingangsgang zur Wohnungstür, während meine Mom begann irgendetwas über ihre Schüler zu jammern.

Ein Hundegebell drang hinter der Tür durch. Was? Ich schwang sie auf.

Mit dem was jetzt passierte, hatte ich absolut nicht gerechnet.

Ein braunhaariger Blitz kam die Treppen rechts hinaufgelaufen und donnerte mit voller Wucht gegen mich. Noch bevor ich realisieren konnte, wer mir gerade hineingerannt war, verlor ich das Gleichgewicht und flog nach hinten. Der Schmerz brummte mir im Schädel und ich verzog schmerzerfüllt mein Gesicht. Was war DAS gerade? Ich stützte mich auf und sah direkt in honigbraune Augen.

Diese Augen.

Dieses Haar.

Dieses Lächeln.

Ich starrte Melissa vor mir an, die räuspernd sich aufrichtete und beschämt meinem Blick auswich.

„Was suchst du hier?", fragte ich wütend und unterdrückte die aufkommende Erinnerung. Würde sie nicht lieber die Zeit mit Dad verbringen ...

„Was? Ähm.", stotterte sie und strich sich nervös eine Strähne ins Ohr. Ich richtete mich auf und ordnete meine Kleidung.

„Mein Platz in der Fußballmannschaft hast du schon.", stellte ich fest und wurde schmerzhaft daran erinnert was mir weggenommen wurde. Ich ging an ihr vorbei und machte die Tür zu. Sie hatte mir meine Familie zerstört, meinen Dad genommen und heute Fußball vernichtet.

„Äh, ja das ..." Sie atmete tief durch. Meine Hand am Türhenkel erstarrte. „Es tut mir leid. Ich wollte nicht deinen Platz wegnehmen. Ich will nicht einmal Fußball spielen, aber ich muss, denn sonst werde ich von der Schule geschmissen. Fußball wird als Nebenfach gezählt und daher – ja." Meine Augen weiteten sich. Von der Schule geschmissen? Ich drehte mich zu ihr um. Ihr Kopf hing mutlos hinab und sie strich sich beruhigend über ihren bloßen Oberarm. Etwas in mir regte sich erfreut und wollte sofort gehässig über ihre Entschuldigung herfallen, doch bevor ein Wort über meine Lippen kam, hörte ich ein Schluchzen. Ihr Schluchzen. „Ich habe – versprochen auf dem Internat zu bleiben.", wisperte sie und ich sah wie eine Träne hinter den Strähnen, die ihr ins Gesicht gefallen waren, auf den Boden aufschlug. „Ich habe es versprochen ..." Erneut schluchzte sie auf und versuchte die Tränen aus ihrem Gesicht zu wischen. Alles in mir wollte sie weinen sehen. Ich wollte, dass sie genauso Schmerzen erlitt wie ich. – Aber. Ich atmete angesträngt auf. Ich riss ein paar Taschentücher aus einer Box auf dem Schuhschrank und reicht sie ihr.

Love to hate youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt