12. Kapitel/Melissa/Der DEAL

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Schrill dröhnte ein Piepsen.

Dunkelheit umhüllte mich kalt.

Schmerzhaft pochte mein Kopf und die Geräusche um mich waren dumpf wie hinter Glas.

Zögernd öffnete ich meine Augen und sah zu einer weisen Zimmerdecke. Ich runzelte die Stirn.

Unser Zimmer hatte keine weiße Decke, sondern Holzdielen, überlegte ich.

Plötzlich überkam mich die Realität und ich ruckte auf dem Bett hoch. Wo war ich? Mein Blick war noch immer verschwommen von der plötzlichen Bewegung und ich erkannte nur vage ein paar weiße Sessel um einen Tisch, ein Fenster mit bunten Malereien und eine Gestalt in einem schwarzen Mantel. Es war ein Mann. Ich konnte sein Gesicht nicht erkennen, aber dunkelbraunes Haar fiel unter einem schwarzen Hut in sein Gesicht.

Dieses dunkelbraune Haar ...

Als hätte man bei mir einen Hebel umgelegt, wurde mir schwarz vor Augen und ich fiel nachhinten. Ich spürte nicht einmal den Aufprall auf die Kissen, sondern verschwand in der unendlichen Dunkelheit. Noch immer konnte ich das unaufhörliche Piepsen vernehmen, spürte den Windzug links neben mir auf meinen Arm und bekam eine Gänsehaut. Langsam zog sich die Dunkelheit zurück und ich konnte nach und nach meine Glieder wieder spüren.

Bin wohl umgekippt, dachte ich schläfrig nach.

Warm berührte eine Hand meine Wange. Ich zuckte innerlich zusammen. Sanft strichen weiche Finger mein Kiefer entlang zum Kinn – diese Bewegung ... ich kannte sie nur zu gut – und hoben es leicht hoch. Der Geruch nach Minze und Zahnpasta legte sich um mich, und alles in mir versteinerte.

Alexander ...

Noch bevor ich begriff was geschah, waren seine sinnlichen Lippen auf meinen. Erinnerungen schwelgten in mir auf und die Gefühle war unausweichlich. Wild schwirrende Schmetterlinge in meiner Magengrube. Die auf Hochtouren arbeitende Sinne. Jede Zelle meines Körpers, die abhängig von seinem Kuss waren. Es war nicht zu leugnen. Ich liebte ihn wie seit dem Abend im Sommer, als wir uns das erste Mal küssten.

„Hey Honey.", flüsterte seine Stimme und unsere Lippen trennten sich eine gefühlte, schmerzvolle Ewigkeit. Zwei Arme umfingen mich zärtlich. „Ich habe dich so vermisst ... Ich verspreche dir, ich werde zu dir zurückkommen."

Ich traute mich nicht die Augen zu öffnen, weil ich nicht wollte, dass es ein Traum war. Es durfte einfach keiner sein.

„... also, wenn Alex auftaucht aus deinen Erinnerung, mache dir bewusst, dass er eine Erinnerung ist, und wappne dich ihm später. Gut?", hallte die Stimme der Schulärztin in meinem Kopf. Kalte, betrübende Traurigkeit kam in mir auf. Eine Träne lief über meine Wange. Er war nur Einbildung –

„Ich verspreche es dir.", flüsterte Alex ein letztes Mal, drückte mich fest an sich, bevor die Dunkelheit mich erneut umhüllte. „Ich verspreche es dir." Und ich verschwand in der Schwärze mit einem Versprechen, das unmöglich war.

Ein eigenartiger Geruch nach Schokolade schwebte mir entgegen und etwas Schweres lag neben meinen Füßen.

„Ich verspreche es dir.", hallte seine Stimme noch immer in meinem Kopf, als ich die Augen öffnete und erneut hinauf zu einer weißen Decke sah.

„Alex!", schrie ich nach ihm und ruckte auf.

Felice sah von ihrem Handy auf und ihre Augen wurden groß.

„Mel – du bist wach!", kreischte sie und schon fiel sie mir um den Hals. Mein Blick ging zum Platz, wo einst der Mann mit den braunen Haaren – Alexander gestanden war. Ich lächelte traurig.

Love to hate youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt