11. Kapitel/Jason/Plan B

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Absolut ehrlich gesagt: Ich hatte den restlichen zwei Monaten bis zu Halloween keine Zeit.

Durch Bewerbungen bei Fußballmannschaften – und Schule – kam ich einfach nicht dazu Melissa zu bestrafen. Und das lag auch nicht sicher daran, dass mein letzter Plan völlig danebenging!

Okay, es lag zum Teil dran ...

Aber als ich dann vor den Herbstferien den Auftrag die Schulverordnung abzuschreiben bekam – von meiner geliebten Direktorin – hatte ich den perfekten Plan B.

Er war genial.

Unfehlbar.

Und ein Meisterwerk meiner selbst:

Wenn ich Melissa nicht unbeliebt machen konnte ohne mich hineinzuziehen, dann musste ich ihr etwas nehmen, das sie auf jeden Fall nicht verlieren wollte.

„Aber ich muss in das Internat – wenn ich dort nicht auftauche oder rechtzeitig beim Unterricht um sieben Uhr bin, dann werde ich rausgeschmissen.", hörte ich Melissas Stimme in meinem Kopf und pirschte mich näher an die Schule heran. Schnell versteckte ich mich hinter einen der Sträucher am Wegesrand. „Ich darf nicht rausgeschmissen werden!"

Sie musste von der Schule fliegen.

Der schwere Rucksack rutschte mir auf die Seite, während ich am Boden hockte. Ich ruckte ihn wieder zu Recht und beobachtete das Vorgehen auf der Einfahrt vor dem Internat. Schüler mit Masken und in Verkleidungen gingen tratschend zum Schulgarten, wo laut Musik dröhnte. Anscheinend gab es hier eine Party.

Ich lächelte.

Perfekt.

Ich zog die schwarze, venezianische Maske tiefer ins Gesicht und trat aus dem Gebüsch hervor. Ich hatte das beste Kostüm. Das Prinzesschen würde mich nie im Leben wiedererkennen.

„Warum willst du das Sakko von der Hochzeit von Oma und Opa haben?", fragte Mom verwundert und sah zu wie ich wie verrückt mein Zimmer auf den Kopf stellte. Schlussendlich war es unter meinem Bett in einer Schachtel.

Mit einem zufriedenen Blick, als mir Mädchen nachsahen und nervös kicherten, ging ich Richtung Garten. Die Musik wurde immer lauter und eine Menschenmasse drängte sich um einen DJ im Pavillon. Also diese Schule hatte echt Stil.

Ein Kopf donnerte gegen meine Brust.

Hm?

„Sorry!", sagte Melissa schnell.

...

Ich sah zu ihr hinunter.

... Ihr Ernst?

Zu betoniert mit Schminke und geschminkt wie die Leute in Mexiko am „Dia de los muertos", sah Melissa als Skelett hinreisend im rotem Kleid aus ... Okay was ist mit mir los?

Im nächsten Moment huschte Melissa schon wieder zu ihrer Freundin, die als lila Mrs. Frankenstein verkleidet war. Dann hatte sie mich nicht erkannt – Bin ich gut.

Die Zielperson war abgelenkt, also konnte ich mich an die Arbeit machen. Ich richtete mein Sakko und ging hinüber Richtung Wohnhaus. Immer wieder versichernd nach Lehrkräften schauend, schlich ich mich in die linke Tür, in den Mädchentrakt. Wenn Mädchen entgegenkamen, versteckte ich mich schnell hinter einen der offenen Türen oder sprang in ein offenes Zimmer. Zum Glück war nie eine Schülerin in ihrem Raum. Mein Blick wanderte suchend über die Türbeschriftungen nach Melissas Nachnamen. Erst am Ende der Halle standen die erlösenden fünf Buchstaben: Sinde.

Nach einem Schulterblick trat ich in den Raum und schloss die Tür schnell hinter mir.

Stille.

Aus der Ferne drang die Partymusik durch die alten Steinwände. Eine Kälte wie im Winter umhüllte mich und ich erschauerte. Wie kalt war es bitte?! Ich drehte mich um und sah auf zwei Betten an jeweils den Seiten des Turmes. Ich öffnete die Tür des Zimmers neben mir. Ich sah in das Badezimmer, das zu geräumt war mit Schminke und – Ich schluckte. Ein BH hang in Augenhöhe auf einem Vergrößerungsspiegel. Wem der wohl gehörte ... Ich schüttelte schnell den Kopf und machte wieder die Tür zu. Aufgeregt betrachtete ich das Zimmer.

Love to hate youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt