Ein schreckliches Piepsen dröhnte in meinem Ohr und ich verzog kurz mein Gesicht.
Konnte die Ballerina nicht ihren Wecker ausmachen?
Ein kalter Windzug zog sich über mein Gesicht und ließ mich erschauern. Hatte ich etwa schon wieder vergessen das Fenster zu zumachen, dachte ich müde nach und drückte mich näher an den wärmenden Polsterwall hinter mir.
Ich gebe zu: Ich war mitten in der Nacht zu meinem Bett gegangen und bin zwischen die chinesische Polster-Mauer und Melissa mit dem Schlafsack geschlupft. Das letzte Mal hatte ich den Schlafsack benutzt, als ich zehn Jahre alt war. Als ich mich auf den Boden hingelegt hatte, spürte ich die Kälte wie Dornen und das Parkett war verdammt hart. Nach endlosen Schlafversuchen, die alle nur endeten mit einem Blick zu meinem Bett, wartete ich noch ein paar Minuten bis sie eingeschlafen war und bin dann ins Bett gekrochen, eingemummt im Schlafsack. Die Matratze war kuschelig weich und die Zwergballerina brauchte eh nicht viel. Ehrlich gesagt, ich hatte sie nicht einmal beachtet. Ich war müde und wollte schlafen.
Dazu war es eh mein Bett.
Noch immer dröhnte das Piepsen unaufhörlich.
War das Prinzesschen etwa taub?
Widerwillig öffnete ich die Augen. Irgendwer musste sie ja wecken ...
Weitaufgerissene Augen starrten mich unaufhörlich an. Ihr Gesicht war hochrot.
Also ist sie doch schon auf.
Ich sah auf sie herab. Ihre Hände waren gegen den Schlafsackteil an meiner Brust gedrückt.
„Morgen.", krächzte ich schlafgetrunken.
Noch immer starrte sie mich an als hätte sie einen Geist gesehen.
„Warum starrst du mich an?", murmelte ich und ein Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus. „Schau ich etwa so g-gut au-aus." Ich gähnte ausgiebig und schloss wieder die Augen. Im nächsten Augenblick wich Melissa von mir zurück und schaltete den Wecker aus.
„Was machst du im Bett?", fragte sie verwirrt und krabbelte zum unterem Ende des Bettes, wo sie etwas Raschelndes aufhob.
„Es ist mein Bett schon vergessen." Dazu werde ich ab heute dein Leben zur Hölle machen, fügte ich in den Gedanken dazu und breitete mich auf dem Bett aus. Schnelle Schritte liefen zur Zimmertür. „Ciao, Ciao, Ballerina!", rief ich ihr noch zu, bevor die Tür hinter ihr zu ging. Und jetzt war sie weg. Ich atmete durch. Endlich wieder alleine.
Ich vergrub mein Gesicht im großen Polster. Ein süßer Duft stieg mir in die Nase. Erdbeere. Wie Melissas Erdbeershampoo ...
Ich ruckte wie ein Aufziehmännchen aus dem Bett.
An was hatte ich gerade gedacht?!
Die Haustür wurde aufgemacht.
„Danke, dass ich übernachten durfte.", sagte Melissas Stimme im Eingangsraum.
„Kein Problem! Hoffentlich sehen wir uns wieder.", erwiderte Mom.
Hoffentlich nicht.
„Auf Wiedersehen." Dann wurde die Tür wieder zu gesperrt.
Ein finsteres – müdes – Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus.
Der Plan „Zerstöre ihr Leben" hat begonnen.
Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so schnell angezogen wie jetzt. Melissas Bus würde in paar Minuten fahren. Es war derselbe Bus mit dem ich auch immer zum Stadion fuhr. Zwei Minuten später würde ein Zweiter in dieselbe Richtung fahren. Ich hatte eine kurze Zeitspanne in der sie mich nicht entdecken durfte, während ich Richtung Bushaltestelle ging. Die erst beste Hose nahm ich aus dem Kleiderschranken, schlupfte in irgendein schwarzes Leibchen, das ich vor Tagen getragen hatte, aber noch immer gut roch, und zog darüber ein rotes, kariertes Hemd an. Ich riss meinen Rucksack vom Schreibtischsessel und stürmte aus meinem Zimmer.
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Love to hate you
Romantizm~„Da hast du jetzt echt Scheiße gebaut.", lachte ein Junge neben ihm und strich sich durch seinen oben hellbraunen Haarschopf, während auf den Seiten seine Haare kurz waren. Er hatte den klassischen Jungenhaarschnitt. Ich konnte ihn jetzt schon nich...