Schließlich habe ich es geschafft. Ich bin oben am Balkon angelangt, wo mich ein Mann anblickt, der auch so seine Schwierigkeiten zu haben hat damit, das Seil für mich zu halten.
Ich hüpfe mehr oder weniger elegant über die Brüstung und lande auf dem harten Steinboden.
Der Mann lässt das Seil sofort los und kniet sich neben mich.
„Hallo?", fragt er und rüttelt mich.
Ich bekomme das nur in der Ferne mit, bin erschöpft vom Klettern.
„Ich werde ein Glas Wasser holen." Er steht auf und eilt davon.
Ich liege nur da und schwitze. Meine Brust tut weh und ich fühle mich schlapp.
„Louis? Louis?" Der Mann kniet erneut neben mir und hält mir ein Glas mit frischem Wasser hin.
Leicht setze ich mich auf und trinke ein paar Schlucke, bevor ich fragen kann: „Woher weißt du wie ich heiße?"
Der Mann lacht mit seiner rauen, betörenden Stimme. „Das weiß jeder hier zu Lande, Eure Majestät. Ich habe schon viele Bilder gesehen und erkenne einen Prinzen, wenn er vor mir steht."
Ich rapple mich nun auf und sitze an der Brüstung. Gedankenlos knöpfe ich mein Hemd etwas auf und beobachte wie die Augen das Mannes größer werden.
„Wie ist dein Name?", frage ich und trinke den Rest des Glases aus.
„Harry. Ich bin Harry, richtig..." Er nickt zu sich selbst, als sei er sich vor seiner Aussage noch selbst nicht sicher gewesen, ob sie stimmt.
„Harry", wiederhole ich und nicke.
Er setzt sich neben mich und starrt mich an. Da ist ein Ausdruck in seinen Augen, den ich nicht wirklich verstehe. „Wieso kamst du her?"
„Ich... Ich saß auf meinem Pferd und ritt hier her." Ich zucke die Schultern.
„Einfach so?"
„ich denke schon." Ich schaue mich um. „Du lebst hier also?"
Harry lacht. „Ob man das hier Leben nennen kann... da bin ich mir nicht sicher."
Seine Haare gehen ihm bis knapp über die Schultern. Er hat schöne Haare. Etwas lockig und gewellt. Sie sehen gepflegt aus. Gepflegter als ich es erwartet hätte von Rapunzel.
„Du bist Rapunzel", murmele ich.
Harry runzelt die Stirn. „Wieso sagst du diesen Namen andauernd? Ich heiße Harry."
„Aber es sitzt normalerweise Rapunzel in diesem Turm, nicht wahr?"
„Ist Rapunzel nicht eine Pflanze?" Dann lacht er in sich hinein. „Du hast einen Sonnenstich, oder? Es tut mir leid, ich hätte das merken sollen. Komm mit rein."
Er nimmt mich an die Hand, zieht mich hoch auf meine Füße und etwas unbeholfen stolpere ich nach ihm in den Turm hinein.
„Leg dich hin und ruh dich aus. Ich mache etwas Essen."
„Nein, das kann ich nicht annehmen. Du hast doch selbst kaum etwas." Ich schüttle verneinend den Kopf, doch Harry schnaubt nur und geht zu einem kleinen Abteil, welches wie eine Küche aussieht.
„Wieso bist du hier oben, Harry? Wieso kletterst du nicht einfach nach unten?", frage ich ihn und mache es mir auf dem Sofa gemütlich.
Ich sehe noch ein Bett und einen Kamin. Neben diesem liegt ein Stapel Haare.
Ich runzele die Stirn.
„Ich habe Höhenangst. Lieber verbringe ich mein Leben hier oben als mein Leben mit einem schäbigen Seil zu riskieren. Es ist weitaus gefährlicher, wenn man es nur irgendwo festbindet und keiner es hält.
„Feuerst du den Kamin mit deinen Haaren an?" Ich sehe mir seinen Rücken an. Er ist wunderschön. Besonders wie er dort steht und sich die Muskeln unter seinem Shirt bewegen, während er Gemüse schneidet, oder was er sonst da auch tut.
„Ja. Habe sie abgeschnitten."
„Und das hat Gothel nicht... wütend gemacht?" Als ich klein war, war Rapunzel mein liebstes Märchen. Ich gebe nur ungern zu, dass die Barbie-Version auch nicht selten bei mir zu Hause geschaut worden ist...
„Gothel?" Harry dreht sich zu mir. Ich nicke.
„Ich weiß nicht wer das ist, Eure Hoheit."
Ich seufze. „Nicht wichtig."
Harry bringt mir einen Teller mit Gemüse, Fleisch und Kartoffeln und aus irgendeinem Grund löst das etwas in mir aus.
Hunger.
Ich kann mich nicht daran erinnern jemals wirklich Hunger gehabt zu haben.
Harry setzt sich neben mich und hilft mir beim Essen. Ich versuche meine zitternde Hand mit der Gabel zum Mund zu führen, aber es geht nicht. So nimmt er mir alles ab und füttert mich.
„Ich glaube ich werde nie wieder von diesem Turm kommen. Nicht wenn meine Hände so sehr schmerzen."
„Du musst sie nur ausruhen." Harry lächelt mich freundlich an.
Als ich fertig bin mit essen und Harry auch etwas zu sich gekommen hat, lege ich mich wieder auf die Couch.
Harry jedoch nimmt mich sachte von ihr. Seine Hände sind an meinen Beinen und an meinem Rücken.
„Was machst du da?"
„Prinzen schlafen nicht auf der Couch. Prinzen schlafen in meinem Bett." Er zwinkert.
Dann liege ich auf einem weichen Bett und spüre wie mir die Hose und meine Schuhe ausgezogen werden.
„Schlaf einfach, Louis. Ich werde mich neben dich legen."
Und das tut er dann auch. Er küsst meine Wange ein paar Mal, umschlingt meinen Körper mit seinem und summt mir ein Lied vor.
Ein Lied, dass mich schlafen lässt.
„Du musst mich nicht retten, Lou. Ich komme hier schon klar", höre ich es noch, bevor mich der Schlaf übermannt.
wie findet ihr es bis jetzt? in dieser story wird es um mehrere von grimms märchen gehen. habt ihr ein bestimmtes welches ich einbinden soll? jamie xx
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wonderland | larry ✔️
FanfictionIch war nicht immer hier. Ich war nicht immer der, der ich gerade bin. Und irgendetwas hier ist falsch. Wüsste ich nur was...