5. Kapitel

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Nach dem ich den Saal verlassen hatte, begann ich zu rennen. Ich lief einfach, ließ meine Beine mich irgendwo hintragen. Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit endlich zum stehen kam, stand ich vor dem riesigen Gewächshaus der Schule. Es war so groß wie das Haus, in dem wir früher gelebt hatten. Früher... Als meine Eltern noch lebten. Und nicht von irgendwelchen kaltherzigen Idioten erstochen wurden. Ich versuchte gegen die aufsteigenden Tränen anzukämpfen, doch es klappte nicht. All das, was sich in den letzten Tagen, Wochen und Monaten ereignet hatte kam jetzt nach oben. Und ich versuchte gar nicht erst weiter dagegen anzukämpfen. Ich ließ ihnen freien Lauf. Mittlerweile war ich im 2 Stockwerk angekommen und ging auf die runde Glaskuppel in der Mitte zu. Hier hatte ich, als ich vier Jahre alt gewesen war, meine eigene Abteilung bekommen. Ich züchtete am liebsten verschiedene Farben von Hibiskusblüten. Letztens hatte ich eine blaue mit roten Einläufen hinbekommen. Sie sah seltsam, aber auch faszinierend schön aus. Um sie kümmerte ich mich am meisten.
Nachdem ich alle Blumen und Bäume von mir gegossen hatte, was eine Menge waren, waren zwei Stunden vergangen. Das musste ich spätestens jetzt mit Schrecken feststellen. Verdammt! Die Begrüßung! So schnell ich konnte rannte ich aus dem Gewächshaus in Richtung Schule, dort angekommen durch die Eingangshalle und durch die geschlossene Tür in die Aula. Ja, richtig. DURCH die Tür. Das war meine Gabe. Ich konnte durch alles hindurchgehen. Es war selten, dass jemand so früh seine Gaben fand, aber bei mir war es so gewesen. Ein paar der Schüler, die ganz hinten saßen und mich somit gesehen hatten, starrten mich mit großen Augen an. Ich ignorierte sie und schlich zu meinem Platz. Ich war noch gerade rechtzeitig gekommen, denn nun wurden wir in die einzelnen Klassen eingeteilt. Im ersten Jahr alles von 11 bis 19, im zweiten alles von 21 bis 29 und so weiter. Die erste eins, zwei oder andere Zahl stand für das Jahr. Die zweite für die Klassennummer. Da die Schule von 10 bis 18 ging, war ich im 6 Jahr. Somit konnte ich nur in die Klassen 61 bis 69 kommen.
Erstaunt musste ich bemerken, dass es dieses Mal direkt beim dritten Jahr losging, das es keine Schüler für den ersten und zweiten Jahrgang gab.
"Kommen wir nun zum sechsten Jahr. In der 61 sind....", verkündete die Direktorin vorne. Das war so meistens der Punkt wo ich nicht zuhörte, da die Schüler, die schon länger hier waren, in den hinteren Klassen waren. "Bevor wir mit der 66 weiter machen, habe ich noch folgende Mitteilung an alle, aus dem hinteren Teil des 6 und an den 7 Jahrgang: Da es zu wenig Schüler für den 7 gibt, werden diese auf die Klassen 66 und 67 aufgeteilt.", teilte uns Mrs. Johnson, die Schulleiterin mit. Ach ja, wie groß war die Freude bei den Leuten aus dem 7 Jahr. Ich grinste. Das mir aber auch aus dem Gesicht fiel, als ich die Klasseneinteilung hörte:
"Also Klasse 66 besteht aus folgenden Schülern: Lora, Saphyra, Tiffany, Chloe, Daria, Rosetta, Zoë, Miranda, Derek, Cody, Marc, Dylan, Tyler und Dean. Klasse 67 aus...." Weiter hörte ich nicht zu. Was war das denn bitte? Alle fünf Vertrauensschülerinnen in einer Klasse plus die  Schulqueen und ihre Assistentin? Das war ungewöhnlich, sehr sogar. Meine Gedanken fanden hier wieder ein abrupptes Ende, als vorne die Stundenplanausgabe gestartet wurde und, wie es zu erwarten war, große Hektik und ein heilloses Chaos ausbrachen. Ich blieb geduldig sitzen und wartete, bis sich der größte Trubel gelegt hatte. Dann drängte auch ich mich nach vorne, nahm Stundenplan und den Code für mein neues Schließfach entgegen und machte mich auf die Suche. Nach geschlagenen dreißig Minuten hatte ich es endlich gefunden. Ich gab den Code ein und öffnete es. Ich riss die Augen auf. Okay, das waren eindeutig zu viele Bücher. Irgendwas war gewaltig schief gelaufen. Und damit meinte ich, dass ich Bücher für zwei Personen im Spind hatte und eine andere gar keine. Anders konnte ich mir die vierundzwanzig Bücher auch nicht erklären. Zumal ich nur zwölf Fächer hatte. "Könntest du kurz ein bisschen zur Seite gehen? Du blockierst mein Fach.", knurrte eine mir nur zu bekannte Stimme hinter mir.
Seufzend drehte ich mich um. "Aber natürlich, Tyler. Ich will dich ja nicht aufhalten.", zwitscherte ich zuckersüß und trat einen Schritt zur Seite. Völlig unbeeindruckt schaute er mich an und quittierte das alles nur, in dem er eine Augenbraue hoch zog. Augenverdrehend gab er seinen Code ein, öffnete das Fach, schaute kurz hinein und fragte dann an mich gewand: "Die Schulbücher sollten sich doch eigentlich in den Spinden befinden, oder?" "Äh, ja?", gab ich verwirrt zurück. "Und wieso ist meiner dann leer?" "Woher soll ich das wissen? Ich verteile die Bücher nicht.", gab ich zurück. "Aber ich habe welche für zwei Personen im Fach, vielleicht ist irgendwie ein Missverständnis passiert. Hier.", schiebe ich nach und drückte ihm schon mal das Mathe-und Mythenkundebuch in die Hand. Mit einem undefinierbaren Blick räumte er sie in seinen Spind und nahm die nächsten Bücher entgegen, die ich ihm hinhielt. Nach ein paar Minuten hatte er alles verstaut und schloss gerade die Tür, als hinter uns jemand rufend angerannt kam. "Tyler! Hieeeer!", schrie eine eindeutig weibliche Stimme. Er riss die Augen auf und wenn ich seinen Gesichtsausdruck richtig deutete, war er ziemlich geschockt. Langsam drehte er sich um und auch ich war neugierig, wer es schaffte, ihn so zu schocken. Dieses Mädchen musste mir eindeutig ihr Geheimnis verraten! Doch als ich mich umdrehte, und sah, wem er so gequält entgegen lächelte, verwarf ich den Gedanken wieder. "Kelly", war das einzigste, was er sagte.

Hi,
Das nächste Kapitel ist fertig. Ein bisschen länger diesesmal, aber das macht ja nichts. Über Kommentare, Verbesserungsvorschläge, nette Kritik und Votes würde ich mich echt freuen. 

~Liz ♧

P.S: Das Bild soll das Gewächshaus der Schule darstellen.

Academy of immortal Beings /ABGEBROCHEN!/Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt