3. Kapitel

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Ich schaute über die Schulter. Nichts. Ich wollte mich gerade wieder umdrehen, als ein Schatten an der Wand entlang huschte. Ein Dämon. Diese langen Hörner und Krallen würde ich überall wiedererkennen.
Leise zog ich mein Schwert und drehte mich nun so um, dass ich das ganze Zimmer überblicken konnte.
Alles war still und reglos. Langsam ging ich ein paar Schritte in den Raum hinein. Plötzlich fauchte es hinter mir. Ich wirbelte herum und stach mit dem Schwert nach dem Dämon. Doch er wich geschickt aus, packte die Waffe und warf mich quer durch den Raum gegen die Wand. Stöhnend sank ich zu Boden und sah, wie er auf mich zu kam. Ohne nachzudenken und auf meine Schmerzen achtend rappelte ich mich hoch, packte mein Schwert und warf es dem Dämon in den Kopf. Er schrie noch einmal schrill, dann verpuffte er zu feiner, glühender Asche, die im ganzen Raum herum schwebte.
Schwer atmend taumelte ich aus dem Raum und den Gang entlang. Erst als ich stehen blieb, merkte ich, wo ich hingelaufen war. Zimmer 13. Darions Zimmer.
Wieso lief ich immer hierher? Kopfschüttelnd drehte ich mich um und kam gerade ein paar Schritte weit, als ich gegen irgendjemanden lief, stolperte und auf den Boden fiel. "Hast du keine Augen oder warum übersiehst du jeden?", fuhr mich eine angenehm tiefe Stimme an. Ich schaute hoch - und erstarrte. Von oben blickte Tyler Black auf mich herab. Der wohl beliebteste und bestaussehensde Typ der Academy. "Hast du keine Gefühle, dass du permanent alles und jeden anpampen tust?", fauchte ich zurück. Er erstarrte. Seine Augen zu Schlitzen verengt beugte er sich über mich. "Pass auf, was du sagst, Hund. Solche wie dich werden nicht gerne gesehen. Mache deine Position nicht noch schlimmer.", zischte er, machte auf dem Absatz kehrt und war verschwunden. Oh Gott, wie ich ihn hasste. Was fanden nur alle an dem? Missmutig rannte ich die letzten Meter hinauf in mein Zimmer und schmiss mich aufs Bett. Innerhalb weniger Sekunden war ich eingeschlafen.
"Saphyraaaa!", kreischte mir irgendwer ins Ohr. Na das war ja mal eine freundliche Variante, jemanden zu wecken. Stöhnend rappelte ich mich auf. Verdammt. Warum tat mir alles so verdammt weh? Der Dämon. Wie er mich durch den Raum geworfen hatte. Langsam konnte ich mich an alles erinnern. "Was gibts?", murmelte ich. "Was es gibt? Abendessen.", meinte Lora fröhlich. Dieses Mädchen hatte auch immer Hunger. "Na gut. Komm, mal sehen was es heute für interessante Gerichte gibt", antwortete ich und wankte aus dem Zimmer. Jede einzelne Bewegung tat weh. Ich blieb kurz stehen und atmete tief durch. >Reiß dich zusammen!<, dachte ich mir und stellte mich aufrecht hin. Dann lief ich weiter, als wäre nichts geschehen. Doch dem war nicht so. Es war schon zu viel passiert. "Jetzt warte doch mal, Saphyra. Miranda ist noch nicht fertig!", brüllte Lora. Ich seufzte. "Stimmt doch gar nicht! Ich bin schon die ganze Zeit fertig.", lachte Miranda. Und dann kamen sie auch schon. Gemeinsam gingen wir in den Speisesaal und ich schaute was es gab. Igitt. Heute war es besonders schlimm. Entenleber, gefüllt mit Schnittlauch, Pflaumen und Rindfleisch. Oder Rinderherz mit Salzkartoffeln. Wer aß sowas? Seufzend nahm ich mir mein alltägliches Brötchen und Grapefruit-Zimtblüten Marmelade. Das war aber auch das einzige normale. Vegetarische Gerichte hatten sie hier nicht, da irgendwie alle davon ausgingen, das Werwölfe rohe Steaks liebten und keine Vegetarier waren. Ich schüttelte den Kopf. Immer diese Klischees und die Leute vom Gegenteil zu überzeugen, war schon beinahe unmöglich.
Als ich mich zu Lora setzte und sie mein Abendessen sah, riss sie die Augen auf, starrte mich an und schüttelte den Kopf. Sie war so ein typischer Klischee-Werwolf.
Nach dem Essen traf ich mich Daria an unseren Spinden. Sie hatte mich beim Abendessen gefragt, ob ich ihr helfen könnte, herauszufinden, was sie konnte. Jeder hatte eine Gabe und dann gab es noch vier weitere Übernatürliche, die ein Element beherrschen konnten. Ich war eine von ihnen. Mein Element war das Wasser und ich trug eine Kette, die die Form eines viertel Kreises hatte. Sie hing an einer silbernen Kette und auch der Anhänger war silbern umrandet. Innen drinnen war sie blau-silbern und schien sich zu bewegen. Wie Wellen. Wie Wasser.
Da man nur draußen seine Kräfte anwenden durfte, gingen wir zu der riesigen Grünflache hinter der Academy. "Also. Wenn du deine Gabe finden möchtest, musst du die Augen schließen und die Kraft in dir rufen. Achte aber auf jeden Fall darauf, wo die Kraft herkommt. Ob aus den Fingern oder den Beinen. Das ist immer ein entscheidender Hinweis darauf, was deine Gabe sein kann. Rufe sie aber langsam, wenn du es schnell machst, könnte es Katastrophen geben. Den Fehler habe ich gemacht, da ich keine Hilfe hatte." "Was ist denn passiert?", fragte Daria neugierig. "Sagen wir es so, es war das erste Mal auf der Welt, dass eine Großstadt von einer Flutwelle überrollt wurde", meinte ich grinsend.

Academy of immortal Beings /ABGEBROCHEN!/Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt