Vor der Tür zum Klassenraum blieben wir stehen, atmeten tief durch und klopften kurz. "Herein", erklang die Stimme unserer Lehrerin von drinnen. Da Daria noch am anschaulichsten aussah, drückte sie die Klinke herunter und trat als Erste in den Raum. Hatten vorher noch alle geredet und nicht nach vorne geschaut, so taten sie es spätestens jetzt. Aber wir gaben wirklich ein schreckliches Bild ab, vor allem da Zoe und mir das Blut überall klebte. "Ach du meine Güte! Was ist denn mit euch passiert?", fragte die Lehrerin geschockt und ließ ihren Blick über uns wandern. An meinem Arm blieb er schließlich hängen und sie zog die Augenbrauen zusammen und runzelte die Stirn. "Was hat euch angegriffen? Dämonen, oder?", fragte sie, und ihre Stimme war so scharf, dass sie förmlich die Stille durch schnitt. Wir schnappten alle kaum hörbar nach Luft und starrten sie an. "Woher wissen sie das?", entfuhr es Miranda. Ruckartig wandten wir ihr uns zu ihr um. "Ups", murmelte sie leise, als ihr bewusst wurde, dass sie uns gerade verraten hatte. "Setzt euch. Wir machen eine Planänderung: Statt uns zuerst mit der Entstehung der Übernatürlichen zu beschäftigen, nehmen wir als erstes die verschieden Dämonenarten durch. Ich bin übrigens Mrs. Ridgely", sagte sie nun an die Klasse gewandt und ohne nochmal auf uns und den Vorfall einzugehen drehte sie sich um und suchte in ihren Unterlagen nach Blättern, die sie uns geben konnte. Schweigend setzten wir uns in Bewegung und gingen auf unsere Plätze zu. Von der Seite sah mich Tiffany schräg und fragend an, aber ich schüttelte nur den Kopf und wandte meine volle Aufmerksamkeit nach vorne. "Ihr alle kennt Dämonen. Habt vielleicht noch nie einen gesehen, aber die Geschichten über sie kennt jeder. Sie werden immer weiter erzählt, wie sie aussehen und eigene Erfahrungen mit ihnen. Aber eine Erzählung muss weiter gegeben werden: Lucifers erster Versuch, alle Menschen auf der Welt zu Dämonen zu machen und die Hölle und die Menschenwelt zu vereinen. Doch er war so von sich überzeugt, dass er eine entscheidende Sache vergessen hatte und am Ende fast alle seiner Schöpfungen verloren hatte. Er vergaß, dass die Menschen, Übernatürliche und Dämonenjäger wussten, dass man sie nur mit Silberklingen umbringen kann, die an Vollmond, wenn der Mond am höchsten steht, in einer Kirche auf dem Altar mit Weihwasser beträufelt werden", begann sie ihre Erzählung und wirklich alle hingen an ihren Lippen. "Wieso in einer Kirche auf dem Altar mit Weihwasser?", fragte Rosetta verwirrt in die entstandene Stille. „Das ist eine sehr gute Frage. Kann sie jemand von euch beantworten?", fragte sie und ließ ihren Blick durch die Klasse schweifen. Zögerlich meldete ich mich. "Ja, Saphyra" "Ich denke ausgerechnet so, weil man ja in der Kirche zu Gott betet und ihn und den Himmel verehrt. Die Hölle ist ja das genaue Gegenteil davon, er hasst sie und kann alles, was heilig, geweiht und in Verbindung mit dem Himmel steht, weder berühren noch betreten, ohne dass er sich irgendwelche Schäden zuzieht. Aber sobald man diese Bereiche wieder verlässt, ist es ja nicht mehr heilig und geweiht, deshalb beträufelt man sie am heiligsten Punkt der Kirche mit Weihwasser. Um es zu weihen und ein wenig von dem Heiligtum auf die Klinge zu übertragen und in die Außenwelt zu bringen." Nach meiner kleinen Rede herrschte wieder Stille. Alle schauten mich an, als ob sie darauf warteten, dass ich noch etwas hinzufüge. "Sehr gut, Saphyra. Wirklich ausgezeichnet", lobte mich Mrs. Ridgely und nickt mir freundlich zu. "Genauso ist es. Aber wie ich euch ja schon gesagt hatte, verlor er fast alle seine Dämonen. Aber eben nur fast. In diesem Kampf haben alle gelernt, drei Arten von Dämonen zu unterscheiden: Die Phönix-Dämonen, die Seelenfresser und die Untoten-Dämonen. Mit >fast alle töten<, sind die Seelenfresser und die Untoten gemeint. Die Anderen sind eigentlich unsterblich, wie der Name schon sagt. Wenn man sie umbringt, erheben sie sich nach ein paar Minuten wieder, wie ein Phönix aus der Asche. Daher der Name", fuhr sie fort und hielt inne. Gebannt starrten wie sie alle an, hingen an ihren Lippen, saugten jedes gesprochene Wort in uns auf. "Ja und weiter?", drängelte Daria in die Stille hinein und sah sie erwartungsvoll an. Ich grinste. Immer diese Ungeduld bei Vampiren. "Jetzt fahren sie doch mal bitte fort", schalteten sich nun auch Dylan und Dean in das Gespräch ein und trommelten synchron mit den Fingern auf den Tisch. Das dumpfe Geräusch war das einzige, was man hören konnte. Ansonsten war es so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Mrs. Ridgely wollte wohl gerade weiter erzählen, als es zum Stundenschluss und zur ersten Pause klingelte. Da waren wir doch tatsächlich so vertieft in diesen Bericht gewesen, dass wir das erste Klingeln nicht gehört hatten. Nach ein paar Sekunden erhoben sich alle und verließen den Raum. Vor der Tür sah ich, dass die Anderen schon auf mich warteten. "Na endlich. Was hat denn so lange gedauert?", beschwerte sich Lora und auch die anderen Mädchen sahen mich fragend an. "Ich sitze halt ein bisschen weiter von der Tür entfernt als ihr. Dementsprechend ist mein Weg auch länger", erkläre ich ihnen. "Wollen wir dann mal hoch gehen und wenigsten für die restlichen Stunden unsere Sachen holen oder noch weiter hier sinnlos herum stehen?", fragte ich nun, um das Thema zu wechseln. "Gute Idee. Außerdem sollten du und Zoe euch nochmal waschen. Das wäre, glaube ich, von Vorteil und würde euch einige Blicke sparen", stimmte mir Rosetta zu und die Anderen schlossen sich uns an. Nachdem wir uns geeinigt hatten, uns vor dem Klassenraum wieder zutreffen, rannte jeder in seinen Trakt. Auch Lora und ich gingen schweigend in den Turm. Dort angekommen verschwand ich sofort ins Bad und versuchte, so gut es ging, dass Blut abzuwaschen. Verdammt, tat das weh! Zischend stieß ich die Luft aus und setzte erneut das Tuch an den Wundrändern an. In der Position verharrte ich einen Augenblick, bevor ich die Augen zusammen kniff und über die Krallenspuren fuhr. Das tat so weh, dass ich mein Gesicht zu einer schmerverzerrten Grimasse verzog und schließlich fluchend aufgab. Ich würde einfach Rosie fragen, ob sie mich heilen könnte und dann später meinen Arm endgültig vom Blut befreien. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich spät dran war und so kam es, dass ich aus versehen die Tür aus den Angeln riss, da ich vergessen hatte, dass abgeschlossen war. Geschockt starrte ich auf die Tür in meinen Händen und auch Lora starrte mich pikiert an. "Du hast jetzt nicht ernsthaft die Tür aus den Angeln gerissen oder? ", fragte sie, obwohl sie die Antwort gerade in voller Pracht präsentiert bekam. "Doch, anscheinend schon", erwiderte ich nicht minder fassungslos. "Ich weiß gerade ehrlich gesagt nicht, was ich sagen soll, aber ich habe dir schon mal deine Tasche gepackt. Auf jeden Fall müssen wir jetzt schnell los, wenn wir es noch pünktlich zum Stundenbeginn schaffen wollen", sagte sie hektisch zu mir und wollte anscheinend die Tür aufreißen und die Treppe runterstürmen. Doch sie war noch so zerstreut, dass sie sie in die falsche Richtung öffnete und das massive Holzstück auf eine letzte Reise die Treppe herunter schickte. "Jetzt bin ich wenigstens nicht mehr die einzige, die eine Tür aus den Angeln gerissen hat", meinte ich und grinste, was mir aber schnell wieder aus dem Gesicht fiel, als es zur dritten Stunde klingelte. Ohne nochmal die Tür eines Blickes zu würdigen, die einmal den Durchgang zwischen Zimmer und Bad geziert hatte, rannten wir die Treppe nach unten, sprangen über den Holzhaufen, den man nur noch mit viel, sehr viel, Fantasie als Tür bezeichnen konnte, und schossen durch den Trakt nach unten zu den Klassenräumen, wo wir zum Glück gerade noch rechtzeitig ankamen. . Gerade schloss ein noch ziemlich jung aussehender Mann die Tür auf und flüchtete hinein, um nicht von den Schülern umgerannt zu werden, die jetzt in den Raum stürzten. Nach und nach füllten sich die Plätze und schließlich waren alle da und sahen erwartungsvoll nach vorne. "Guten Tag, Klasse 66. Mein Name ist Mister Quentin. Ich bin hier bei euch für das Fach Waffenkunde verantwortlich. Das ist aber nicht nur Theorie, sondern auch Praxis. Ich erwarte von euch, dass ihr ordentlich mitarbeitet, euch anstrengt und stets euer Bestes gebt. Ansonsten könnt ihr mit ernsthaften Konsequenzen rechnen. Habt ihr das verstanden?", fragte er uns mit seiner schnarrenden Stimme und man wusste sofort, dass man es sich mit ihm nicht verscherzen sollte. Nachdem er von allen ein eifriges Nicken erhalten hatte, wollte er wissen, wer denn schon Erfahrung im Umgang mit dem Schwert hatte. Zögerlich hob ich die Hand. "Aha. Saphyra also. Na dann zeig mal her", forderte er mich auf und nahm zwei Klingen vom Lehrerpult. "Ich habe mein eigenes Schwert. Darf ich das benutzen?", fragte ich unsicher und hielt die Lederscheide mit meiner Waffe in die Höhe. "Natürlich. Wenn dir das lieber ist", meinte er und legte eins zurück. Auch ich zog es aus seiner Hülle, die ich auf meinem Tisch ablegte und ging nach vorne. "Die Regeln kennst du?", fragte er mich und ich nickte. "Gut. Dann los", gab er das Startsignal und griff mich an. Ich parierte den Schlag und trat zurück. Wie zwei Raubtiere tänzelten wir im Kreis. Ich vergaß alles um mich herum und konzentrierte mich vollkommen auf den Kampf. Nach mehreren Angriffen beiderseits gelang es mir doch dann tatsächlich, ihn zu entwaffnen. "Sie sind wirklich sehr gut mit dem Schwert. Wo haben sie nur so kämpfen gelernt? Mit diesen Fähigkeiten brauchen sie keine Angst vor Dämonen haben", fragte und stellte er verblüfft fest und bückte sich dann, um seine Waffe aufzusammeln. "Ich bin schon sehr lange hier und am Anfang hat mich der Direktor selbst trainiert, dann habe ich immer mal wieder am Unterricht von den Älteren teilgenommen", antwortete ich ihm und folgte dann seiner Anweisung mich wieder zu setzen. Wenn ich ehrlich bin, hörte ich nicht wirklich zu. Wie man das Schwert richtig hält und schwingt habe ich schon so oft gelernt und trainiert, dass es mir sozusagen ins Blut über gegangen ist. Doch auch diese Stunden waren schnell vorbei und mittlerweile wusste ich, dass genau elf Bäume und sieben Büsche vor unseren Fenstern standen. Beim Verlassen des Zimmers spürte ich seinen wachsamen Blick auf mir ruhen und jeder meiner Bewegungen folgend. Ich verschnellerte meine Schritte und stürmte schon fast aus dem Raum. Im Flur schloss ich mich meinen Freundinnen an, die diese Pause auf den Grünflächen vor der Academy verbringen wollten. Das hatte ich eigentlich auch vor, doch ich hatte jetzt mein allwöchentliches Gespräch mit dem Direktor. Es war jeden Mittwoch in der zweiten Pause, deshalb verabschiedete ich mich von den anderen Mädchen und bog in den Gang ein, der zum Büro und dem Lehrerschlaftrakt führte. Ich hatte schon die Mitte des Weges erreicht, als ich etwas über meinem Kopf Rauschen, Klappern und Klimpern hörte. Mit einem unguten Gefühl im Bauch blieb ich stehen und legte den Kopf in den Nacken. Entsetzt rannte ich los, doch ich wusste, dass dieser Tag wieder kein gutes Ende nehmen und ich nicht unversehrt aus diesem Gang heraus kommen würde.
Hi,
Viel Spaß beim Lesen. Ich hoffe es gefällt euch und ich werde die Kapitel jetzt vermutlich immer länger machen.
(Dieses hat 1842 Wörter)~Liz ♧
DU LIEST GERADE
Academy of immortal Beings /ABGEBROCHEN!/
FantasyAbgebrochen!!! Vertraue niemandem, wenn du dir nicht sicher bist, ob er Feind oder Freund ist. Denn der Schein kann trügen... Vor vielen hundert Jahren versuchte Lucifer, die Menschen- und die Unterwelt zu vereinen. In ein riesiges Reich, dass nur...