Ich schaute in das grelle Neonlicht. Meine Augen fühlten sich schon ganz trocken an. Dann hörte ich wieder die Stimme der Therapeutin:
"Entspannen sie sich", sagte sie ruhig. Ich lag auf einer Liege im Raum der Therapeutin und musste eine Entspannungsreise machen. Wie soll man sich bei diesem Licht entspannen? Ich sprang auf und die Dr. Lether schreckt zurück.
"Ich hasse diesen Raum und dieses Grelle Licht und ich hasse diese Entspannungsübungen! Sie können mir nicht helfen! Sie wissen nicht wie sich das anfühlt. Also hören sie auf mit dem kläglichen Versuch mir zu helfen. Ich habe schon so viel erlebt. Ich bin erst 17 und hatte keine Kindheit. Ich nie auch nur irgendwas. Ich habe nie ein glückliches Gefühl gespürt. Ich hatte keine Familie und keine Freunde. Und wenn sie noch einmal sagen das sie mich verstehen, dann werde ich diesen Raum verlassen und nie wieder zu ihnen kommen!, schrie ich.
Dr. Lether blieb still. Dann sagte sie schließlich:
"Ich kann dich nicht aufhalten zu gehen. Ich kann dich auch nicht zwingen meine Hilfe anzunehmen. Ich kann überhaupt nichts. Ich versuche dir nur zu zeigen, dass du ein schönes Leben verdient hast!"
"Sie sollten lieber jemandem anderen helfen!"
"Du bist an dem Punkt, wo du keine Hilfe mehr willst. Du musst dir Helfen lassen May, dass wäre das beste für alle beteiligten!", sagte sie flehend. Ich wurde wieder wütend.
"Für alle Beteiligten? Ihr ernst? Es gibt keine Beteiligten außer mir, weil jeder der etwas mit meiner Familie zu tun hat tot ist. Meine Mutter ist tot. Mein Vater ist tot. Und meine Oma und mein Opa leben schon lange nicht mehr."
"Es ist nicht nur für dich schwer. Für das Krankenhaus. Für deine beiden Freunde und für das Heim in dem du jetzt wohnst. Aber es ist ok wenn du nicht darüber sprechen willst. Wir sprechen einfach über das Heim. Wie ist es dort?", sie wollte also Smalltalk mit mir führen. Ich muss einfach mitmachen. Noch eine halbe Stunde, dann komme ich hier raus.
"In meinen Heim? Sie sind alle ganz nett zu mir", ich weiß das das gelogen ist. Ich habe keine Freunde im Heim und nett ist dort auch niemand. Ich bin jetzt seit einer Woche dort und es fühlt sich nicht so an wie mein Neues zu hause. Ich kann mich nirgendwo mehr zu hause fühlen.
"Das ist schön und wie geht es dir damit?", sie denkt sie hat gewonnen. Sie denkt, ich würde jetzt endlich sprechen und die Wahrheit sagen. Doch was sie nicht weiß, ist das sie eigentlich verloren hat.
"Ich bin froh dort zu sein, wirklich. Ich fühle mich total wohl", ich lächelte. Ein falsches lächeln. Es ist nicht echt. Es ist kalt und unreal.
Wenn ich lachen könnte. Wenn ich endlich meine Grenzen brechen könnte. Dann müsste ich nicht erst fliegen lernen um richtig frei zu sein. Wann wird das sein? Wann kann ich spüren und weinen und tanzen und lachen und lieben. Und frei sein und leben?
Ich hatte mein ganzes Leben vor diesem Moment Angst. Ich hatte vor allem Angst. Aber hier vor am meisten. Mit nichts da zu stehen. Alleine zu sein. Ich fühle mich wie ein kleines Kind, das alleine gelassen wurde und nicht weiß was Gefühle bedeuten.
Meine Gefühle sind kalt. Und ich erfriere. Langsam und schmerzvoll.
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Und niemand sagt was danach passiert
Подростковая литератураNiemand hat mir je erklärt wie ich mich verhalten soll. Ob ich schweigen oder schreien soll. Ob ich fallen oder fliegen soll. Dieser eine Augenblick hat mein Leben verändert. Ein betrunkener Geisterfahrer. Er ist genau auf uns zu gefahren. Er hat...