Verleugnung

154 10 0
                                    

1. Mai. Montag.

Heute ist der erste Tag meines Zeitlimits. Jared kommt gleich. Er will mit mir picknicken gehen. Ich freue mich. Doch in meinem Hinterkopf lauert immer noch der Gedanke, dass bald alles anders ist. Dieser Gedanke lauert hungrig und wütend im Hintergrund. Er ist bereit zum Sprung.

"May, können wir los?", Jared stand in meinem Zimmer. Er hatte gerade eben noch Sandwiches gemacht.

"Ja, klar", ich versuchte so glücklich wie möglich zu klingen. Jeden Tag zum Besten machen!

Wir liefen schweigend durch die kleinen Straßen, mit nicht so viel Lärm. Er schaut mich noch immer so an. So als würde ich alles falsch machen. Dabei habe ich den beiden gestern noch geschrieben das es mir leid tut und ich versuche wieder glücklich zu sein. Das war gelogen. Vielleicht habe ich die Wahrheit aber auch nur so verdreht, dass sie keinen Sinn mehr macht. Ich habe keine Ahnung. Von nichts. Es ist so als hätte ich alles vergessen. Als wäre das einzige, was noch in meinem Körper lebt, der Tod. Der Tod ist zu mir gekommen, hat alles in mir getötet und wartet jetzt darauf, dass ich meine Gedanken an ihn freigebe. Er hat die Kontrolle über meinen Körper, doch meine Gedanken hat er noch nicht. Meine Gedanken werden mir gehören, bis zum 31. Mai. dann werde ich sie loslassen!
"May? Hörst du mir überhaupt zu?", Ich hörte zu. Mein Inneres Ich hörte zu und trotzdem habe ich nicht verstanden​ was er gesagt hat. Mein Äußeres Ich hörte nicht zu. Mein Äußeres Ich ist ein schlaffe Hülle, die in die Leere starrt.
"Ja Jared. Ich höre dir zu", sagte ich monoton.
"Na dann setze dich doch und bleibe nicht stehen und starre in die Ferne!", Sagte er mit seiner warmen Stimme. Seine Stimme werde ich vermissen.
Jared drücke mir ein Glas und ein Sandwich in meine Hand.

"May, willst du reden? Ich weiß das du wegen der ganzen Sache nicht gut drauf bist. Also, willst du reden?", Es ist ja süß das er fragt. Doch ich will nicht.

"Nein, ich muss nicht reden mir geht es gut. Habe ich euch doch schon so oft gesagt!", Und ich lüge und lüge und dieses Netz spannt sich immer weiter.
"Ich glaube du solltest reden!", Sagte er vorsichtig.

"Jared, worüber denn? Darüber das ich traurig bin, dass der Mann der mich geschlagen hat tot ist? Darüber, wie es ist langsam innerlich zu sterben? Weißt du, über so was redet man nicht. Ich erzähle lieber allen das ich glücklich bin!"

"Vielleicht ist genau das falsch. Vielleicht sollte man über das reden was einen so sehr quält."

Ja, vielleicht hat er Recht. Vielleicht. Vielleicht. Vielleicht ist zu wenig. Ich kann nicht an etwas glauben, was nur vielleicht ist.
Ich glaube an das was da ist. Und dieses schmerzende Feuer in mir ist nun Mal da.

Und niemand sagt was danach passiertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt