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Mit dem Schmuckkasten in den Händen sehen seine Augen auf mich, die ich gute zwanzig Zentimeter kleiner bin als er, herab. Augen, wie ich sie noch nie zu sehen bekommen habe. Tief und melancholisch. Atemberaubend schön. Sie haben etwas Wildes. Sobald er mich erblickt hat, beginnt ein argwöhnisches Leuchten in ihnen zu tanzen, und sein Blick verdüstert sich. Als ginge er in Deckung.

„Was sagten Sie?"

Seine Stimme ist warm, tief, wohltöned, so eine, von der man Gänsehaut bekommt...aber seine Worte klingten hart wie ein Peitschenschlag.

„Entschuldigen Sie, dass ich Sie störe, aber..."

Im Gegensatz zu ihm fehlen mir die Worte. Fest entschlossen, mich von diesem Fremden nicht ins Bockshorn jagen zu lassen, zwinge ich mich, die Schultern zurückzunehmen.

„...das Kästchen in Ihren Händen wollte ich für eine Freundin kaufen."

Der Mann zieht die Augenbrauen hoch. Ohne mir zu antworten, mustert er das wunderschöne Stück und tastet mit seinen Blicken den kunstvoll gearbeiteten Deckel ab, die mit Halbedelsteinen eingelegten Seiten und die geschnitzte Rückseite. Dann hebt er den Kopf:

„Wie heißen Sie?"
„Äh..."

Ich sehe den Zusammenhang nicht.

„Karol Sevilla."
„Das ist aber sonderbar, Frau Karol Sevilla, ich kann nämlich Ihren Namen hier nirgends entdecken."

Es verschlägt mir den Atem.

„Ich habe schon seit mehreren Wochen vor, diesen Schmuck Kasten jemanden zum Geschenk zu machen..."
„Warum haben Sie ihn dann nicht gekauft? Jetzt werde ich es tun."

Was für ein Kotzbrocken!

Mit diesen Worten lässt er mich mitten im Gang neben der „The Rock"Vitrine einfach stehen. Mein Herz rast. Na gut.

Weihnachten, Ruggero Pasquarelli und ichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt