Wieder zu Hause, geht jede ihren eigenen Beschäftigungen nach. Während Brittany vor dem Fernseher, den sie als Hintergrundgeräusch laufen lässt, ihre Hausaufgaben macht, bereite ich in der Küche das Abendessen vor. Ich bin keine Meisterköchin. Will heißen: Ich lasse sogar meinen Toast anbrennen. Ich bin die einzige Frau auf der Welt, die sogar Nudeln verdauen kann. Zum Glück gibt es Tiefkühlpizza! Und, nicht zu vergessen, großzügige Nachbarn. Seitdem unsere Eltern von uns gegangen sind, werden wir von der gesamten Gemeinschaft von West Yellowstone unterstützt. Es fehlt uns nie an Kartoffelsalat oder Blumenkohlauflauf.
Blumenkohl sollte verboten werden.
Genau wie Drogen. Und Broccoli.
Ich hole eine fertig zubereitete Mahlzeit aus der Tiefkühltruhe und entferne das Zellophan, während ich immer noch meine geliebten Weihnachtslieder trällere. Meine Schwester beschwert sich vom Wohnzimmer aus, wahrscheinlich, weil ich zu laut singe. Ich singe natürlich noch etwas lauter, nur, um sie zu ärgern. Schließlich sind wir Schwestern, oder? Ich höre, wie sie, üben den Couchtisch und ihr Geschichtsbuch gebeugt, ein Lachen unterdrückt. Jetzt muss ich auch lächeln. Seit zwei Jahren sind wir nun allein. Von unserer Familie sind nur noch wir übrig. Aber es ist uns gelungen, unser Leben neu aufzubauen. Schritt für Schritt.
Ich schiebe die von Frau Ford, der Besitzerin des Eisenwarengeschäfts, zubereitete Thunfischlasagne auf den Grill des Ofens. Dank der Voraussicht meiner Eltern leben Brittany und ich in diesem wunderhübschen Chalet, das sie uns hinterlassen haben. Mit achtzehn Jahren habe ich darum gekämpft, meine kleine Schwester bei mir zu behalten, damit sie nicht in ein Heim oder eine Pflegefamilie kam. Zum Glück war dir Sozialarbeiterin Joan Simmons auf unserer Seite. Sie lehnte es ab, uns nach diesem Drama voneinander zu trennen, und hat sich beim Sozialamt sehr für uns eingesetzt.
Schließlich durfte Brittany bleiben.
Um unser Leben zu zweit zu organisieren, muss ich in Punkto Logistik und Erfindungsgabe immer wieder mein Bestes geben. Es ist nicht immer leicht, mein Medizinstudium und ihren Schulbesuch mit den kleinen Aushilfsjobs zu vereinbaren, die ich machen muss, um ein wenig Geld nach Hause zu bringen. Der Geldvorrat, den unsere Eltern uns hinterlassen haben, schmilzt unausweichlich dahin. Wir müssen noch fünf Jahre aushalten! In fünf Jahren bin ich Ärztin! Das ist erreichbar. Ich bin eine unheilbare Optimistin - und ich habe keine Lust, davon zu genesen.
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Weihnachten, Ruggero Pasquarelli und ich
Fanfiction„Darf ich dir Ruggero Pasquarelli vorstellen, Karol?" Er? Das darf doch nicht wahr sein! Ich träume! Ich verschluckte beinahe meine Zunge. Mein sexy Dieb, mein ruchloser Autofahrer, mein Kotzbrocken, der mir seit drei Tagen auf die Nerven geht... is...