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Dieses Jahr hat Serena mich gebeten, ihr dabei zu helfen, ihr Erdgeschoss zu schmücken.

„Ich weiß nicht, was ich ohne Sie tun würde, Mary."
„Ja, das fragen sich viele..."

Ihr elegantes, aristokratisches Gelächter schallt von neuem durch den Raum. Sie scheint heute gut in Form zu sein. Mit ihren fünfundsiebzig Jahren leidet sie an einer schlimmen Arthrose, die ihre Hände verformt. Manchmal hat sie so starke Krisen, dass sie nicht mehr schreiben kann. Dieser Krankheit wegen haben sich schließlich unsere Wege gekreuzt. Ich habe mir damals etwas dazuverdient, indem ich als Altenpflegerin im Haushalt älterer Menschen aushalf. Das habe ich übrigens nicht nur des Geldes wegen getan. Bei diesem Beruf muss man auch mit dem Herzen dabei sein. Ich mag Leute. Ich helfe gerne. Ist das nicht Grund genug, sie pflegen und retten zu wollen, indem ich eines Tages Ärztin werde?

Vielleicht auch, weil niemand meine Eltern hatte retten können...

„Sie haben wahre Feenhände", seufzt Serena.

Ich muss mich nicht umdrehen, um zu wissen, dass sie jetzt einen etwas ernüchterten Blick auf ihre eigenen gebrechlichen Hände wirft. Sie beschwert sich allerdings fast nie. Ich habe sie nie jammern gehört, selbst bei ihren schlimmsten Krisen nicht. Serena Pasquarelli, die Besitzerin des luxuriösesten Chalets der Stadt, ist eine feine Dame. Als äußerst betuchte Tochter eines Botschafters ist sie, seit sie vor fünf Jahren nach West-Yellowstone gezogen ist, zu einer Stütze unserer Gemeinschaft geworden.

„Was halten Sie von einem Weihnachten ganz in Weiß und Gold?", frage ich sie plötzlich nachdenklich.
„Das überlasse ich Ihnen, Mary. Es wird auf jeden Fall Ausgehen erregen."
„Ich will Ihre Gäste bei dem Winterfest in Staunen versetzen."

Dieser Abend, der die winterlichen Festlichkeiten einläutet, nähert sich mit Riesenschritten. Voller Begeisterung hänge ich an der Decke spinnennetzfeine Girlanden sowie eine Vielzahl von Schneeflocken und Schneekristallen auf. Es sieht bezaubernd aus! Der Raumschmuck glitzert. Serena und ich halten ein Schwätzchen. Ohne zu enthüllen, dass das Geschenk für sie bestimmt war, erzähle ich ihr von meinem Dieb.

Meinem sexy Dieb..

Weihnachten, Ruggero Pasquarelli und ichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt