„Ich war schon seit zwei Monaten hinter diesen Geschenk her. Zwei Monate!", rufe ich, immer noch wütend.
Die Autosuggestion nach Coué hat nichts genützt.
„Und dieser Mann kommt einfach daher...und klaut mir das Geschenk aus den Händen!"
Okay, es hat sich nicht haargenau so zugetragen. Aber es ist immer noch meine Geschichte, oder?
„Was für ein Flegel!", ruft Serena empört.
„Das kann man wohl sagen!", bestärke ich sie, entzückt, dass sie mir den Rücken stärkt. Ein echter Rüpel!Ja, aber ein Rüpel mit echten Sexappeal. Der in seiner schwarzen Kaschmirjacke ungemein elegant daherkam. Und was ist mit seiner ruhigen, tiefen Stimme? Und mit seiner kleinen Narbe am Kinn? Und mit seinen vollen Lippen? Mir wird dort oben auf meiner Trittleiter mit einem Mal ganz anders. Von Schwindel erfasst, schließe ich die Augen und verdränge meine innere Aufruhr. Dieser Unbekannte verursacht mir immer noch Herzflattern. Vor lauter Wut, versteht sich. Nur vor Wut.
Worum sollte es sich denn sonst handeln?
„Was ist bloß aus den galanten Männern geworden?", fragt Serena aufgebracht. „Zu meiner Zeit hat es so etwas nicht gegeben..."
Verdrossen tätschelt sie den weißen Knoten in ihrem Nacken. Der Armen scheint mein Missgeschick wirklich nahe zu gehen.
„Es macht nichts", versuche ich, sie zu beruhigen. „Allerdings werde ich mir ein neues Geschenk suchen müssen..."
Durch meinen unerschütterlichen Optimismus aufgeheitert, lehnt Serena sich in ihrem Sessel zurück. Ich trage meine Trittleiter ans andere Ende des Raums und schleife die Kartons mit der Dekoration hinterher.
„Es tut mir aufrichtig leid, Ihnen nicht helfen zu können, Karol."
„Es macht mir Spaß. Außerdem ist Brittany zu dieser Zeit in der Schule, und ich habe freie Zeit. Da kann ich meinen Nachmittag problemlos Ihnen widmen."Im Gegensatz zu meiner kleinen Schwester habe ich bereits Ferien. Ich klettere wieder auf meine Hühnerstange, während die alte Dame ihre Hände dem schmiedeeisernen Funkenschutzgitter ihres Kamins entgegenstreckt. Die Hitze wärmt ihre schmerzenden Gelenke auf, wobei sie wohlig seufzt.
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Weihnachten, Ruggero Pasquarelli und ich
Fanfiction„Darf ich dir Ruggero Pasquarelli vorstellen, Karol?" Er? Das darf doch nicht wahr sein! Ich träume! Ich verschluckte beinahe meine Zunge. Mein sexy Dieb, mein ruchloser Autofahrer, mein Kotzbrocken, der mir seit drei Tagen auf die Nerven geht... is...