26 - Shots (Vol. 2)

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Die Folie auf meinem neuen Tattoo konnte bereits abgemacht werden und ich tippte die gereizte Haut vorsichtig an. Es war eine Woche her, seit Lila und Cal mich in Buck's Tattoo Studio gezogen hatten und ich mich auf die Lederbezogene Liege gelegt habe.

Cal und Lila hielten wirklich ihr Wort und auf Cal's Unterarm war ein kleiner Text abgebildet: „Im Falle einer Verletzung, hat Emilia Giorgia Caesaris die Erlaubnis, mir auf die Nerven zu gehen."

Lila's violetter Farbklecks befand sich auf ihrem Handgelenk, eingerahmt von römischen Zahlen die laut Lila die Todesdaten ihrer Eltern waren. Ich fand es zwar irgendwie süß sich sowas auf ewig auf den Körper zu stechen, aber etwas Makaber war die Angelegenheit dann doch.

Mein Tattoo hingegen war fast schon gewöhnlich, da sich auf meiner Hüfte, kurz unter dem Brustansatz (nein, Buck durfte meine Mädels nur angezogen betrachten) befand. Es waren drei große Lavendelstrünke, dessen Blüten sich erstreckten und in der Mitte des Bildes befand sich eine silberne Waage, die im Gleichgewicht stand.

Für mich bedeutete diese Waage, dass mein inneres im Einklang war. Keine Seite die zu schwer lag – nicht zu viel Gutes und nicht zu viel Böses. Ich war mir durchaus bewusst, dass meine Waage in Wirklichkeit bereits eine schwerwiegende Schieflage erreicht hatte, aber der Gedanke daran, dass es vielleicht mal wieder so sein könnte wie auf meinem Tattoo, beruhigte mich.

Aus diesem Grund war es auch mein Motiv geworden.

Es zwickte noch etwas, als ich meinen Pyjama auszog und mir einen BH überzog, dicht gefolgt von einer schwarzen Bluse, aber sobald man sich daran gewöhnt hatte, bemerkte man es nicht mehr.

Diana hatte mir für heute ein Outfit herausgelegt und ich beschwerte mich nicht darüber, dass der Burgunder farbender Bleistiftrock – der sehr hoch an meiner Hüfte anlag und bis zu meinen Knien reichte – mir fast eine Nummer zu klein war und Diana sich glücklich schätzen konnte, dass Matei's Training meiner Figur nur Gutes getan hatte.

Als ich fertig angezogen vor den Spiegel trat zupfte ich an den Ärmeln der Spitzenbesetzten Bluse herum und streifte mir den Blazer über, der zum Rock passte. Am Ende sah ich aus wie aus den sechziger Jahren entflohen.

Meine schwarzen Pumps schmerzten an den Fersen und der zu dick geratene Eyeliner unterstrich diesen Jackie O' Look noch. Eher schlecht als Recht stöckelte ich die Treppen hinunter und klammerte mich dabei fast verzweifelt an das Geländer. Wie schaffte Diana es bitte in diesen mörderischen Schuhen ihr halbes Leben zu verbringen?

„Ah, Adelaide ist da." Diana lächelte mir aufmunternd zu und strich sich über das leicht rosé farbende Chanel Ensemble – sie besaß augenscheinlich sehr viele dieser Chanel Dinger.

Ihre roten Haare waren zu einem Dutt gesteckt und das perfekt geschminkte Gesicht verriet nicht einmal die schlaflose Nacht, die sie mit mir gestern durchgestanden hatte nachdem meine Mutter versucht hatte abzuhauen.

Ja, meine Mom war wirklich eine echte Spaßkanone und wir schafften es gerade so allein sie an ihr Bett zu fesseln und sie mit Schlaftabletten abzufüllen. Sie träumte wahrscheinlich gerade von ihrer Schwester oder Pfefferminztee, während ihre Schwägerin in Spe und ihre Tochter sich auf den Weg machten um ihren Ehemann im Gerichtssaal anzustarren.

Diana musste wenigstens nicht aussagen, sie fungierte eher als meine Mentorin, denn ich würde heute in den Zeugenstand gerufen werden, ob ich wollte oder nicht.

„Es ist kalt draußen, du solltest dir einen Mantel überziehen." Diana holte mich wieder in die Wirklichkeit zurück und reichte mir einen schwarzen – Morgenmantel?

Salem's Wickedest WitchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt