Hinter mir öffnete sich die Tür und jemand trat in die Dunkelheit. Ich drehte mich um, und erkannte den Anführer der Zwerge. "Falls ihr lieber allein bleiben wollt, gehe ich wieder rein", sagte er, als er mich sah. "Nein, setzt euch ruhig zu mir." Ich deutete auf den Platz neben mir und er ließ sich neben mich fallen. Ich wusste nicht genau, was ich sagen sollte, deshalb starrte ich auf meine Hände. Irgendwann räusperte Thorin sich und ich blickte ihn an. "Ich wollte nur sagen, dass ihr nicht mit uns kommen müsst. Ich meine, wenn ihr nicht wollt. Niemand zwingt euch..." "Nun, zum Umzukehren ist es zu spät, fürchte ich. Schließlich habe ich den Vertrag bereits unterschrieben. Und ich möchte mit euch kommen. Ich weiß noch nicht weshalb, aber ich vertraue euch." "Ihr vertraut mir?" "Ja, wenn ein Zwerg ein solches Unternehmen aufstellen kann, muss er vertrauenswürdig sein. Und nehmt eure Gefährten als Beispiel. Sie verlassen sich voll und ganz auf euch. Ist es euch noch nicht aufgefallen?" "Nein, ist mir nicht." Ich lächelte. "Sie würden euch folgen, egal wohin die Reise geht." "Aber ich sehe keinen Grund, weshalb ihr das auch macht." Ich wandte meinen Blick ab. "Momentan seid ihr einzigen, die ich kenne", sagte ich leise. Thorin erwiderte nichts. Lange sprachen wir kein Wort. Dann ging hinter uns die Tür auf. "Onkel?" Thorins Neffen standen im Türrahmen. Sie grinsten sich an, als sie mich neben ihrem Onkel bemerkten. "Was ist denn Fili?" "Gandalf sagt, dass er mit dir reden will." Thorin seufzte: "Ich komme." Er sah zu mir. "Kommt ihr auch rein?" "Nein, ich werde noch etwas hierbleiben." Er nickte und verschwand mit seinen Neffen im Haus. Eine ganze Weile bewegte ich mich nicht. Ich saß einfach nur da. Dann griff ich nach dem Umhang. Ich wollte ihn hochheben, doch etwas fiel aus des Tasche. Ich konnte den Gegenstand noch auffangen, bevor er auf den Boden traf. Ich betrachte meine Handfläche. Es war ein Ring! Er funkelte silbern im Licht der Sterne und wog schwer in meiner Hand. Der Ring hatte keinen Edelstein. Eigentlich sah es aus, als wäre er ein Gewirr aus Ästen. Bloß klein und silbern. Sicher gehörte er jemandem, der sehr reich war. Vorsichtig streifte ich ihn über meinen Finger. Er passte. Nachdenklich betrachtete ich meine Hand. Meine Kleidung ließ nicht drauf schließen, dass ich reich war. Doch der Ring und auch meine Waffen sagten das Gegenteil. Ein Windstoß ließ meine Haare wirbeln und eine Gänsehaut rann über meine Haut. Es war kalt. Ich riss mich von meinen Gedanken los, schnappte mir meine Sachen und ging nach drinnen.
Am nächsten Morgen brachen wir früh auf. Den ganzen Abend hatte ich mich mit den Zwergen unterhalten. Sie waren alle sehr nett, ganz anders als ich gedacht habe. Es war sehr spät geworden und alle waren noch müde. Schmunzelnd beobachtete ich die dreizehn Zwerge, wie sie ihre Ponys sattelten. Thorin ritt neben mich. "Was ist so lustig?" fragte er mich. "Nun, ich finde es sehr amüsant, dass ihr reitet. Normalerweise laufen Zwerge doch eher." Er grinste. "Bis zum Erebor zu laufen ist sogar uns zu weit." Ich grinste ebenfalls. "Könntet ihr mir genau sagen, an was ihr euch erinnert?" wechselte Thorin das Thema. "Eigentlich an alles, bis auf mich selbst." "Das ist wirklich sonderbar." Ich erwiderte nichts, da in diesem Moment Dwalin zu uns stieß. Er musterte mich kurz und wandte sich dann an Thorin. "Der Halbling wird nicht mit uns kommen." "Dann werden wir ohne ihn aufbrechen. Es ist auch besser so." Dwalin nickte. Schließlich waren wir zum Aufbruch bereit. Nachdem wir die kleinen Häuser hinter uns gelassen hatten, schlossen die Zwerge eifrig Wetten ab, ob Bilbo kommen würde oder nicht. Bofur zwinkerte mir zu. "Und was glaubt unsere Elbin?" "Ich glaube, dass ich kein Geld dabei habe, um mit euch zu wetten." Thorin hob eine Augenbraue. "Worauf hättet ihr gewettet?" "Ich denke, er kommt." "Gut, dass ihr kein Geld habt. Ihr hättet es sicherlich verloren." "Er kommt, ganz sicher." Natürlich hatte ich Recht. Wir waren noch kaum zehn Minuten geritten, als Bilbo hinter uns her rannte. "Wartet! Ich habe unterzeichnet!" Ich warf Thorin einen triumphierenden Blick zu und er schnaubte.
Wir ritten, bis es dunkel wurde. An einem geschützten Ort schlugen wir ein Nachtlager auf und Gloin machte ein Feuer. Ich zog meinen Mantel enger um mich und lehnte mich gegen die Felswand. Fast war ich eingeschlafen, als mich ein seltsames Geräusch wieder hochschrecken ließ. Meine Hand wanderte an meinen Schwertgriff. "Was war das?" fragte Bilbo verängstigt. "Orks" antwortete ich leise. "Genau, sie sind immer nachts unterwegs", mischte sich Kili ein. "Sie schlagen kurz vor Morgengrauen zu. Still und leise", fügte Fili hinzu. "Keiner schreit, aber viel Blut." Die beiden Zwerge kicherten, als sie Bilbos Gesicht sahen. "Haltet ihr einen Orkangriff bei Nacht für lustig?" fuhr Thorin sie an. Beide waren sofort stumm. "Wir haben uns nichts dabei gedacht", murmelten sie. Wütend wandte sich Thorin ab und starrte in die Nacht. "Thorin hat mehr Gründe, als alle Anderen die Orks zu hassen." Ich sah zu Balin. "Eine grausame Geschichte", überlegte ich. "Ja, meine Liebe." Dann begann der alte Zwerg zu erzählen. Er erzählte uns von dem schrecklichen Krieg, dem Tod von Thorins Großvater, dem Verschwinden seines Vater, Azog, dem bleichen Ork und Thorins Heldentaten. Er schloss seine Erzählung mit den Worten: "Damals sagte ich mir: Diesem einen will ich folgen. Diesen einen kann ich König nennen." Ich starrte Thorin an, der mit dem Rücken zu uns stand. Er tat mir schrecklich leid. So viel Leid konnte niemand aushalten, doch Thorin stand hier und versuchte stark zu sein. Ich stand auf und stellte mich zu ihn. Er sah mich nicht an. "Sag es schon", flüsterte er irgendwann. "Was soll ich sagen?" "Es tut mir leid. Das ist schrecklich. Eben diese Sätze, die jeder sagt." "Du bist stark." Jetzt sah er mich verwirrt an. "Wie bitte?" "Du bist stark, Thorin Eichenschild. Viele würden an einer solchen Last zerbrechen." Ich ließ ich stehen und legte mich wieder hin. Seinen Blick, den er mir nachwarf, bemerkte ich nicht mehr.
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Das Mädchen ohne Vergangenheit
FanfictionThorin Eichenschild, der König unter dem Berge, plant ein Abenteuer. Er will, zusammen mit dreizehn Zwergen, einem Hobbit und einem Zauberer, seine Heimat, den Erebor, zurück erobern. Als er ins Auenland reist, findet er im Wald eine junge Frau. Si...