Kapitel 11

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Unsicher rutsche ich auf Ainus Rücken hin und her. Er schien meine Nervosität zu spüren und schnaubte. Ich tätschelte ihn. Neben Bard, Gandalf und Vater stand ich vor dem Erebor und wartete, dass Thorin sich zeigte. Hinter uns stand ein riesiges Elbenheer und Bards Männer. Umso länger wir hier standen, desto nervöser wurde. Ich machte mir vor allem Sorgen um Bilbo. Der Hobbit war in der Nacht heimlich verschwunden. Hoffentlich war er nicht entdeckt worden. Endlich erschien Thorin auf dem Wall vor uns. Neben ihm die anderen Zwerge, und zu meiner Erleichterung Bilbo. Ich atmete hörbar aus. Ich konnte dem Streit zwischen Bard, Thranduil und Thorin keine Beachtung schenken, da ich glaubte etwas zu hören. Auch Ainu tänzelte unruhig auf der Stelle und warf seinen Kopf in den Nacken. Ich starrte in die Richtung, aus der die Geräusche kamen, doch ein Hügel versperrte meine Sicht. Ich konzentrierte mich auf mein Gehör, aber ich konnte das Geräusch nicht zuordnen. Etwas anderes eroberte meine Aufmerksamkeit: "Werft ihn den Wall hinunter!" Thorin war auf Bilbo zugetreten und sah ihn an. So wütend habe ich ihn noch nie erlebt und es machte mir Angst. "Wenn dir mein Meisterdieb nicht gefällt, dann gib ihn mir zurück. Aber tue ihm bitte nichts!" Gandalf hatte gesprochen. Tatsächlich gelang es dem Hobbit an einem Seil hinunterzuklettern. Er rannte zu uns. Bevor ich etwas sagen konnte, bebte die Erde. Jetzt endlich sah ich, was der Auslöser für die Geräusch war. Ein Herr von Zwergen! "Gandalf, wer ist das?", fragte ich den Zauberer. "Dain, der Herr der Eisenberge. Thorins Vetter." "Das ist nicht gut, oder?" Gandalf schüttelte den Kopf. Mit dem Hobbit lief er auf den Zwerg zu und verneigte sich. Etwas unsicher beobachtete ich die Reaktion Dains.  Wie zu erwarten, war er nicht bereit, wieder abzurücken. Nein, er wollte kämpfen! "Vater", sagte ich leise, aber deutlich. "Willst du wirklich gegen sie kämpfen? Wir können es friedlich lösen." "Die Zwerge hatten ihre Chance auf Frieden, doch sie wollen Krieg." Auf Dains Wink zogen die Zwerge riesige Schleudern und Kriegsmaschinen in Position. Einige der Zwerge standen auf Wagen, die von großen Ziegen gezogen wurde. Die beiden Heere standen sich gegenüber. Eine unnatürliche Stille legte sich über das Schlachtfeld. Dain und Thranduil sahen sich ruhig an. Sie warteten darauf, dass der Andere den ersten Schritt wagte. Ich hatte die Zügel meines Pferdes losgelassen und meine Waffen gezogen. Hinter mir stand eine kleiner Teil des Elbenheers. Alles tapfere Krieger mit scharfen Waffen, bereit sich mit den Zwergen zu bekriegen für einen Berg! Mein Vater neigte leicht den Kopf und ein Hagel aus Pfeilen flogen auf die Zwerge los. Dain schien nur darauf gewartet zuhaben. Auf sein Zeichen hin bedienten die Zwerge die Schleudern und riesige Pfeile aus Metalle trafen unsere in der Luft. Sie zerstörten die Elbenpfeile und schlugen in unser Heer ein. Viele Elben fielen getroffen. doch Thranduil ließ sich nicht einschüchtern. Eine weitere Salve Pfeile erhob sich in die Luft, doch die Zwerge hielten dagegen. Einer der großen Pfeile schlug in der Nähe ein und Ainu schnaubte erschrocken. Dann auf ein stilles Kommando stürmten die Elben und Zwerge aufeinander zu, die Waffen kampfbereit gezogen. Entsetzt musste ich mit ansehen, wie sich beide Seiten umbrachten und den Boden mit ihrem Blut tränkten. Die Männer hinter mir murrten, sie wollten ebenfalls kämpfen, aber ich gab nicht den Befehl. Stattdessen schwang ich mich aus dem Sattel. So nervös hatte ich Ainu noch nie erlebt. Er tänzelte auf der Stelle, warf den Kopf in den Nacken und schnaubte panisch. Kaum hatten meine Füße den Boden berührt, spürte ich ein eigenartiges Beben. Es wurde nicht von den kämpfenden Zwergen und Elben erzeugt. Es war viel tiefer und schien tief aus dem Boden zu kommen. Ich strich Ainu beruhigend über die Nase und saß wieder auf. Plötzlich ertönte ein Horn und der Kampf stoppte abrupt. Ich ließ meinen Blick schweifen und erkannte Azog auf dem Rabenberg. Er gab ein Zeichen. Zuerst passierte nichts, doch dann brach die Erde aus. Aus Löchern, die so groß waren wie Häusern, krochen abertausende von Orks. Vor Schreck wurde ich bleich. Sie formierten sich. Ohne zu Zögern stellten sich die Zwerge ihnen gegenüber. Sie würden überrannt werden, wenn die Elben ihnen nicht helfen würden. Ich sah zu meinem Vater. Er zeigte keine Regung. "Thranduil, das ist doch Wahnsinn!", rief Gandalf entsetzt. Ich gab Ainu die Sporen. Mir folgte ein kleiner Teil der Elben. Ich riet auf die Zwerge zu, die sich hingekauert hatten und den Orks gegenüberstanden. Ihre Speere waren kampfbereit erhoben und sie hatten eine starke Wand aus ihren Schild gebaut, doch gegen eine so große Anzahl von Orks würden selbst die Zwerge nicht lange durchhalten. In dem Moment, als die Orks angriffen, sprangen die Elben über die Zwerge. Kaum setzten sie auf der Erde auf, richteten die Zwerge sich auf und stürmten mit ihren Speeren auf die Orks zu. Ich sah zu meinem Vater. Er lächelte mir kurz zu. Ich schwang mich ebenfalls ins Kampfgetümmel. Von dem Pferderücken konnte ich die meisten hässlichen Köpfe von den Orkhälsen trennen, bevor sie reagieren konnten. Wir kämpften hart und es schien, als ob wir die Oberhand gewinnen würden. Ab und an erhaschte ich einen Blick auf Gandalf, den Hobbit, Bard, oder meinen Vater. Ich kämpfte mich bis zu Dain durch, der auf einer Schlachtsau einen imposanten Eindruck machte. Als er mich sah, verdunkelte sich sein Blick. "Fürst Dain", schrie ich über das Kampfgetümmel hinweg. Ein Orkpfeil flog auf seinen ungeschützten Rücken zu. Gerade rechtzeitig wehrte er ihn mit seinem Schild ab. Dankbar nickte er mir zu. Ich beugte mich auf dem Pferderücken nach vorne und sprang über einige Orks. Im Flug erschlug ich sie. Wieder ein paar weniger. Ich sah zu meinem Vater, der mit einer tödlichen Eleganz kämpfte. Seinen Kampfstil hatte ich wohl geerbte, dachte ich grinsend. Doch das Grinsen sollte mir sofort verkehren, als auf einen weiteren Befehl von Azog, Trolle auf dem Schlachtfeld erschienen. Sie stürmten zielsicher auf Thal zu. Sofort folgten Bard und seine Männer ihnen. Ich erhaschte einen kurzen Blick auf Bilbo, der dem grauen Zauberer folgte. "Sie wollen uns trennen!", brüllte Dain. Tatsächlich hatten sich die Orks zwischen uns und Thal geschoben. Ich sah Thranduil auf seinem Hirsch, hinter den Feinden. Er hielt mit einem Teil seines Heeres auf die Stadt zu. Die Orks hatten neue Kraft aus dem Erscheinen der Trolle und kämpften noch stärker. Dain schrie wütend auf. Sein Schwein war getroffen worden und er war zu Boden gefallen. Wütend stürzte er sich auf die Orks. Ich war von dem Zwerg so abgelenkt, dass ich nicht bemerkte, wie einige Orkpfeile auf mich zu flogen. Erschrocken fiel ich nach hinten, um ihnen auszuweichen, doch ich verlor den Halt und fiel zu Boden. Ainu scheute und trat nach den Orks. Ich kniff die Zähne zusammen, als ich mich mühsam aufrappelte. Mit meiner Schulter war ich schmerzhaft auf einen toten Ork gestürzt. Seine Rüstung hatte den Aufprall noch schlimmer gemacht. Ich verteidigte mich vor den herannahenden Orks, doch große Chancen hatte ich nicht. "Rückzug! Rückzug zum Berg!" Die Zwerge folgten Dain. Ich schrie ebenfalls: "Rückzug zum Erebor!", doch die meisten Elben waren Thranduil nach Thal gefolgt. Nur ein kleiner Teil blieb bei mir. Zu spät erkannte ich, dass wir in eine Falle gelaufen waren. Die Orks hatten uns eingekreist! "Wo bleibt Thorin? Wir könnten Hilfe brauchen!", rief Dain, während er einem weiterem Ork den Schädel einschlug. Ich ignorierte ihn. Thorin würde nicht kommen, wir haben verloren. Mit zusammengebissen Zähnen schwang ich meine Schwerter, doch die Orks kamen immer näher. Einer hieb mit seinem Schwert auf mich ein, und traf mich im Gesicht. Ich spürte, wie warmes Blut lief meine Wange herab. Wütend erstach die Bestie, aber hatten kaum eine Chance. Meine verletzte Schulter brannte vor Schmerz. Hoffentlich ging es meinem Vater gut. Und Bilbo, Gandalf und meinem Bruder. Ihn und Tauriel hatte ich schon lange nicht mehr gesehen. Dain und ich kämpften Seite an Seite vor unserem kleinen Gefolge. Gerade, als ich entkräftet aufgeben und mich zurückziehen wollte, gab es einen ohrenbetäubenden Knall. Erschrocken drehte ich mich um. Eine riesige Glocke hatte die Steinmauer des Erebors zertrümmert. Ein Horn ertönte. Dann liefen die Zwerge mit gezogenen Waffen aus dem Berg. Angeführt von Thorin! Mein Herz blieb kurz stehen. Dain und die Zwerge jubelten lautstark und stürzten sich mit neuer Kraft auf unsere Feinde. Auch Thorin und sein Gefolge kämpften laut und stark. Ich konnte nichts anders, als ihn anzustarren. Es wäre, als ob er nie krank gewesen wäre. Er fing meinen Blick auf und lief auf mich zu. Ich verstärkte den Griff um meine Waffen. "Nelda!" Außer Atem blieb er vor mir stehen. "Du lebst!" Ich nickte. "Hör zu, ich habe nicht viel Zeit. Es tut mir leid! Unendlich leid! Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, dass ich dich verletzten konnte. Falls du mich jetzt hasst, was ich gut verstehen kann, will ich dir sagen: Ich liebe dich, und nichts kann mich davon abhalten!" "Ohh Thorin!" Ohne Nachzudenken, warf ich mich in seine Arme. Etwas überrumpelt, erwiderte er die Umarmung. Ich sah in seine wunderschönen eisblauen Augen. "Wenn das alles vorbei ist, werden wir zusammenleben. Du wirst meine Königin", sagte er zärtlich. "Ist das ein Versprechen?" Er nickte. "Ich verspreche, dass wir diese Schlacht zusammen siegreich beenden und danach ein Leben führen werden. Gemeinsam! Ich verspreche es bei meinem Leben!" Ich hatte Tränen in den Augen, doch ich riss mich zusammen. "Dafür müssen wir Azog töten." Mit grimmiger Mine nickte er. "Wir gehen der Schlange den Kopf abgeschlagen." Er deutete auf eine der Ziegen. "Komm!" An der Hand zog er mich hinter sich her. Wir kletterten hintereinander auf das Tier, doch bevor wir losreiten konnten, stellte Dain sich uns in den Weg. "Du solltest das nicht tun, Thorin. Du bist unser König!" "Und deshalb muss ich es tun!" "Und wie willst du dich ganz alleine zum Rabenberg durchschlagen?" Unwillkürlich musste ich grinsen, als mit lautem Geratter ein Schlachtwagen neben uns hielt und eine vertraute Zwergenstimme "Halt!" schrie. Balin, der die Zügel des Gefährtes in den Händen hielt, stand vorne, während Dwalin, Fili und Kili hinter ihm kampfbereit ihre Waffen gezogen hatten. Thorin ließ die Ziege losrennen und steuerte auf die Orks zu, die sich neu formiert hatten. Ich zog meine Schwerter. Die Orks, die nicht niedergetrampelt wurden, fielen durch meine scharfen Klingen. Wir kamen dem Rabenberg immer näher. Langsam wurde es steiler und musste mich mit beiden Armen an Thorin festhalten, damit ich nicht runter fiel. Wird erklommen den Weg bis zum Gipfel des Rabenbergs, doch widererwartend trafen wir niemanden auf der Spitze. "Er ist verschwunden", stellte ich unnötigerweise fest. Thorin grummelte etwas auf Zwergisch, was nicht sonderlich nett klang. Fili, Kili und Dwalin kletterten von drei Ziegen und nickten uns zu. Thorin sagte ironisch: "Ich dachte, ihr hättet euch verlaufen." "Ohh, entschuldigt eure Majestät, dass wir noch einige Trolle auf dem Weg erledigt haben. Wir werden es nie wieder machen", antwortete Fili grinsend. Ich musste lachen, und die Anderen stimmten mit ein. Es tat gut, wieder zu lachen, auch wenn Thorin sofort wieder ernst wurde. "Fili, Kili, ihr geht und seht euch um. Gebt euch nicht zu erkennen, greift nicht an. Kommt wieder zurück, falls sie euch entdecken." Die Beiden nickten. "Sollte ich nicht mitkommen? Ich kann mich deutlich leiser fortbewegen." Thorin schüttelte den Kopf. "Ich brauche jeden Schwertarm hier." Wie auf Kommando hörten wir Kreischen und Rüstungsrasseln. "Orksöldner!", rief Dwalin. "Nicht mehr als hundert. Das schaffen wir zu dritt! "Los Kili, Fili! Lauft!" Thorins Neffen rannten davon, während wir unsere Waffen zogen. Wie Thorin gesagt hatte, waren die Orks schnell besiegt. Wir waren ein eingespieltes Team. Dwalin erschlug den letzten Ork, als plötzlich Bilbo auftauchte. Ich hatte ihn nicht kommen sehen, geschweige denn hören und blickte ihn verwundert an. Er keuchte und brachte kaum verständliche Worte heraus. Langsam kam er zu Atem und endlich verstanden wir, was er sagte: "Ihr müsst hier weg! Azog hat ein zweites Heer, dass Bolg anführt. Dieser Berg wird überrannt werden!" Erschrocken sah ich zu Thorin: "Fili..." "Und Kili!" Wir liefen auf den Turm zu, indem die beiden Zwerge verschwunden waren. Hoch oben stand Azog und grinste böse. Er hielt Fili fest umklammert. "Dieser stirbt zuerst, dann sein Bruder. Dann du, Eichenschild. Du stirbst als Letzter." Azog hatte seinen verstümmelten Arm gehoben, in dem eine Art Dolch steckte. Er packte Fili noch fester. Dessen Augen war angstvoll geweitet und er rang nach Atem. "Flieht", brachte er heraus, doch Thorin schüttelte stumm den Kopf. In seinen Augen schimmerten Tränen. Ich griff nach seiner Hand. Azog holte aus und Fili schrie: "Lauft!" Dann rammte Azog Fili seinen Dolch durch den Bauch. Ich schlug mir meine Hand vor den Mund, meine Augen schwammen in Tränen. Keiner sagte etwas, als Azog Fili losließ und er zu Boden fiel. "Hier endet deine dreckige Blutlinie", lachte Azog. Thorin keuchte, als Kili wütend aufschrie und losrannte. Die Leiche seines Bruders war vor seine Füße gelandet. "Kili!" Ich hatte Thorins Hand losgelassen und lief seinem Neffen hinterher. Er durfte nicht auch noch sterben! "Nelda! Warte!" Ich blieb nicht stehen. Es durfte kein einziger Zwerg mehr sterben! Lieber starb ich an ihrer Stelle. Der Lärm von Kampfgetümmel führte mich zielsicher zu Kili, doch der Zwerg war nicht alleine. Tauriel, die rothaarige Elbin kämpfte an seiner Seite gegen einige Orks. Ich sprang auf den einen Ork zu und schlitze ihm mit meinem Dolch die Kehle auf. Tauriel nickte mir. "Dein Bruder ist auch hier!" "Wo?" Sie deutete auf einen hohen, halbverfallenen Turm. Auf dessen Spitze stand Legolas und schoss Pfeil um Pfeil. Er war unverletzt. Erleichtert tötete ich den nächsten Ork. Doch bevor wir alle besiegt hatten, erschien Bolg. Der große Ork blickte uns kalt an. Ich packte die Griffe meiner Schwerter fester. Bolg stürzte sich auf Kili, doch Tauriel ging dazwischen. Bolg packte sie und schleuderte sie gegen eine Wand. Es gab ein hässliches Geräusch und Tauriel blieb benommen liegen. Kili schrie zornig und ging auf den Ork los. Zeitgleich hatte ich meine Klingen mit Bolg gekreuzt, sodass er sich jetzt zwei Feinden gegenübersah. Er parierte meine Schwerthiebe. Bolg war um einiges stärker, als ich, so konnte er mich immer weiter in Richtung einer Felskante drängen. Gerade als mein Fuß den Halt verlor, sprang Kili auf Bolgs Rücken und der Ork wurde abgelenkt. Ich trat einige Schritte nach vorne, doch er holte mit seiner Waffe aus und traf mit der stumpfen Seite meinen Kopf. Ich ging zu Boden. Verschwommen sah ich, wie Kili mit Bolg kämpfte, aber der Zwerg hatte keine Chance. Ich rappelte mich auf und wollte ihm helfen, doch es war zu spät. Bolg rammte seinen Speer in Kili. Dieser sah zu Tauriel, eine Träne rann über seine Wange. Die Elbin schluchzte leise auf. Bolg ließ Kili los. Ich stand mittlerweile wieder und griff den Ork an. Er hatte den Angriff erwartet und wich ihm spielend aus. Ich war wütend. Niemand tötete die Zwerge, ohne es zu bereuen. Mit meiner gesamten Kraft stieß ich mich vom Boden ab. Ich packte Bolg. Durch meinen Schwung stolperten wir beide auf den Abgrund zu. Er wehrte sich, doch schon verlor er den Halt und wir stürzten nach unten. Schmerzhaft schlug ich auf einem Felsen auf. Der Sturz wurde leicht abgebremst, doch ich fiel weiter Richtung Boden. Auf einem schmalen Vorsprung blieb ich endlich liegen. Mein ganzer Körper schmerzte, doch es war nichts gebrochen. Ich stöhnte leise auf. Hinter mir war  Bolg. Er stand schon wieder auf seinen Beinen, während ich noch auf dem Boden lag, unfähig mich zu rühren. Er lachte leise: "Selbst schuld, Elbenweib." Er hob seinen Speer. Ich schloss die Augen. Ich schaffte es nicht, mich wegzurollen. Ich wartet darauf, dass mich das Metall durchbohren würde, doch nichts geschah. Verwundert riss ich die Augen wieder auf. Legolas hatte es irgendwie geschafft, den Turm zum Einstürzen zu bekommen und kämpfte jetzt mit Bolg. Vorsichtig setzte ich mich auf. Meine Hüfte schmerzte. Ich beobachtete die beiden kämpfenden Gestalten. Erschrocken schrie ich, als der Turm unter Legolas zusammenbrach. "Nein!" Ich sprang auf die Beine, doch sie gaben sofort wieder nach. Wie durch ein Wunder war mein Bruder unverletzt. Er sprang auf Bolgs Rücken und stieß sein Messer durch den Kopf des Orks. Dieser machte einen sehr dümmlichen Gesichtsausdruck. Legolas drehte das Messer mit einer einzigen Bewegung und es knackte. Mit einem Satz sprang er von dem Turm, der sofort zusammenbrach. Bolg fiel in die Tiefe und wurde unter Schutt und Steinen begraben. "Malrín!" Meine Bruder half mir auf. Ich hielt mich an ihm fest. "Wo ist Thorin?", fragte ich. "Zuletzt sah ich ihn, oberhalb des zugefrorenen Wasserfalls. Er kämpfte gegen Azog, den Schänder." "Was?" Ungläubig sah ich Legolas an. "Er wird das nicht überleben!" "Ich bin sicher, er schlägt sich hervorragend." "Ich muss sofort zu ihm!" Ich drehte mich um und rannte los. Meine Hüfte schmerzte und mir war immer noch etwas schwindelig, aber ich biss die Zähne zusammen und rannte weiter. Legolas rief: "Malrín, warte!", doch ich blieb nicht stehen. Aus der Ferne klangen Laute eines Kampfes zu mir.  

Das Mädchen ohne VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt