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Ich habe meine Schwester für das folgende Wochenende zu mir nach New York eingeladen.
In Brooklyn, gar nicht weit von Erin entfernt, habe ich mir eine drei Zimmerwohnung gemietet. Es tut gut endlich etwas in den Griff zu bekommen.
Außerdem geht die Zeitung in der Firma bald raus und wenn diese Strategie Gewinn bringt, ist für mich sicher eine Gehaltserhöhung drin.

In meinem Emailpostfach finde ich am Montag eine Einladung zur großen alljährlichen Firmenparty. Schon in zwei Wochen.
Nach einer späteren Besprechung halte ich Noah auf.
„Hast du Lust am Mittwoch mit mir und meinen Freundinnen Erin und Rachel shoppen zu gehen?", frage ich ihn.
Er scheint hin und hergerissen. Hinter seiner Brille flackern seine Augen unruhig. „Wissen sie...?"
„Sie wissen von meinem Bruder und haben damit kein Problem, also warum sollten sie eines mit dir haben?", frage ich herausfordernd.
„Ich weiß nicht..."
„Spring über deinen Schatten, Noah. Tu nicht so als hättest du eine ansteckende Krankheit" ziehe ich ihn auf.
„Warum willst du denn shoppen gehen?", fragt er.
„Also eigentlich einfach nur so, aber ich brauche auch ein Kleid für diese Firmenparty."

Der Mittwoch kommt schnell und Noah fügt sich perfekt in die Gruppe ein.
Nachdem wir nur so ein bisschen durch die Läden geschlendert sind, machen wir uns schließlich auf die Suche nach einem passenden Kleid für die Firmenparty.
„Was ziehst du eigentlich an?", frage ich Noah, als wir bereits in den dritten Laden gehen.
„Ein pinkes Hasenkostüm", sagt er ernst.
Wir drei sehen ihn aus großen Augen an, checken nach einer Sekunde, dass es ein Witz war und prusten los.
„Was würde ich dafür tun dich in einem pinken Hasenkostüm zu sehen", kichert Erin.
„Mein Bruder Jace war als Kind mal pinker Hase an Halloween."
„Jace? Doch nicht etwa dein Jace?", fragt Rachel aufgeregt.
Noahs Blick schießt zu mir. „Dein Jace?", fragt er überrascht.
Ich spüre wie meine Wangen heiß werden. „Red keinen Scheiß, Rach", warne ich sie.
„Nein, das will ich jetzt geklärt haben", schießt Rachel zurück und wirft ihre Haare über die Schulter nach hinten, „dieser Jace für den Sophia so schwärmt, ist dein Bruder?", fragt Rachel Noah.
„Du schwärmst für meinen Bruder?", fragt Noah mich, anstatt die Frage zu beantworten.
„Tue ich nicht", streite ich ab, aber meine roten Wangen verraten mich.
Schließlich ist es Erin, die mich aus der verzweifelten Situation rettet. „Sophia, was hältst du von diesem Kleid?"
Sie hat nach dem nächstbesten Kleid gegriffen und dementsprechend hässlich sieht es auch aus. Das scheint sie im selben Moment auch zu bemerken. „Nicht viel", beantwortet sie die Frage selbst, „komm wir schauen mal dort vorne. Rosa steht dir."
Sie packt mich am Arm und zieht mich von Noah und Rachel weg.
„Rachel kann manchmal echt unsensibel sein", schimpft sie.
„Danke", sage ich aus ganzem Herzen. Du hast mich echt gerettet!"
„Kein Problem. Dafür sind Freundinnen doch da."

Clary kommt am Freitagabend und wir gehen gemeinsam Pizza essen. Sie sieht schon viel besser aus und ist auch wegen Brad nicht mehr traurig.
Am Samstag gebe ich ihr eine Insiderführung durch New York.
Clary will überall hin und irgendwann ist sie die, die mich durch die Straßen schleift.
„Ich möchte noch einmal zum Times Square", sagt sie entschlossen und sieht mich abwartend an.
„Der ist jetzt nur halb so beeindruckend wie heute Nacht. Außerdem waren wir heute Früh doch schon dort. Wir können heute Abend dorthin gehen. Was hältst du von einer kleinen Pause?"
Clary zieht einen Fluntsch, willigt dann aber ein.
Ich drehe mich herum und knalle prompt in jemanden hinein. Als ich nach oben blicke, traue ich meinen Augen kaum.
„Jace", entfährt es mir.
Kann es so viel Zufall geben?
„Sophia", er klingt nicht weniger überrascht.
„Was machst du denn hier?", frage ich.
„Dasselbe könnte ich dich fragen!", erwidert er.
„Sightseeingtour mit meiner Schwester. Clary, das ist Jonathan Clark. Wir haben vor wenigen Wochen gemeinsam an einem Projekt gearbeitet. Jace, das ist meine kleine Schwester Clarissa."
„Hi", erfürchtig starrt Clary Jace an, als käme er vom Mond.
Aber auch ich muss zugeben, dass er heute wieder extrem gut aussieht. Seine dunklen Haare sind von dem kühlen Wind zerzaust und er trägt einen schwarzen, eleganten Mantel, mit hochgeschlagenem Kragen, über einem hellblauen Oberhemd, dessen oberen Knöpfe wie immer leicht geöffnet sind und in mir wie immer die erotischsten Szenen auslösen. Ich muss schlucken.
„Freut mich", Jaces Stimme ist rau wie Schmirgelpapier und bei mir stellen sich alle Härrchen, „bist du das erste Mal in New York?"
Clary beginnt zu strahlen. „Ja und es ist der Wahnsinn!", schwärmt sie.
Wir unterhalten uns eine Weile und ich kann richtig sehen, wie vernarrt Clary jetzt schon in Jace ist. Ich kann es ihr nicht verübeln, bin aber heilfroh, dass sie eindeutig zu jung für ihn ist.
„Kann ich euch noch auf einen Kaffee einladen?", fragt Jace, wobei er mir in die Augen sieht.
„Wir müssen jetzt eigentlich los. Clary möchte noch zum Times Square", sage ich hastig.
Clary rammt mir den Ellbogen in die Seite. „So ein Quatsch. Klar, darfst du das. Der Times Square kann warten, der sieht eh im dunkel am besten aus."
Nicht ihr Ernst?
Jace grinst zufrieden. „Perfekt!"

„Was soll das werden, Jace?", frage ich, als Clary einmal damit beschäftigt ist ein Foto zu machen und sie uns nicht hören kann.
„Ich möchte gerne Zeit mit dir verbringen", antwortet er gelassen.
„Jetzt auf einmal? Die letzten beiden Wochen hast du dich keinmal gemeldet!", beschwere ich mich. Dabei fällt mir auf, dass ich ihm eigentlich keine Vowürfe machen darf.
„Hättest du denn gewollt, dass ich anrufe?", fragt er, wobei sich sein intensiver Blick auf mein Gesicht richtet.
„Ich...ja...nein...ich weiß nicht", stammle ich.
Jace grinst triumphierend.
„Ich habe ein Hammer Foto, schaut mal!" Clary schwenkt ihr Handy vor unseren Nasen herum und reißt uns damit aus dem Moment.

Wir setzten uns in ein kleines Cafe mit Blick auf den Central Park. Extra teuer, aber Jace scheint das nicht zu kümmern.
Jace bestellt sich einen Kaffee, schwarz, betont er extra, ich mir einen Früchtetee und Clary einen Kakao mit einer extra Portion Sahne.
Jace sitzt dichter bei mir, als er es eigentlich sollte, aber ich schaffe es nicht von ihm wegzurücken, auch weil das verdächtig gewesen wäre. So ertrage ich den herrlichen Geruch nach seinem Aftershave, während er sich mit Clary unterhält.
Plötzlich spüre ich eine Hand auf meinem Oberschenkel. Jace hat seine rechte Hand, wie selbstverständlich dort platziert und das ganz ohne das Gespräch mit Clary zu unterbrechen.
Ich schiebe seine Hand von meinem Bein, weil ich nicht will das Clary denkt, zwischen mir und ihm wäre irgendetwas, egal wie sehr ich mir wünsche das es so wäre.
Ich verfluche meine eigenen Gedanken und will mich gerade wieder meinem Tee widmen, als Jace erneut seine Hand auf mein Bein legt.
Wie schon zuvor, will ich sie wegschieben, aber dieses Mal reagiert Jace und verschränkt stattdessen seine Finger mit meinen.
Innerlich verfluche ich ihn. Was denkt er sich eigentlich dabei?
„Clary, hast du nicht Lust auf ein Stück Kuchen?", höre ich Jace fragen und ihn anschließend vorschlagen, für uns alle drei vorne an der Theke noch eins zu besorgen.
Zu meiner Überraschung springt Clary direkt auf und verschwindet in den vorderen Bereich des Cafes.
Ruckartig befreie ich meine Hand aus seinem Griff. „Was soll das?", fahre ich ihn an.
„Ich möchte mit dir ausgehen!" Mit seiner Antwort überrumpelt er mich total. Meine Gefühle fahren Achterbahn. Ja, ich möchte mit ihm ausgehen, aber muss er dafür hier so eine Schau abziehen?
„Wie bitte?"
„Hast du Morgen Zeit?"
„Nein. Morgen ist meine Schwester noch hier."
„Was ist mit nächstem Wochenende?"
„Da ist die Firmenparty." Er hat doch bestimmt davon gehört.
„Ach ja. Mit wem gehst du dahin?"
„Ich gehe alleine."
„Geh mit mir."
„Bist du überhaupt eingeladen?"
„Soll das ein Witz sein? Meinem Bruder gehört die Firma! Also selbst wenn ich bis jetzt noch nicht eingeladen wäre, was ich übrigens schon bin, dann käme ich immer noch rein", empört er sich.
„Schon klar."
„Also. Geh mit mir dahin. Alleine gehen ist öde!"
„Was sollen denn die Leute und vor allem deine Geschwister von mir denken?! Dass ich mich hochschlafen will?!", empöre ich mich.
„Du machst dir viel zu viele Gedanken. Alle wissen, dass Matt sich von seinen Geschwistern und erst Recht nicht von mir reinreden lässt. Geh mit mir dahin."
„Sie geht mit dir dahin. Wohin auch immer." Clary ist zurück an unserem Tisch und schiebt uns allen einen Teller mit Kuchen hin.
„Dann steht es ja fest." Jace grinst.
„Nein." Dieses Mal reicht es mir. „Ich entscheide selber mit wem ich wohin gehe, Clary!"
Sie zieht einen Schmollmund.
„Guck gar nicht erst so", weise ich sie zurecht.

Kurz darauf verabschieden wir uns auch schon von Jace. Ich bin erleichtert von ihm weg zu kommen. In seiner Gegenwart kann ich keine klaren Gedanken fassen und ich denke sowieso schon zu viel an ihn.
„Du stehst ja mal sowas von auf Jace", lacht Clary, als wir wieder draußen auf der vollen Straße sind.
„Tue ich nicht."
„Oh bitte. Vor mir brauchst du das doch nicht abstreiten. Er ist verdammt heiß. Hat er zufälligerweise einen kleinen Bruder?" Clary ist ganz Feuer und Flamme.
„Er ist der jüngste von sieben Geschwistern, also nein."
„Sieben! Krass!" Clary harkt sich bei mir unter, "ich nehme auch einen älteren!"
Wir sehen uns an und fangen prompt an zu lachen.

SophiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt