17

5.9K 321 7
                                    

Nach dem Essen wird die Musik ein wenig lauter gedreht und die Leute begeben sich auf die Tanzfläche.
Auch Kyle und Maja verschwinden in der Menge und ich bleibe allein am Tisch zurück, bis auf einmal Gabriel Clark vor mir steht.
Mit seinem perfekten Filmstarlächeln strahlt er mich an.
„Wer ist den diese fremde Dame?", fragt er und zieht sich einen Stuhl heran.
„Sophia", stelle ich mich kurz vor.
„Gabriel. Wie sieht's aus. Würdest du mir die Ehre erweisen und mit mir tanzen."
Ich fühle mich geschmeichelt und ich weiß das jede andere Frau vermutlich längst ja geschrien hätte, aber bevor ich überhaupt meine Antwort geben kann, steht Jace neben seinem Bruder.
„Tut mir leid, Gabe, aber Sophia ist nicht eine deiner Bettgeschichten", fährt er seinen Bruder grob an.
Gabriel steht auf und hebt abwehrend die Hände. „Sag einfach, wenn sie dir gehört, kleiner Bruder." Er verpasst Jace einen Klaps auf die Schulter, nickt mir zwinkernd zu und verschwindet dann zwischen den Leuten. Überwältigt sehe ich ihm hinterher.
Jace sieht ihm stattdessen böse nach, bevor er mich anlächelt. Automatisch beginnt mein Herz schneller zu schlagen.
„Hallo", sagt er.
„Hi. Netter Auftritt eben", bemerke ich grinsend.
Er erwidert es verschmitzt. „Ich muss doch mein Image waren!"
„Welches Image?", provoziere ich ein bisschen.
„Au. Das tut weh", gespielt verletzt greift er sich an die Brust und verzieht theatralisch das Gesicht.
Dann lachen wir gemeinsam. Die Musik wechselt zu einem langsameren Lied.
„Darf ich Sie um diesen Tanz bitten, Miss Prime?" Jace hält mir seine Hand auffordernd hin.
Meine ganzen Nerven beginnen bei diesen Worten zu vibrieren. Ich weiß genau worauf das hier hinaus läuft. Ich beiße mir auf die Lippe und sehe wie sich seine Augen daraufhin verdunkeln.
„Deine ganzen Geschwister sehen zu", gebe ich zu bedenken, während ich meine Hand in seine große lege.
„Ist mir egal."
Wie in meinem Wohnzimmer zieht er mich auf die Tanzfläche ohne dabei den Augenkontakt mit mir zu unterbrechen. Darauf lege ich meine Hand auf seine Schulter und er seine auf meinen Rücken. Wie beim letzten Mal drückt er mich bestimmt an sich und anders als sonst lege ich auch noch meine andere Hand auf seine Schulter und verschränke meine Finger in seinem Nacken, während er auch noch die anderen Arm um mich legt. So eng umschlungen tanzen wir zu der ruhigen Musik.
Ich lehne meinen Kopf an seine Schultern und flüstere an sein Ohr: „Was sind wir Jace?"
Er schweigt und erst denke ich, er habe mich nicht gehört, aber dann drückt er mich noch ein bisschen fester. „Ich weiß es nicht, Sophia."
„Noah meinte du würdest keine Beziehungen führen."
„Du hast mit Noah über mich geredet?" Er lehnt sich ein Stück zurück und sieht mich komisch an.
Ich schüttle den Kopf. „Nicht wirklich. Sagen wir er hat mitbekommen, dass zwischen uns etwas läuft und mich vor dir gewarnt", gestehe ich.
Jace zieht mich wieder an sich. „Hat er, ja?"
„Ja."
„Und trotzdem hast du noch mit mir geschlafen?", fragt er.
„Ja."
Wir schweigen einen Moment, bevor ich meinen ganze Mut zusammennehme und Jace frage: „Würdest du mit mir eine Beziehung führen?"
Er braucht wieder einen Moment bis er antwortet: „Versteh das jetzt nicht falsch, Sophia. Ich bin gerne mit dir zusammen und der Sex mit dir ist göttlich, aber ich kann einfach keine Beziehung führen!"
„Warum nicht?"
„Weil ich dann Verpflichtungen dir gegenüber hätte, die ich nicht einhalten könnte!", gesteht er. Mein Herz wird schwer.
„Und wenn ich dir sage, dass ich anders nicht mit dir zusammen sein will? Das diese Beziehung für mich dazu gehört? Wäre ich dir dann einen Versuch wert?", frage ich und weiß, dass ich damit kurz davor bin alles zu zerstören.
Doch plötzlich bleibt Jace ruckartig stehen und lässt mich los. „Wie kann er es wagen hierher zu kommen", speit er aus.
Ich drehe mich herum und folge seinem Blick, der auf einen jungen Mann mit honigblonden Haaren fällt der dicht bei Annabelle steht und sich mit ihr unterhält. Er ist groß gewachsen und sieht gut aus.
Jace schieb sich an mir vorbei auf den Mann zu.
Mich beschleicht ein ungutes Gefühl. „Jace, warte!", rufe ich, aber er hört nicht auf mich.
Ich eile ihm hinter ihm her, aber die Menschen verstellen mir den Weg, als ich schließlich Jace wieder sehen kann, holt er gerade aus und schlägt den fremden Mann mitten ins Gesicht, der darauf nach hinten taumeld und sich an die Nase packt.
„Jace", kreischt Annabelle und versucht Jace zurückzuhalten, der bereits wieder zum nächsten Schlag ausholt.
„Du elender Bastard, wie kannst du es wagen", brüllt Jace und schlägt erneut zu. Dieses Mal trifft es den Mann in den Magen.
„Jace, hör auf", rufe jetzt auch ich, aber dieser ist wie von Sinnen und schlägt weiter auf den Mann ein, der sich jetzt auch wärt und Jace auf den Mund schlägt. Ich bin so schockiert, dass ich nicht so recht weiß, was ich tun soll.
Matthew und Gabriel kommen herbeigerannt und packen Jace an je einem Arm und reißen ihn von dem Mann weg.
„Jace, komm zu dir", ruft Gabriel, während er und Matthew Jace von dem Fremden wegziehen, der zu Boden gegangen ist und neben dem Annabelle jetzt in die Knie geht.
„Lasst mich los", brüllt Jace, „er hat es verdient. Dieser Bastard hat es verdient."
Ich kann das nicht mehr mit ansehen. Obwohl mein Verstand mir davon abrät, stelle ich mich in Jaces Blickfeld und nehme sein Gesicht in beide Hände.
„Jace, sieh mich an. Sieh mich an!", rufe ich. Sein Blick eilt wild umher und nach wie vor versucht er sich aus den Griffen seiner Brüder zu befreien, bis seine Augen meine finden.
„Jace", sage ich dieses Mal sanfter, „hör auf."
Seine Brust hebt und senkt sich schnell. Sanft streichel ich mit meinen Daumen über seine Wangen. „Es ist gut!"
Ich sehe ihm in die dunklen Augen, während er sich langsam beruhigt.
„Ssccht", sage ich sanft.
„Sophia, bring Jace hier weg", bittet Annabelle mich leise.
Die Menschen haben einen Kreis um uns gebildet und starren Jace an. Jetzt beginnen sie tuscheln und ich nehme Jaces Hand fest in meine und ziehe ihn hinter mir her aus dem Saal. Er ist ganz benommen und seine Lippe blutet. Im Foyer bleibe ich stehen, greife ins Jaces Hosentasche und ziehe seinen Autoschlüssel heraus.
„Komm. Ich bringe dich nach Hause", sage ich sanft.
Jace sagt nichts, sondern folgt mir nur schweigend nach unten in die Tiefgarage.
Ich steige auf der Fahrerseite ein und warte bis Jace neben mir Platz genommen hat.
Nachdem wir einige Minuten gefahren sind traue ich mich schließlich ihn anzusprechen.
„Was war da eben los?"
Jace lehnt den Kopf an die Fensterscheibe und betrachtet seine Hände.
„Das war Jeremy West."
„Oh. Ja, das dachte ich mir schon, aber das meinte ich nicht. Was war da eben mit dir los?"
Für einen Moment herrscht Stille.
„Ich habe ein Aggressionsproblem. In manchen Situationen habe ich meine eigene Wut nicht unter Kontrolle. Dann habe ich meinen Körper nicht mehr im Griff und bekomme nicht mehr mit was ich tue."
„Weißt du woher das kommt?"
Er schüttelt den Kopf. „Mein Therapeut hat verschiedene Theorien aufgestellt, aber ich gehe davon aus, dass es angeboren ist", erklärt er, den Blick aus dem Fenster gerichtet.
„Danke, das du mir das gesagt hast", sage ich leise, während ich in die Garage des Hauses fahre in dem Jace wohnt.
„Deswegen gehe ich auch keine Beziehungen mit Frauen ein. Ich habe Angst, dass ich mich irgendwann einmal nicht im Griff habe. Es tut mir leid, dass du mich heute so sehen musstest", sagt er.
„Ist schon okay. Das ist ein Teil von dir und den liebe ich genauso wie den Rest."
Die Worte sind aus meinem Mund, bevor ich überhaupt merke was ich da sage.
„Du...meinst du das ernst?", fragt Jace angespannt, während meine Wangen mal wieder rot anlaufen und ich den Wagen zum Stehen bringe.
Ich hole tief Luft. Jetzt kann ich keinen Rückzieher mehr machen. Ernsthaft sehe ich ihn an. „Ja, Jace. Ich liebe dich."

SophiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt