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Da sowohl Jace als auch ich noch ein paar Dinge für die kommende Woche vorzubereiten haben, fahren wir schon gegen Mittag zurück nach New York.
„Sehen wir uns Morgen?", frage ich hoffnungsvoll, als Jace vor meiner Wohnung hält.
„Ich hoffe", antwortet er lächelnd, aber aus irgendeinem Grund erreicht es seine Augen nicht.
Das ganze geht schon seit heute Morgen so und langsam frage ich mich, was mit ihm los ist.
Ich lehne mich zu ihm rüber und küsse ihn zum Abschied. Er umfängt mein Gesicht mit seinen Händen und zieht somit den Kuss in die Länge.
Ich lächle an seine Lippen und als wir uns dann schließlich lösen, sind seine Augen noch geschlossen, als wolle er sich diesen Moment für die Ewigkeit einprägen.
„Bis dann", sage ich, als er die Augen öffnet.
Ich öffne die Tür.
„Mach's gut!"
Warum klingt das so nach Abschied? Ein beklemmendes Gefühl breitet sich in meiner Brust aus.

Ich bin gerade in meiner Wohnung, da klingelt es auch schon an meiner Tür.
Es sind Erin und Rachel die mich kreischend umarmen.
„Du warst viel zu lange weg", beschwert Erin sich und ich muss lachen.
„Noch nicht einmal das ganze Wochenende", sage ich lachend.
„Mein Gott. Du musst einfach alles erzählen", Rachel wippt vor Aufregung auf ihren Fußballen.
Ich muss noch mehr lachen. „Kommt doch erstmal rein. Ich ziehe mir schnell etwas Bequemeres an. Wollt ihr was trinken?"
Erin zieht eine Flasche Wein aus ihrer Handtasche. „Wir haben alles gedacht!"
„Wir haben noch nicht einmal fünf Uhr", sage ich grinsend.
„Ausnahmesituationen bedürfen eigene Regeln", beschließ Rachel und grinsend verschwinde ich in meinem Schlafzimmer.

Während ich den beiden alles bis ins Kleinste erzählen muss, ziehen wir uns einen Disneyfilm nach dem nächsten rein.
Irgendwann unterbrechen wir und kochen zusammen Spagetti Bolognese, bevor wir uns mit dem Essen wieder aufs Sofa fläzen.
Ich habe meine beiden Mädels schon irgendwie vermisst.
„Und was habt ihr so gemacht?", lenke ich irgendwann von mir ab.
Rachel seufzt theatralisch. „Ich wünschte ich würde so heiße Schnuckelchen kennen wie du." Sie drückt mein Bein. „Aber ich habe jetzt endlich einen gut bezahlten Job in der New Yorker Bank. Erst einmal nur auf Probe, aber das klappt schon."
„Das hast du mir ja auch noch gar nicht erzählt", staunt Erin.
„Herzlichen Glückwunsch. Du hast so hart gearbeitet. Das hast du dir echt verdient." Ich umarme sie und sie lächelt.
„Danke, Phia."

Am nächsten Morgen werde ich von meinem Wecker unsanft aus dem Schlaf gerissen. Ich habe von Jace geträumt. Mal wieder. Im Traum habe ich ihn wohl so stark vermisst, dass ich mich an mein Kissen geklammert habe.
Oh je. Ich bin echt abhängig von diesem Mann. Ich grinse und schlurfe ins Bad.
Als ich am Wohnzimmer vorbeikomme entdecke ich Rachel und Erin die auf meinem Sofa liegen und schlafen.
„Hey ihr Schlafmützen. Aufstehen."
„Wie? Wo? Was?", schreckt Erin hoch und plumpst prompt vom Sofa.
Verdattert sieht sie sich um und ich breche in schallendes Gelächter aus. Ihr Gesichtsausdruck ist unbezahlbar.
„Autsch", murrt sie und wirft mir einen tödlichen Blick zu.
Ich lache noch immer und gehe dann endlich rüber ins Bad.

Auf dem Weg zur Arbeit schreibe ich Jace.
„Guten Morgen :*"
Ich bekomme keine Antwort. Vielleicht schläft er ja noch. Bei ihm ist es ja nie so eng mit den Arbeitszeiten.
Ich schalte mein Handy aus und stecke es in meine Tasche, damit ich auf der Arbeit nicht abgelenkt bin und erst in der Mittagspause ziehe ich es wieder raus.
Jace hat mir immer noch nicht geantwortet und direkt ist das beklemmende Gefühl von gestern wieder da. Was ist nur los? Es war doch alles gut zwischen uns, oder?
„Hey, Sophia." Ich schrecke zusammen, aber es ist nur Noah.
„Hi!" Ich betrachte ihn genauer. Seine grünen Augen funkeln voller Lebensfreude, sein Gang ist aufrechter und seine Lippen zu einem Lächelnverzogen. „Wow. Du bist ja gut gelaunt", stelle ich erstaunt fest.
„Ja", er grinst und setzt sich schwungvoll mir gegenüber. „Ich habe es Alex und Matt gesagt. Sie haben beide erstaunlich gut reagiert. Okay, Matt war am Anfang etwas geschockt, aber ich glaube ist für ihn in Ordnung. Alex hat total unkompliziert reagiert."
Ich strahle ihn an. „Oh Gott, Noah. Das freut mich wirklich zu hören. Wie läuft es mit Lucian?", frage ich.
Noah sieht sich vorsichtig um, als fürchte er man könne uns belauschen. Wahrscheinlich tut er das wirklich.
Er lehnt sich ein wenig vor. „Ich glaube er ahnt es", flüstert er.
„Warum flüsterst du?", frage ich genauso leise.
Ein flüchtiges Lächeln erscheint auf seinem Gesicht.
„Keine Ahnung." Er lacht. „Oh Mann. Das ist echt krank."
„Es ist doch klar, dass er etwas ahnt. Er ist dein bester Freund. Du solltestes ihm wirklich bald sagen."
Sein Lächeln verschwindet wieder und er mustert eingehend die Tischplatte. „Du hast sicher Recht, aber ich glaube nicht das ich das schon kann. Wie läuft es mit Jace?"
Dass er das ausgerechnet heute fragen muss. Ich seufze. „Er antwortet mir nicht."
Noah hört direkt aus meiner Stimme heraus, dass es mir mehr ausmacht, als es müsste.
„Hey, mach dir keinen Kopf. Wahrscheinlich hat er einfach nur sein Handy verlegt oder irgendwie sowas", versucht er mich zu beruhigen.
Zweifelnd sehe ich ihn an.
„Das war nicht alles?!", zieht er die richtigen Schlüsse.
Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen und sehe Noah dann zwischen meinen Fingern hindurch an. „Du hältst mich bestimmt für total durchgeknallt, wenn ich es dir erzähle", murmle ich.
Noah zieht eine Augenbraue hoch. „Bestimmt nicht. Schieß los."
Ich lasse meine Hände flach auf den Tisch fallen. „Gestern, als er sich von mir verabschiedet hat, hat sich das ganz merkwürdig angefühlt. Nicht so wie einAbschied für einen kurzen Zeitraum, sondern wie ein dauerhafter Abschied!",versuche ich es zu erklären.
Noah runzelt die Stirn. „Warum sollte er sich dauerhaft von dir verabschieden?"
„Das weiß ich ja eben nicht!", jammere ich, „aber das Gefühl ist eben da. Der Moment war total komisch. Oh je, ich mache bestimmt nur aus einer Mücke einen Elefanten."
„Sonst überleg doch mal, woran es liegen könnte!", fordert Noah mich auf.
Ungläubig sehe ich ihn an. „Bist du jetzt Paartherapeut oder was?"
Er wirft mir einen dein-ernst-Blick zu und ich muss grinsen.
„Okay gehen wir einfach mal alle Möglichkeiten durch. War der Sex gut oder schlecht?"
Mir schießt das Blut in die Wangen. „Stopp, stopp, stopp!", rufe ich lachend, „ich werde bestimmt nicht mit dir über den Sex mit deinem Bruder reden. Das ist echt...komisch."
Er grinst und mir wird klar, dass er genau diese Reaktion provozieren wollte. „Vergiss die Sorgen, Sophia. Jace vergöttert dich!"
Ich wünsche dem wäre so.
Noah steht auf. „Ich muss dann mal los. Wir sehen uns."

SophiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt