Nach Feierabend fahre ich mit der U-bahn nach Hause. Jace hat mir geschrieben, dass er mich um acht Uhr abholt.
Auf dem Weg von der Haltestelle zu meiner Wohnung rufe ich meinen Bruder an.
Es geht sein Freund Chris dran.
„Hi Sophia."
„Chris, ist mein Bruder da?", frage ich.
„Ja, der steht gerade unter der Dusche. Soll er dich gleich zurückrufen?"
„Ja, das wäre sehr nett."
„Okay, dann richte ich ihm das aus. Machs gut. Bis bald, Kleine."
„Ich bin gar nicht mehr so klein, Chris", sage ich lachend, „Bis bald."Ich schließe gerade die Tür zu meiner Wohnung auf, als mein Handy klingelt.
Paul.
„Hi, Brüderchen", begrüße ich ihn lächelnd, während ich mir versuche einhändig die Schuhe auszuziehen.
„Sophiechen! Es wird aber auch mal Zeit das du dich meldest", macht er mir spielerisch Vorwürfe.
Mir gelingt es mich von meinem einen Schuh zu befreien und werfe ihn in eine Ecke.
„Tut mir leid. Bei mir war echt was los in letzter Zeit" erkläre ich.
„Erzähl", fordert er mich auf.
„Ich habe mich von Adam getrennt, nachdem er mich betrogen hat", beginne ich.
„Was für ein Ar***loch", flucht Paul.
Ich grinse. Da kommt der große Bruder durch.
„Wie geht es dir?", fragt er dann besorgt, weil er genau weiß, wie viel Wert ich normalerweise auf Treue lege.
„Alles gut."
„Okay, wie ist das passiert? Sonst bist du doch um einiges nachtragender", bohrt Paul ungläubig.
„Ich bin mit jemand anderem zusammen", gestehe ich nach kurzem Zögern.
„Nicht dein Ernst!", ruft Paul.
„Was ist passiert?", höre ich Chris im Hintergrund fragen.
„Sie hat sich Adam getrennt und ist schon mit einem neuen Typen zusammen", berichtete Paul.
Chris fängt an zu lachen.
„Wie ist es denn dazu gekommen?"
Ich fange automatisch an zu lächeln.
„Er ist der jüngste Bruder meines Chefs und hat bei einem Projekt mit mir zusammenarbeiten müssen. Wir haben uns ein paarmal außerhalb der Arbeit getroffen und tja jetzt sind wir zusammen", fasse ich es kurz.
„Krass, Phia." Paul staunt nicht schlecht.
„Ich muss mich jetzt auch fertigmachen. Jace holt mich gleich ab."
„Na, da will ich dich nicht aufhalten. Sehen wir uns bald mal?"
„Spätestens an Weihnachten. Grüß Chris."
„Okay, mache ich. Bis dann."
„Tschüss."Ich hatte mich für ein schlichtes schwarzes Kleid entschieden. Somit ging mein Outfit sowohl gerade als elegant genug, als auch gerade leger genug durch, weil ich ja nicht wusste, wo Jace mit mir hinwollte.
Um kurz nach acht klingelte es dann an der Wohnungstür und als ich sie öffnete stand Jace mit einem Strauß Rosen davor.
Ich merkte wie sein Blick über meinen Körper glitt.
„Hi", sagte er mit seiner sexy rauen Stimme und ich hätte das Abendessen am liebsten ausfallen lassen.
„Hi", bildete ich mir das nur ein oder klang meine Stimme ein bisschen atemlos.
„Hier ich wusste nicht was für Blumen du magst", er überreichte mir den Strauß und fuhr sich dann gestresst durch die Haare: „Ich habe auch noch nie Blume verschenkt. Keine Ahnung, ob man dabei auf irgendetwas besonderes achten muss."
Ich lächle und ziehe ihn zu mir runter, um ihn zu küssen. „Nein, es ist alles perfekt. Danke", hauche ich an seine Lippen.
Zufrieden küsst er mich sanft und ich lasse ihn in die Wohnung.
„Ich stelle die noch schnell ins Wasser, dann können wir los."Das Restaurant das Jace ausgesucht hat ist elegant, das Licht gedimmt, die Atmosphäre angenehm.
Wie ein Gentlemen rückt Jace mir den Stuhl zu recht.
„Heute ganz aufmerksam oder wie?", ziehe ich ihn auf.
Er grinst mich über den Tisch hinweg an und streicht unterm Tische seinen Fuß an meinem.
Ich erwidere automatisch sein Lächeln und für einen Moment sitzen wir uns schweigend gegenüber und sehen uns einfach nur an.Der Abend tut uns beiden gut. Wir haben endlich die Gelegenheit den anderen näher kennenzulernen.
Ich erfahre, dass Jace früher begeisterter Baseballspieler war, genauso wie seine Brüder.
Im Gegenzug dazu erzähle ich ihm, dass ich früher Cheerleaderin war, dass aber irgendwann aufgegeben habe und seitdem aber gerne joggen gehe.
Seine Lieblingsfächer in der Schule waren Kunst, Musik, Sport und zu meiner Überraschung auch Literatur.
„Wow." Ich lache. „In Kunst und Musik bin ich eine Niete aber Literatur hatte ich auch und fand es toll, aber meine absoluten Lieblingsfächer waren Geschichte und Englisch."
„Geschichte." Er schüttelt sich und verzieht gespielt angeekelt das Gesicht, „das hat mir meine Lehrerin damals gründlich versaut."
Wir reden eine Weile über Lehrer bis das Essen kommt.
„Was hast du abgesehen von Baseball außerhalb der Schule gemacht?", frage ich.
„Das müsstest du dir denken können."
„Okay, vermutlich fotografiert", vermute ich.
Er nickt. „Ja. Ich hatte praktisch immer eine Kamera dabei. Ansonsten habe ich schon damals Musik gesammelt."
„Ach ja, die mega Sammlung. Du hast doch gar nicht die Zeit alles zu hören."
Er lächelt. „Aber ich gebe mir Mühe. Es kommt nur ständig etwas dazu."
Es ist schon spät, als wir das Restaurant wieder verlassen.
„Kommst du mit zu mir?", fragt er hoffnungsvoll, während wir Hand in Hand zu seinem Auto laufen.
„Ich muss Morgen früh bei der Arbeit sein und ich habe keine Sachen dabei."
Er zieht mich näher an sich und legt seinen Arm um meine Taillie.
„Du kannst aber mit zu mir kommen", biete ich an, weil ich nicht will, dass er mich loslässt.
„Okay, aber du brauchst dringend ein breiteres Bett", befindet er und ich muss lachen.
„Schon klar, Jace."
„Kommst du nächstes Wochenende mit zu Matts Geburtstag?", fragt Jace.
„Ich...ich weiß nicht. Matthew ist mein Chef, Jace", erinnere ich ihn.
„Und ich bin dein Freund. Was hat denn für dich mehr Bedeutung?", fragt er.
„Eindeutig letzteres, aber es ist trotzdem komisch."
„Mit Anni und Noah verstehst du dich doch auch", erinnert Jace mich.
„Ja, schon. Kommt deine ganze Familie?", erkundige ich mich.
„Ja. Plus Anhängsel."
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Sophia
ChickLitNew York Für manche ist die Stadt das Sprungbrett zum Erfolg, für andere ein Albtraum. Nur mit einem gutbezahlten Job oder einem großen Erbe kann man sich hier eine Wohnung leisten. Sophia will sich endlich von den finanziellen Fesseln ihrer Eltern...