Kapitel 01

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Sunray war alles andere als ein Glückspony. Für ein Pegasuspony waren seine Flügel sehr kurz geraten, so sehr, dass er es mit viel Mühe gerade so schaffte, sich für kurze Zeit wenige Meter über dem Boden zu halten.

Tatsächlich war es ihm nie gelungen wie die anderen Pegasi zu fliegen. Sunray war an die Erde gebunden wie ein Stein.

Sunray lebte in der großen Stadt Hoofston. Er hatte es seiner Mutter und sich selbst nicht immer leicht gemacht. Es war nicht so, dass Sunray den Ärger suchte, eher das Gegenteil war der Fall. Irgendwie schien Sunray die Probleme magisch anzuziehen. Und heute sollte er in den größten Schlamassel seines Lebens geraten.

Es begann mit der großen, neuen Ausstellung im Museum. Verborgene Schätze aus aller Herren Länder lockten unzählige Ponys ins Museum.

Schätze, ferne Länder. Diese Ausstellung war genau nach Sunrays Geschmack, außerdem war der Eintritt heute frei. Dass sich an eben diesen Tag finstere Gestalten mit ebenso finsteren Absichten vor dem Museum befanden bemerkte er nicht, als er durch die Pforten eintrat.

Es herrschte ein gewaltiger Andrang. Sunray versuchte niemanden auf die Hufe zu treten, während er sich durch die Menge einen Weg zu einer Gruppe von Besuchern bahnte, die gespannt einer Ponydame zuhörten, die von dem großen Wandteppich hinter sich berichtete. Soweit Sunray es erkennen konnte, zeigte dieser Wandteppich eine Szene mit drei Ponys und einer geisterhaften Gestalt, die Sunray einen Schauer über den Rücken jagte. Die Ponydame erzählte: „Dieser Teppich stellt den Kampf des Königspaares von Surbonien gegen ihren bösen Widersacher dar, der, um das Königreich an sich zu reißen einen Pakt mit einem bösen Geist einging."

Sunray hatte keine große Lust so einem bösen Geist, wie er hier dargestellt wurde, jemals zu begegnen und er war froh als sich die aufgeregt murmelnden Ponys wieder in Bewegung setzten.

Trotzdem hatte er das unbehagliche Gefühl, dass ihn die Augen des Geistes verfolgen würden und für den Rest der Ausstellung hörte Sunray nur noch mit einem halben Ohr zu.

Bis sie zum letzten Ausstellungsstück kamen: in der Mitte eines sonst leeren und abgedunkelten Raumes stand in einer von Sicherheitsponys bewachten Vitrine ein goldenes Zepter, an dessen Spitze ein Sternförmiges Juwel befestigt war. Obwohl es im Raum nur wenig Licht gab, ging von dem Juwel selbst ein regenbogenartiger Schimmer aus, der alle Ponys in seinen Bann zu schlagen schien. Die Ponys drängten sich so dicht wie möglich um die Samtschnur, als würden sie von dem Stein magnetisch angezogen.

Die Museumsführerin erzählte derweil weiter, obwohl ihr wahrscheinlich niemand wirklich zuhörte: „Dies hier ist der Sterndiamant. Gefunden wurde er in Grabungsstätten in Surbonien. Trotzdem glauben manche, dass es sich um ein Relikt aus der sagenumwobenen Sternstadt handelt. Nur konnte die Existenz dieser Stadt nie bewiesen werden und gilt unter vielen auch heute noch als Mythos."

Die Ponys drängten noch dichter heran und alle machten: „Uuhhhh."

„Bitte halten Sie sich zurück", sagte die Ponydame nervös. „Bei Berührung der Vitrine wird ein Alarm ausgelöst."

Sunray hätte auch gerne etwas gesehen, doch die Masse an Ponys quetschte ihn gegen einen Sicherheitsbeamten, der, unerschütterlich wie ein Fels in der Brandung, sich keinen Millimeter vom Fleck rührte. Die Folge war ein Missgeschick, wie nur Sunray es zustande bringen konnte: zuerst trat er dem Sicherheitsbeamten auf den Huf und als er selbst schnell seinen eigenen wegnehmen wollte, stellte er sich dafür auf den eines Muskelhengstes.

„He, pass doch auf!", schnaubte dieser unwirsch und versetzte Sunray einen kräftigen Schubs, infolgedessen dieser stolperte und bei dem Versuch sich irgendwo festzuhalten, einem Ponymädchen etwas zu nahe kam.

Sunray - Das Geheimnis der Sternstadt (My Little Pony Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt