Kapitel 21

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Mina Taura trug Sunray in ihrer offenen Hand, während sie die andere mit der Fackel hoch erhoben hielt und zielstrebig durch die Dunkelschluchten stampfte. Immer wieder bog sie hier und da ab, mal nach links, mal nach rechts und schnell hatte Sunray die Orientierung verloren, geschweige denn wusste er, wie weit sie bis jetzt gekommen waren.

Den Sterndiamant versteckte er weiterhin unter seinem Flügel und das Herz wurde ihm wieder schwer. Noch nie war er so wütend auf Serenity gewesen. Das Gefühl von ihr betrogen worden zu sein war für ihn kaum zu ertragen.

Hielt sie ihn wirklich für nutzlos? Es gab natürlich eine Menge anderer Ponys die ihr wahrscheinlich besser hätten helfen können, aber trotzdem... Sie hatte doch selbst gesagt, dass sie beste Freunde waren. Warum also hatte sie Sunray eins übergezogen? Hatte sie ihn wirklich loswerden wollen?

Aber eigentlich sollte er sich doch im Moment ganz andere Sorgen machen. Er wurde von einem gewaltigen völlig unbekannten Minotaurus oder Minotaurin immer weiter in die Tiefen der Dunkelschluchten geschleppt.

Er machte sich keine Sorgen wegen Mina, sie schien nett zu sein. Immerhin hatte sie ihn davor bewahrt als Spinnenspeise zu enden. Aber je tiefer er in die Dunkelschluchten kam, desto schwieriger würde es für Serenity oder wen auch immer sein, ihn zu finden.  

Sunray war sich nicht sicher, ob es sich um Mina nicht doch um einen Mann handelte. Soweit er wusste, besaßen nur die männlichen Minotauren Hörner, so wie dieser hier auch, aber das Gesicht war geschminkt, mit Lippenstift und lang gezogenen Wimpern. Außerdem war die Stimme unverkennbar die eines Kerls, auch wenn Mina versucht hatte, sie zu verstellen. Zum Schluss kam noch diese Kleid. Mädchen trugen Kleider, Jungs nicht, aber die ganzen Muskeln, die Statur darunter wirkte äußerst unpassend.

„Sag mal", fragte Sunray vorsichtig. „Bist du ein Mädchen?"

Mina lächelte. „Aber natürlich", sagte sie. „Ich bin die hübscheste Minotaurin weit und breit. Wieso?"

„Ach, nur so", sagte Sunray schnell. Er wollte Mina auf keinen Fall kränken indem er gedacht hatte sie sei vielleicht ein Junge und wenn sie sagte, sie sei ein Mädchen, dann war das auch wohl einfach so.

„Wir sind gleich da", sagte Mina.

„Wo denn?", fragte Sunray verdutzt.

Mina strahlte. „Bei mir zu Hause. Es ist lange her, dass ich Besuch hatte. Eigentlich, um ehrlich zu sein, hatte ich noch nie wirklich Besuch."

Langsam löste sich im Schein der Fackel aus der Dunkelheit eine große, stählerne Tür, die aussah, als hätte man sie einfach an eine Wand der Dunkelschluchten gesetzt und dann vergessen. „Es sieht zwar nicht sehr einladend aus, aber es ist recht wohnlich", sagte Mina, als sie die Fackel in einen Halter steckte und die Tür mit lautem Quietschen öffnete.

Mina hatte recht. Es war eine Kammer (für Minas Ausmaße war es eine Kammer aber für Sunray ein Zimmer in Riesenformat) die beleuchtet wurde durch einen Kronleuchter der zwischen kreuz und quer hängenden Bändern von der Decke hing. Auf dem Boden lagen schöne Teppiche, die Wände waren flickenartig mit Tapete überklebt worden und wo noch ein Stück kahle Wand zu sehen wäre hingen leere Bilderrahmen. In einer Ecke neben einem Regal standen eine Galerie mit Zeichenutensilien, ein Webstuhl und eine Töpferscheibe. Es gab eine Küchenzeile die aussah, als sei sie direkt aus dem Stein gehauen worden, einen Schrank, einen runden Tisch mit einer leeren Vase und Stühlen, ein weiches Bett mit dicken Decken und einen gusseisernen Ofen in dem es fröhlich prasselte.

Nachdem Mina die Tür geschlossen hatte, schienen die dunklen und kalten Dunkelschluchten mit einem Mal meilenweit weg zu sein. Das hier war ein Paradies.  

Sunray - Das Geheimnis der Sternstadt (My Little Pony Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt