Kapitel 19

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„Wo ist der Sterndiamant?"

Lady Mysteria's Stimme überschlug sich in Hysterie.

„Sunray", sagte Serenity. „Sunray muss ihn haben."

„Hol ihn mir!", blaffte Lady Mysteria den Grauen Hengst an. „Hol ihn mir sofort wieder rauf!"

Dovario nickte knapp und sprang kopfüber in die Dunkelschluchten.

Bitte, betete Serenity. Bitte, hol ihn mir zurück!

Sunray stürzte. Er brauchte eine Sekunde um es zu begreifen.

Die Dunkelschluchten trugen ihren Namen zurecht. Selbst helles Tageslicht vermochte es nicht, sie mehr als eine Beinlänge tief zu erhellen. Die Dunkelschluchten sogen alles Licht auf, wie ein Schwamm. Fast im gleichen Augenblick, als ihn der Graue Hengst losgelassen hatte, war er von der Dunkelheit verschluckt worden.

Er hatte sich einmal überschlagen und schon wusste er nicht mehr, wo oben und unten war. Um ihn herum gab es nichts als Schwärze und das Rattern des Windes in seinen Ohren.

Sunray spürte wie mit jeder Sekunde die er fiel, die Angst in ihm Anstieg.

Trotzdem schrie er nicht. Nein, den Schrei schien er verschluckt zu haben.

Er konnte sich nirgendwo festhalten, also streckte er seine kleinen Flügel aus und flatterte so sehr er nur konnte. Tatsächlich minderte es den Sturz einen kurzen Augenblick lang, aber nicht allzu sehr. Er trieb ein Stück weit nach unten, bis seine Flügel an Kraft verloren und ihm den Dienst versagten und er wieder ungehindert in die Tiefe stürzte.

Dovario schoss wie ein Pfeil hinab. Er musste den Pegasus finden, bevor er zu tief gefallen war. Denn er wusste, selbst wenn er den Sterndiamant auf dem Boden der Dunkelschluchten finden würde, könnte er nicht wieder einfach so hinauf fliegen. Die Dunkelschluchten waren einst von den Herrschern des Sternkönigreichs als Gefängnis genutzt worden, weil sie alle möglichen Formen von Magie blockierten, die von Einhörnern, von Pegasi und alle möglichen anderen ebenfalls. Würde er also zu spät kommen, konnte es sein, dass er dort unten gefangen bleiben würde und selbst Lady Mysteria würde ihn nicht hinaus beschwören können.

Er konnte schon spüren, wie seine magischen Kräfte aufgesogen wurden, wie von einem schwarzen Loch.

Zum Glück machte ihm die Dunkelheit nichts aus. Er konnte genug sehen. Ja, er sah den kleinen Pegasus schon, geradezu leuchtend gelb in der Dunkelheit. Er schlug wie wild mit seinen jämmerlichen Flügeln um den Sturz zu lindern. Und das fand Dovario doch schon sehr merkwürdig. Wenn er selbst es schon merkte, wie die Dunkelschluchten an seinen Kräften zerrten, wie konnte es sein, dass dieser Pegasus mit einem solchen Paar kümmerlicher Schwingen immer noch in der Lage war mit seinen Flügeln zu schlagen? So als ob der Zauber der Dunkelschluchten keine Wirkung auf ihn hätten.

Dovario's Neugier auf den Pegasus war wieder deutlich gestiegen. Was bist du nur?, fragte er sich und schlug noch einmal kräftig mit seinen Flügeln.

Aber er schien nicht der Einzige zu sein, der den Pegasus entdeckt hatte. Etwas bewegte sich unter ihnen. Dovario sah es zwar nicht, aber spüren konnte er es allemal. Etwas sehr sehr großes, das es den Wind zum Rauschen brachte und schnell höher stieg.

Dovario schlug ein kräftiges Mal mit den Flügeln und legte sie an, sodass er auf Sunray zuschoss, wie eine Kanonenkugel. Er sah noch, wie ihn der Pegasus überrascht ansah, als er ihn schon mit sich riss.

Und im selben Moment stieß ein gewaltiges Tier an ihnen vorbei. Es war so groß, dass ein normales Pony für es nur ein kleiner Happen wäre. Es hatte zwei weite ledrige Flügel, aber keine Federn, große spitze Ohren, kleine rote Augen, zwei silberne Fangzähne im Maul und unter der platten Nase wuchsen Haare die sie wie zwei dünne Schleier hinter sich herzog. Es war eine Dunkelschluchten-Fledermaus.

Sunray - Das Geheimnis der Sternstadt (My Little Pony Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt