Während Sunray mit dem Berg an Geschirr in der Küche kämpfte, wurde Serenity von Sunrays Ma in ein kleines Wohnzimmer gebracht. Im Kamin brannte Feuer und auf dem Sims reihten sich Bilder der Kinder. Auf einigen spielten sie, auf anderen lachten sie, auf wieder anderen balgten sie.
Serenity ging die Reihe der Bilder entlang und erkannte auf einigen Sunray. Komisch. Je älter er wurde, desto mehr Kinder waren auf den Bildern. Manche die älter waren als andere tauchten erst nach den jüngeren auf. Wie war das möglich?
„Entschuldigen Sie", sagte Serenity. „Aber sind das alles ihre Kinder?"
Sunrays Ma blickte lächelnd auf die Fotos. „Ja, das sind alles meine Kinder. Ich weiß was du sagen willst und du hast recht. Ich bin nicht ihre leibliche Mutter, aber das muss ich auch gar nicht sein um sie so zu lieben wie nur eine Mutter es kann. Über die Jahre wurden es immer mehr. Aber Sunray war der erste." Sie nahm ein Foto und reichte es Serenity. Darauf war ein ganz kleiner Fohlen Sunray zu sehen, wie er alle Viere von sich gestreckt mit dem Bauch über einer Couchlehne lag und tief und fest am schlafen war.
„Das war kurz nachdem ich ihn gefunden habe. Der arme Kerl. Ich weiß nicht wieso, aber eines Abends schau ich aus dem Fenster und seh ihn da Mutterseelenallein die Straße entlangstreifen. Er hatte keinen Vater und auch keine Mutter. Da hab ich ihn aufgenommen. Ich hab ihn hochgehoben und gesagt: Ab heut bin ich deine Ma. Und mit der Zeit wurden es immer mehr. Aber Sunray war der erste. Er war mein Ansporn, verstehst du? Sunray ist jemand dem man begegnet und dann nicht mehr aus seinem Leben wegdenken möchte, selbst wenn er am Anfang etwas schwierig ist.
Aber leider...", sagte Sunray Ma und verstummte plötzlich mit einem traurigen Lächeln.
„Was?", fragte Serenity.
„Ach, es ist nur... Sunray ist ein guter Junge, vom ganzen Herzen. Und vom ganzen Herzen liebe ich ihn, nur schafft er es nicht, auf eigenen Hufen zu stehen. Sunray versucht immer dem Ärger aus dem Weg zu gehen oder wenigstens so schnell wie möglich los zu werden. Aber heute hat er sich dazu entschieden allen Ärger über sich ergehen zu lassen und der Grund dafür bist du."
Sunrays Ma klang ungeheuer stolz. „Es wird schon lange Zeit, dass Sunray für eine Sache einsteht. Er muss lernen eigene Entscheidungen zu treffen und mit den Konsequenzen zu leben, ohne dass ich ihn wieder raushaue."
Serenity war sich nicht sicher, ob sie darauf etwas antworten sollte.
„Wusstest du, dass Sunray schon ewig davon träumt, die Welt zu sehen? Ich sehe ihn immer in die Ferne schauen, aber er schafft es einfach nicht sich ins Blaue zu stürzen und loszuziehen. Er braucht einen Ansporn, etwas das ihn dazu bringt den ersten Schritt zu machen.
Ich glaube, dass du genau das Pony bist, auf das wir gewartet haben.
Sunray wirkt auf den ersten Blick ungeschickt und hilflos. Aber in ihm steckt noch so viel mehr. Er muss nur lernen es zu zeigen. Und das kann er nicht, wenn er ewig nur zu Hause bleibt.
Danach brachte Sunrays Ma Serenity auf Sunrays Zimmer, die typische Rumpelbude eines Jungen, mit herumliegenden Klamotten und verstreuten Spielsachen, einem Globus in einer Ecke einem Regal mit abgegriffenen Büchern und einer Hängematte unter dem Fenster das zur Straße zeigte. Sunrays Ma holte eine große Strohmatratze hervor und breitete einige Kissen und Decken darauf aus.
Serenity fühlte sich plötzlich sehr Müde. Ein paar Stunden Schlaf würden ihr bestimmt nicht schaden. Sie legte sich aufs Bett und schlief fast sofort ein. Und sie konnte sich nicht erinnern, jemals so gut geschlafen zu haben.
Nach einiger Zeit kam Sunray ins Zimmer, wobei er natürlich prombt über irgendetwas stolperte und mit einem dumpfen Aufschlag auf die Nase fiel.
Serenity schlug die Augen auf.
„Tut mir leid", flüsterte Sunray. „Ich wollte dich nicht wecken."
„Ist schon okay", erwiderte Serenity und setzte sich auf.
Einen Moment lang herrschte Schweigen.
Sunray brannte eine Frage auf der Zunge, auch wenn er sich sehr unwohl fühlte sie zu stellen. „Was", fragte er langsam, „hast du jetzt eigentlich vor?"
Serenity hob fragend die Augenbrauen.
„Ich meine, du kannst gerne hier bleiben, wenn du willst", sagte Sunray schnell. „Das ist kein Problem. Aber Ma hat recht. So ein wertvoller Diamant kann hier nicht bleiben. Und zurückbringen wirst du ihn ja wohl auch nicht, oder?"
Serenity sah Sunray an und sagte: „Ich muss in die Sternstadt."
„Okay, und wie kommt man da hin?", fragte Sunray.
Serenity war verwundert.
Hätte sie das zu anderen Ponys gesagt, wäre sie ausgelacht und für verrückt erklärt worden. Man hätte sie für schwachsinnig gehalten und für eine Lügnerin. Niemand hätte ihr geglaubt.
Aber Sunray tat es. Sunray war anders.
Auf eine nette Art war er eigentlich einfach nur Naiv. Ihr einfach so zu glauben, was sie da sagte.
Aus ihrer Satteltasche holte Serenity die Karte heraus, eine Schriftrolle, die in einem hübschen Gehäuse aus Metall aufgerollt war.
Sie entrollte das Papier und legte es zwischen sich und Sunray auf den Boden. Sunray schaute es nachdenklich an. Dann sah er auf.
„Was ist das?", fragte er.
„Das ist die Karte zur Sternstadt", antwortete Serenity.
„Aber", sagte Sunray. „Da steht ja gar nichts drauf."
Er hatte recht. Das Papier war völlig unberührt, abgesehen von einigen Zeilen am Rand.
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Sunray - Das Geheimnis der Sternstadt (My Little Pony Fanfiction)
AdventureNicht genug, dass Sunray als Pegasus viel zu kurze Flügel hat, nein, er gehört auch noch zu der Sorte Pony, die das Unglück scheinbar magisch anziehen. Aber das hätte er sich niemals träumen lassen: Ein katastrophaler Museumsbesuch, dunkle Mächte, g...