Kapitel 12 ~ 17. Dezember

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Meine Gastfamilie ist echt nett. Camilla und Leonardo, meine Gasteltern haben mich gut aufgenommen. Auch die Sprache, also logischerweise Italienisch, bereitete mir keinen großen Probleme. Camilla ist außerdem der ungefähr lieblichste Mensch, den ich je kennenlernen durfte. Als ich gestern Abend angekommen bin, umarmte sie mich erst einmal. Anfangs war ich etwas überrumpelt, doch schlussendlich waren die Arme der etwas kurvenreicheren Dame doch nicht so schlimm. 

Leonardo war weniger aufgeschlossen, er kommt mir irgendwie vor wie ein Opa, er sieht aber nicht aus wie einer. Die Beiden haben noch einen Sohn, der ungefähr zwei Jahre älter ist als ich, also musste er um die neunzehn Jahre alt sein. Doch sie waren im Thema ihres Sohnes sehr zurückhaltend. Als ich gestern Abend fragte, wieso er denn nur selten da sei, fielen die Beiden in ein betretenes Schweigen. Sie sagten mir nur, dass ich ihn, auch wegen meiner "Krankheit" meiden solle, seine Lebensart sei etwas ungesund. Ich mied ab dann das Thema. 

Doch heute Abend waren die Beiden in heller Aufregung. Ihr Sohn hat sich gemeldet und er solle zum Abendessen kommen. Auch ich war etwas aufgeregt. Ich hatte keine Ahnung, was auf mich zukommen würde.

Es klingelte, Camilla war noch dabei den Tisch zu decken und Leonardo nippte gemütlich an seinem Kaffee, las seine Zeitung und machte keinerlei Anstalten aufzustehen. Also lief ich ein klein wenig nervös zur Tür und machte auf. Meine Miene wechselte von glücklich zu misstrauisch. Der Typ, der da stand, sah aus wie einer dieser Klischeemänner aus irgendeinem Hollywoodfilm. Also um es so zu sagen, er sah schlichtweg zu gut aus. Er hatte keinerlei erkennbare Makel. Ich hasste das.

Doch ich erkannte schnell sein Makel, seine Persönlichkeit. Er hatte einen verdammt scheiß Charakter. Immerhin der Charakter machte ihn menschlich. Ansonsten  hätte ich Camilla nicht geglaubt, dass ihr Sohn ein Mensch ist. Keiner ist ganz perfekt. (Ausser Benedict Cumberbatch) Nach dem Abendessen, bevor er wieder abzog, fragte er mich, ob ich nicht ein wenig mit ihm rauskommen möchte. Es war schon langsam dunkel.

"Zigarette?"

"Schnauze."

"Du rauchst nicht?"

"Idiot."

Okay ich war wohl etwas unfreundlich, aber sonst ging ich mit Außenstehenden auch so um. Seine Eltern waren die einzigen, bei denen ich es nicht übers Herz brachte gemein zu sein. außerdem werden sie nicht trauern müssen, wenn ich sterbe, denn sie werden es wohl kaum mitbekommen. 

"Sorry, Eiskönigin. Ich dachte nur, das helfe dir ein wenig runterzukommen."

"Ich brauche nicht runterzukommen."

"Glaub mir, das brauchst du doch, sag meinen Eltern ich komme morgen wieder. Und du kriegst dich bis dahin einfach mal ein. Dann schauen wir mal, ob ich die Eisprinzessin ein wenig auftauen kann."

"Halt einfach deine Fresse, bitte."

"Ähm nö."

Und dieser Volltrottel ging einfach. Charmant. Ich richtete seinen Eltern das aus, die sich sofort wie zwei Verrückte freuen. Die restlichen zwei Sätze ließ ich vor ihnen einfach aus, ich wusste nicht, wie sie reagieren würden, wenn sie wüssten, was ihr Sohn für ne Scheiße labert. 


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Hab nur ich das Gefühl oder ist dieses Kapitel echt ziemlich lang? Also lang für meine Verhältnisse? Auf jeden Fall ist es rechtzeitig. 

Schnauze!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt