Kapitel 4

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Tief sog ich den Geruch von Benzin und abgefahrenen Reifen ein. Die Geräusche der schnurrenden und heulenden Motoren, aus der Ferne, drangen in mein Ohr. Allein das hatte gereicht, damit ich wieder diesen Anflug des Rausches verspüren konnte. Aufgeregt beschleunigte ich meine Schritte, während mein Herz in meiner Brust mittlerweile tat was es wollte. Zwar war es gerade mal zwei Wochen her, seit ich das letzte mal hier gewesen war, und doch fühlte es sich so an, als wäre es eine Ewigkeit gewesen.
>>Man, Selene! Jetzt warte doch!<<, brüllte Kayla hinter mir, doch ich dachte nicht mal daran. Dafür war ich viel zu aufgeregt. Das Gebäude vor mir zog mich praktisch magisch an, sodass ich sogar meine beste Freundin vergaß.
Ich trat durch die Metalltür und durchquerte die Halle, in der sich mehrere Autos und Motorräder befanden. Einige waren bereits auf Hochglanz poliert worden, während andere wiederum auseinander gebaut waren und nur darauf warteten repariert zu werden.
Je näher ich dem Hinterausgang kam, desto lauter waren die Motoren und der Jubel anderer. Mein Blut kochte und das Adrenalin begann seine Arbeit zu erledigen. Ich fühlte mich großartig.
Breit grinsend trat ich durch die zweite Tür und atmete erneut tief durch. Zwei Raser sausten gerade auf der Strecke und damit auch an der Zuschauermenge vorbei und wieder ertönte der Jubel. Die Fahrer wurden angefeuert und Wetten wurden abgeschlossen. Ich liebte es hier zu sein. Wenn ich nicht gerade mit meinen Freunden Extremsport machte, holte ich mir meine Kicks hier. Die Rennstrecke befand sich etwas außerhalb von Atlanta. Sie war wirklich beliebt. Tagsüber wurde sie für die seriösen und legalen Trainingsfahrten benutzt, doch abends ging es hier dann richtig los. Hier versammelten sich alle Straßenrennliebhaber aus der Gegend. Fuhren die Rennen und sackten jede menge Geld ein. Es war ein guter Ort, um sich nebenbei etwas dazu zu verdienen.
>>Sel! Kay!<<, rief mir eine allzu bekannte Stimme und kurz darauf tauchte der große Blondschopf vor uns auf. Für sein alter war er noch immer ziemlich gut aussehend und auch gut gebaut. Er war Ende dreißig und doch sah er aus als wäre er gerade mal Ende zwanzig. Seine blonden Haare waren kurz geschnitten und besaßen noch immer diesen gewissen Glanz. Sein Gesicht zeigte keine einzige Falte. Lässig gekleidet stand er vor mir und sah mich mit seinen schokobraunen Augen an.
Jayden Monroe. Ihm gehörte der ganze Laden. Wir kannten ihn bereits seit acht Jahren. In dieser Zeit wurde er zu einem wirklich guten Freund.
>>Jay<<, lächelte ich und ließ mich von ihm in eine innige Umarmung nehmen. Nachdem er mich losgelassen hatte, war auch Kayla dran.
>>Kommt mit. Die Anderen sind auch schon da<<, sagte er und zog uns beide hinter sich her zu der Menge. Mir war klar, dass Mia, Mika und Nick ebenfalls hier sein würden. Sie ließen sich die Gelegenheit nicht entgehen, um an einem Rennen teilzunehmen. Wir hatten nun mal alle die gleichen Gedanken. Allein deshalb war unsere Freundschaft wirklich unzerstörbar.
Bei ihnen angekommen, begrüßten wir uns erstmal alle und ich stellte mich an die Absperrung, um gebannt das kleine Rennen zu beobachten. Es war zwar nur eine Aufwärmrunde, doch die Teilnehmer würden bei einem Sieg so oder so einen ziemlichen Batzen Geld gewinnen.
>>Ist sie bereit?<<, fragte ich ganz aufgeregt und wandte mich an Jay, der mich nur wissend angrinste.
>>Na klar.<<
Quiekend klatschte ich in die Hände und folgte ihm gleich zurück in die Werkstatt.

Die nachtblaue Yamaha grinste mich bereits freudig an. Hätte ich mich in dem Moment selbst gesehen, hatte ich dieses grelle strahlen in meinem Gesicht entdeckt, als ich dieses wunderschöne Monster fixierte. Langsam fuhr ich mit den Fingern über das kühle Leder des Sitzes und spurte bereits dieses Kribbeln in den Fingerspitzen.
Ich hatte mein Baby vermisst. Sehr sogar. In den letzten zwei Wochen hatte ich keine Chance gehabt auf ihr zu fahren. Sagen wir mal so, das letzte Rennen war nicht gerade gut verlaufen. Aber meine schuld war es nicht. Der Vollidiot, der mein Gegner war, hatte ja keine Ahnung wie man richtig fuhr. Er hatte mich bei der letzten Kurve geschnitten, sodass ich das Gleichgewicht verlor und das Rennen damit vorbei war. Zu meinem Glück war mir nichts passiert, bis auf den blauen Fleck an meiner Hüfte, doch meine Maschine hatte so einiges abbekommen, als sie gegen den Pfosten gekracht war. Das musste Jay erst einmal wieder auf die Reihe kriegen.
>>Sie ist wie neu<<, meldete sich dieser zur Wort und als ich ihn anschaute, sah ich das belustigte Schmunzeln auf seinen Lippen.
Meine Rennen erledigte ich hauptsächlich mit dem Motorrad. Ich bevorzugte dies, da ich mit einem Motorrad einfach besser war, als mit dem Auto. Ein Motorrad war flexibler und das passte mir viel besser, denn dadurch konnte ich viel mehr anstellen. Natürlich gab es auch mal das ein oder andere Rennen mit dem Auto, doch ich blieb immer dem nachtblauen Monster treu.
>>Danke<<, hauchte ich erfreut, zog die Stütze zurück und führte sie nach draußen.

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